Wirtschaft

Pellets um mehr als 50 Prozent teurer

Holzpellets sind im Mai im Vergleich zum Vorjahresmonat um 53,6 Prozent teurer geworden. Mit 334 Euro pro Tonne wurde ein neues Rekordniveau erreicht. Eine Preisentspannung sollen vier neue Pelletierwerke in Niederösterreich bringen.

Mit einem Preis von 334 Euro pro Tonne im Mai ist der österreichische Pelletspreis zwar immer noch günstiger als in den Nachbarländern Schweiz (460 Euro pro Tonne) und Deutschland (385 Euro pro Tonne), jedoch ist er in nur einem Jahr um 53,6 Prozent gestiegen. Noch nie war der Pelletspreis in Österreich so hoch wie im heurigen Mai.

Schuld daran tragen eine Reihe von Faktoren, wie Christian Rakos, Geschäftsführer der Interessensvertretung der Pelletsbranche proPellets Austria, erklärt. Zum einen seien die Produktionskosten aufgrund des hohen Holz- und Strompreises extrem gestiegen. „Sägespäne sind in Wahrheit ein sehr wertvolles Produkt“, so Rakos. Waren sie früher ein Abfallstoff für die Sägewerke, entwickelten sie sich in den vergangenen Jahren zu einem lukrativen Geschäft. Gleichzeitig wird für das Pressen der Späne zu Pellets viel Strom benötigt. Der wiederum ist teuer, somit steigen die Gesamtproduktionskosten für Pellets.

Hohe Nachfrage nach österreichischen Pellets im Ausland

Einen weiteren Faktor für den massiven Preisanstieg sieht Rakos in den Lieferengpässen bedingt durch den Krieg in der Ukraine. Russland, Belarus und die Ukraine sind selbst große Pelletsproduzenten, derzeit dürften bzw. könnten sie den europäischen Pelletsmarkt nicht bedienen. Für eine Reihe von Nachbarländern Österreichs entstehe dadurch ein Mangel, die Nachfrage nach Pellets aus Österreich steigt. Österreich ist Nettoexporteur: Von den jährlich 1,6 Millionen Tonnen erzeugten Pellets exportiert Österreich im Jahr 2022 etwa 700.000 Tonnen ins Ausland, 300.000 Tonnen sollen importiert werden.

Schließlich führen die hohen Preise für Kohle und Emissionszertifikate zu einem Umdenken in der Energieerzeugung. Anstatt Kohle zu verfeuern sei es für Kraftwerke mittlerweile wirtschaftlicher, Pellets zu verbrennen. Gleichzeitig steigen aufgrund des hohen Gaspreises auch immer mehr Privathaushalte auf Pelletsheizungen um. Die massiv gestiegene Nachfrage drücke die Preise nach oben, heißt es.

Rund 2,5 Millionen Tonnen Mehrbedarf

Für 2022 erwartet proPellets Austria deshalb einen europaweiten Mehrbedarf von rund 2,5 Millionen Tonnen Pellets aus Österreich. Um den Bedarf zu decken, wird die Zahl der Pelletierwerke in Österreich von 40 auf 51 ausgebaut. Vier der elf neuen Produktionsstandorte werden in Niederösterreich entstehen. In Sollenau (Bezirk Wiener Neustadt), Neunkirchen und Göpfritz an der Wild (Bezirk Zwettl) sind neue Werke geplant, in Ybbs wird eine bestehende Anlage erweitert. Die vier neuen Pelletierwerke sollen noch heuer oder kommendes Jahr in Betrieb gehen.

Verbrauchern rät proPellets Austria, nicht auf eine Frühjahrspreisaktion wie in vergangenen Jahren zu warten. „Wir empfehlen unseren Kundinnen und Kunden ihre Pellets für den kommenden Winter bald zu bestellen", so Rakos. Allerdings sollte man keinesfalls mehr als die benötigte Menge für den kommenden Winter einlagern. „Für das nächste Jahr erwarten wir eine deutliche Entspannung am heimischen Pelletsmarkt, aufgrund der zahlreichen neuen Werke, die derzeit im Bau sind“, so Rakos. Er erwartet mit dem erweiterten Angebot einen sinkenden Pelletspreis.

Branche fordert bessere Waldnutzung

„Die Pelletbranche investiert hunderte Millionen Euro, damit die Versorgung langfristig gesichert ist, wir brauchen aber auch die Unterstützung der maßgeblichen politischen Entscheidungsträgerinnen und -träger“, so Branchenvertreter Rakos. Ähnlich wie bei Öl und Gas fordert er eine gesetzlich verpflichtende Bevorratung von Pellets, um die Auswirkungen von unerwarteten Ereignissen preislich abfedern zu können.

Zudem fordert er eine intensivere Nutzung des österreichischen Waldes. „Wir haben in Österreich etwa 80 Millionen Festmeter Durchforstungsrückstände, also Bäume, die dem Wald nicht gut tun, weil sie zu dicht stehen.“ Derzeit nutze man deutlich weniger Holz als pro Jahr nachwachse. Hier sieht proPellets Austria ein großes ungenutztes Potential für Bioenergie.