Rechnung, Geldscheine und ein Taschenrechner
APA/ROLAND SCHLAGER
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Wirtschaft

Energiekosten lassen Verschuldung steigen

Die Zahl der Beratungsgespräche bei der Schuldnerberatung Niederösterreich war in den ersten drei Monaten des Jahres 2022 deutlich höher als im Vorjahr. Grund sind vor allem die hohen Energiepreise, die vielen Menschen zu schaffen machen.

Von Jänner bis März verzeichnete die Schuldnerberatung Niederösterreich heuer 1.965 Beratungsgespräche. Zum Vergleich: Im selben Zeitraum des Jahres 2021 waren es 1.682. Damit stieg die Zahl der Beratungsgespräche heuer um 16,8 Prozent an.

„Es kommen vermehrt Klientinnen und Klienten zu uns, die Probleme haben, die monatlichen Energiekosten zu bezahlen“, begründet Michael Lackenberger, Geschäftsführer der Schuldnerberatung Niederösterreich, den Anstieg. Dabei gehe es meist nicht darum, die Jahresrechnung zu begleichen, vielmehr würden die deutlich gestiegenen monatlichen Vorschreibungen der Energielieferanten Menschen mit geringem Einkommen vor Probleme stellen.

Die Teilzahlungen seien aktuell um bis zu 70 Prozent höher als noch vor einem Jahr. „Energiekosten betreffen uns alle. Wenn man aber von vornherein sehr knapp budgetiert ist und unter dem Monatsbudget nur eine Null stehen hat, vielleicht sogar noch eine Schuldenregelung mit dem Monatsbudget finanzieren muss, dann ist es für viele fast nicht mehr zu schaffen“, so Lackenberger.

„Manche müssen in eine kleinere Wohnung umziehen“

Wendet sich jemand an die Schuldnerberatung, sei die Vorgehensweise zu Beginn meist ähnlich, sagt Lackenberger: „Wir machen gemeinsam ein Haushaltsbudget und schauen uns an, wo es noch Einsparungsmöglichkeiten gibt.“ Mittlerweile reiche das aber oft nicht mehr aus: „In vielen Fällen geht das nicht. Wir haben Klienten, die in eine kleinere Wohnung umziehen müssen, weil sich die Energiekosten so entwickelt haben, dass sie Strom und Gas nicht mehr bezahlen können.“

Laut Experten ist es aber wichtig, rechtzeitig zur Schuldnerberatung zu gehen. Denn Berechnungen würden zeigen, dass sich Schulden, die nicht bezahlt werden, binnen acht Jahren verdreifachen, erklärt der Chef der Dachorganisation der staatlich anerkannten Schuldenberatungen, Clemens Mitterlehner.

Basis-Finanzwissen oft mangelhaft

Lackenberger kritisiert außerdem, dass das Basiswissen rund um Finanzen insbesondere bei Jugendlichen immer schlechter werde. Mit Workshops an den Schulen versuche man, das zu verbessern. Beim Basis-Finanzwissen gehe es nicht um Aktien oder Bitcoin, betont er, sondern etwa um Begriffe wie Zinsen und Zinseszinsen oder darum, ob ein Mobiltelefon mit oder ohne Vertragsbindung auf mehrere Jahre gerechnet billiger kommt, erklärt der Experte.

Auch klassische Verkaufstricks im Supermarkt würden in den Schul-Workshops analysiert. Ebenso werde auf eine der wichtigsten Basis-Informationen hingewiesen: Der teuerste Kredit sei nämlich, sein Konto zu überziehen. Wie wichtig es ist, die Grundlagen der eigenen Finanzen zu verstehen, zeigt sich deutlich am Alter der Hilfesuchenden: Knapp ein Viertel der Klienten bei den Schuldnerberatungsstellen ist 30 Jahre alt oder jünger.