Ölmühle Kautzen Waldland
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Wirtschaft

Neue Ölmühle gegen Speiseölknappheit

In Kautzen (Bezirk Waidhofen an der Thaya) ist eine neue Ölmühle in Betrieb gegangen. Sie soll helfen, in Niederösterreich die Versorgung mit Speiseöl zu verbessern. Das Land möchte nämlich die Eigenproduktion von Speiseöl stark erhöhen.

Nur 40 Prozent des Sonnenblumenöls und sogar nur 26 Prozent des in Österreich verkauften Rapsöls werden in heimischen Pressanlagen produziert. Während der Eigenversorgungsgrad bei anderen Lebensmitteln – etwa bei Getreide und Kartoffeln – bei über 90 Prozent beträgt, liegt er bei Speiseölprodukten durchschnittlich bei 25 Prozent. Der Bedarf wurde bis dato über Importe gedeckt, unter anderem aus der Ukraine. Seit dort aber Krieg herrscht, ist die Versorgungslage unsicherer geworden.

Die neue Ölmühle der Firma Waldland sei deshalb von großer Bedeutung für die Versorgungssicherheit in Österreich, so der für Landwirtschaft zuständige Landeshauptfraustellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) bei der Eröffnung der Mühle: „Der Krieg, aber auch zuvor schon die Pandemie, haben uns vor Augen geführt, wie abhängig wir von Importen geworden sind." Der EU warf Pernkopf vor, die Produktion von mehr Lebensmitteln zu behindern statt zu fördern: „Manche in der Europäischen Union meinen, mit dem Green Deal sollte man weniger Lebensmittel selbst produzieren. Dann hat man zwar zwischen Lettland und Spanien mehr Blühstreifen, aber auch mehr Kondensstreifen am Himmel“, so Pernkopf.

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Feld Waldviertel
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1.000 Bauern – mit einer Anbaufläche von 4.500 Hektar – beliefern den Kräuter- und Saatenhersteller Waldland
Ölmühle Kautzen
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Die Produktion in der Ölmühle in Kautzen wurde verdreifacht
Kaltpressanlage Öl
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In der Ölpresse wird das Öl, in diesem Fall Leinöl, aus den Saaten herausgepresst
Filterungsanlage Speiseöl
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Anschließend wird das Öl unter großem Druck gefiltert – oben fließt es ungefiltert, unten nach der Filtrierung
Öltanks Speiseöl
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In sechs Tanks mit je 30.000 Litern Fassungsvermögen wird das frisch gepresste Öl gelagert …
Abfüllanlage Speiseöl
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… bis es in der hauseigenen Abfüllanlage in die Flaschen kommt
Ölsaaten
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Übrig bleibt nach der Pressung der Presskuchen (jeweils rechts) – ein Kraftfutter und Nahrungsergänzungsmittel

7.000 Tonnen Speiseöl pro Jahr werden hergestellt

In sechs 30.000-Liter-Tanks befindet sich in Kautzen jetzt die erste Charge des frischgepressten Öls. Durch die Erweiterung der Mühle verdreifachte sich die Produktionsleistung am Standort von vormals 2.500 Tonnen auf 7.000 Tonnen Speiseöl pro Jahr.

Kaltgepresste Pflanzenöle zeichnen sich durch einen hohen Anteil ungesättigter Fettsäuren bzw. Omega-3-Fettsäuren aus. Bei der Kaltpressung sei die Ausbeute zwar geringer als bei der Heißpressung, wertvolle Inhaltsstoffe blieben dafür aber erhalten, heißt es.

Besonders Raps-, Sonnenblumen-, Traubenkern- und Leinsamenöle werden in Kautzen kalt gepresst und abgefüllt. Gemeinsam mit dem Standort in Oberwaltenreith (Bezirk Zwettl) sei Waldland damit der größte Erzeuger kaltgepressten Öls in Österreich, so Produktionsleiter Hannes Blauensteiner.

Auch das Abfallprodukt, der sogenannte Presskuchen, sei mittlerweile ein gefragtes Produkt, so Blauensteiner. Wegen des hohen Eiweißgehalts erfreue er sich bei vielen Bauern in der Region als Kraftfutter für Schweine und Kühe großer Beliebtheit. Und auch als Nahrungsergänzungsmittel im Pharmabereich würde er immer beliebter, heißt es.

Nach Großbrand „auf sehr gutem Weg“

1.000 Bauern sind bei dem Kräuter- und Saatenhersteller Waldland mittlerweile unter Vertrag. Erst im vergangenen November führte ein technischer Defekt in einer Kräutertrocknungshalle in der Unternehmenszentrale in Oberwaltenreith zu einem Großbrand mit einem Schaden im zweistelligen Millionenbereich – mehr dazu in Großbrand bei Waldland: Feuer flackerte wieder auf (noe.ORF.at; 9.11.2021). Mittlerweile wird die betroffene Halle wieder aufgebaut.

„Wir sind auf einem sehr guten Weg, sind im Zeitplan und können den Ausfall gut kompensieren“, so Waldland-Geschäftsführer Franz Tiefenbacher: „Wir konnten die Anbauflächen im Umfang von 4.500 Hektar trotz des Brandes stabil halten.“ Im August, pünktlich zur Sommerernte, soll die wiederaufgebaute Trocknungshalle in Betrieb gehen.