Es sind Wälder von Windkraftanlagen, die vom Weinviertel aus ganz Österreich mit Energie versorgen. Damit der Strom dorthin kommt, wo er gebraucht wird, war eine neue Leitung nötig, die die Austrian Power Grid (APG) in den vergangenen sechs Jahren baute. Die APG ist Betreiberin des überregionalen Stromtransportes in Österreich und liefert mit den 380-KV-Leitungen an die kleineren Leitungen – etwa die der EVN-Tochter Netz Niederösterreich (Netz NÖ) mit ihren 110-KV-Leitungen – weiter.
Die neue Leitung verläuft über 62 Kilometer von Seyring (Bezirk Korneuburg) über Prottes (Bezirk Gänserndorf) bis hin zum Umspannwerk in Neusiedl an der Zaya (Bezirk Gänserndorf), von wo aus noch eine 220-KV-Leitung nach Tschechien führt. In Neusiedl finden derzeit die letzten Arbeiten statt, ehe die neue Leitung im Sommer in Betrieb geht.

Daneben baute Netz NÖ ein Umspannwerk, das an das der APG angeschlossen wird. Dieses Werk wird derzeit ebenso finalisiert. Christoph Schuh, Unternehmenssprecher der APG, betonte, dass es schon vorher eine 380-KV-Hochspannungsleitung gegeben habe, aber durch die Ansprüche mit der wachsenden Zahl an Windkraftanlagen und deren schwankender Energieleistung ein Neubau unumgänglich gewesen sei.
Das 200-Millionen-Euro-Projekt habe aber einige Änderungen gebracht: „Wir haben die Leitungslänge um 15 Kilometer verkürzt, sind aus dem Naturschutzgebiet herausgegangen und haben versucht, weitestgehend möglich fern der Bevölkerung, also der Wohngebiete, zu bauen.“
Vom Weinviertel zu den Pumpspeichern in den Alpen
Die Eckdaten des Baus sind beeindruckend: 7.600 Tonnen Stahl, 8.000 Kubikmeter Beton, mehr als tausend Kilometer Seile – eine Länge mehr als zweimal quer durch Österreich – aber trotzdem mit 53 Masten um die Hälfte weniger als vorher.

Jetzt ist man laut Schuh für eine enorme Energiemenge gerüstet: „Hier im Weinviertel entsteht eine Menge an Strom, die in etwa fünf Donaukraftwerken entspricht. In Niederösterreich wird diese Menge an Energie nicht verbraucht, hier gibt es keine Schwerindustrie und auch keine Großverbraucher. Da ist es ganz wesentlich, dass dieser Strom – vor allem zu Windspitzenzeiten – weg aus der Region transportiert wird, zum Beispiel in die Pumpspeicher in den Alpen, wo die Energie gespeichert werden kann, oder sei es zur Schwerindustrie im Westen.“
Die Netz NÖ wird ihre Zuleitungen auch entsprechend erweitern. Um bei der Symbolik der „Stromautobahn“ der APG zu bleiben: Die EVN baut die Ortsnetze, Landstraßen und Zubringer zu dieser Autobahn. Allerdings müssen auch diese erweitert werden, zwei neue 110-KV-Leitungen mit 36 Kilometern Gesamtlänge sind geplant, von Kettlasbrunn (Bezirk Mistelbach) nach Spannberg (Bezirk Gänserndorf) und von Gaweinstal (Bezirk Mistelbach) nach Prottes (Bezirk Gänserndorf). Dazu kommen sechs neue bzw. modernisierte Umspannwerke. Die Gesamtinvestitionssumme beträgt 360 Millionen Euro.

Die Trassenvarianten werden derzeit geprüft, das Projekt wurde in den vergangenen Wochen den betroffenen Gemeinden präsentiert. Der nächste Schritt sind Bürgerveranstaltungen, in denen die Trassen den Einwohnerinnen und Einwohnern vorgestellt werden. 2027 soll alles fertig sein.
Christoph Schuh von der APG spricht davon, dass gerade im Weinviertel eine hohe Zustimmung in der Bevölkerung und bei der Politik herrsche und durch den Ukraine-Krieg sowie die teuren Strompreise das Bewusstsein für die Energiewende noch gehörig gestiegen sei. Und wenn die Windkraft ihre volle Stärke entfaltet, seien die dafür nötigen Leitungen vorhanden.