Mit der Personale „Isolde Maria Joham. Eine Visionärin neu entdeckt“ widmet die Landesgalerie Niederösterreich in Krems der Künstlerin und Würdigungspreisträgerin des Landes Niederösterreich des Jahres 2021 die bisher umfassendste Werkschau, die bis 9. Oktober zu sehen ist.
„Wie viele Künstlerinnen ihrer Generation steht auch Isolde Maria Joham im Schatten der österreichischen Kunstgeschichtsschreibung. Die Ausstellung in der Landesgalerie verfolgt das Ziel, den Stellenwert ihres Oeuvres neu zu bestimmen“, so Gerda Ridler und Alexandra Schantl, die Kuratorinnen der Ausstellung. Gelungen ist das offensichtlich mit dieser beeindruckenden Retrospektive, die den vielen Facetten in diesem reichhaltigen Werk gerecht wird.
Von der Glaskunst zu großformatigen Bildern
Johams Anfänge liegen in der Glaskunst, wovon u.a. Auftragswerke – etwa im Wiener Museum für angewandte Kunst und in einigen Kirchen – Zeugnis ablegen. Joham – geboren am 28. Mai 1932 im steirischen Mürzzuschlag und seit 1973 mit ihrem Ehemann, dem Bildhauer Gottfried Höllwarth, in Hainfeld lebend – hatte von 1972 bis 1993 die Leitung der Klasse für Glasgestaltung an der Hochschule für angewandte Kunst inne.
Pop Art, Pikachu und kritische Perspektiven
Ab den frühen 1980er-Jahren erfolgte die Zuwendung zur Malerei. Ihre großformatigen Bilder handeln von der Auseinandersetzung mit dem Themenkomplex Mensch-Natur-Technik. Dabei kommen oft durchaus kritische Perspektiven ins Spiel, etwa bei der Darstellung von drei Laboraffen im Atomreaktor. „Mein Ziel ist immer dasselbe“, wird Joham zitiert: „Den Menschen Anstöße zu kritischer Betrachtung unserer Umwelt zu geben. Ich will nicht anklagen, ich will aufmerksam machen.“
Hinschauen statt wegsehen soll der Betrachter, nicht nur in der Kunst, sondern auch in der Realität, die sich bei Joham als ausschnittweise Blow-ups findet. In ihren späteren Bildern beschäftigt sich die Künstlerin mit dem Traum vom künstlichen Menschen. Dabei bilden der Roboter Marvin aus dem verfilmten Roman „Per Anhalter durch die Galaxis“ und das fröhliche Taschenmonster Pikachu aus dem Pokemon-Videospiel oft wiederkehrende Motive.
Eine Ausnahmekünstlerin der Kunstszene
„Isolde Joham zählt zu den Ausnahmekünstlerinnen der österreichischen Kunstszene, da sie als Malerin eher einer internationalen, besonders amerikanischen und ostasiatischen Orientierung gefolgt ist“, schrieb im Vorjahr Brigitte Borchhardt-Birbaumer anlässlich der Verleihung des Kulturpreises des Landes Niederösterreich im Bereich Bildende Kunst an Isolde Maria Joham. Ihre großformatige Malerei zeichne sich durch die Abbildung des modernen Lebens aus, „besondere Ikonografien sind asiatische Massenware wie Drachen und alltägliche Comicfiguren aus Tourismuskitsch, verbreitet über die neuen Medien“, so Borchhardt-Birbaumer.