Waltraut Haas auf der Bühne mit Tamara Trojani und Konsantin Schenk
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Kultur

Waltraut Haas zum 95er: „Ich bereue nichts“

Waltraut Haas hat am Donnerstag ihren 95. Geburtstag gefeiert. Es wäre nicht Waltraut Haas, würde sie nicht auch an diesem Tag auf der Bühne stehen. Im Interview mit noe.ORF.at sagte sie, dass sie rückblickend nichts bereue und gerne das ewige Mariandl sei.

Die 95-jährige Jubilarin spielt, singt und erzählt, als sei es selbstverständlich, in diesem Alter noch auf der Bühne zu stehen. Waltraut Haas’ Geburtstagsabend auf der Dinnerbühne im Schönbrunner Stöckl in Wien spiegelt in gewisser Weise ihren Lebensweg wider: vom Wirtshaus auf die große Schauspielbühne. Wo zu ihren Ehren die Gäste versammelt sitzen und „Hasi“ – wie sie von vielen genannt wird – gebannt lauschen, ist Haas während des Zweiten Weltkriegs aufgewachsen. Statt des an das Lokal angeschlossenen Bühnensaals lag an selber Stelle die Wohnung ihrer Mutter, die damals das Gasthaus betrieb.

„Es war schlimm, es gab ja nichts, auch keine Lebensmittel, aber die Mama hat es geschafft“, erinnert sich Haas. Sie streift erzählerisch durch die Jahre und Jahrzehnte – auch an der Seite der damaligen Filmgrößen. Manche von ihnen besingt sie, etwa ihren Entdecker und Förderer Hans Moser. Er engagierte sie 1947 für die Rolle des Wachauer Mädels „Mariandl“ im Heimatfilm „Der Hofrat Geiger“, für den Haas auch in Emmersdorf an der Donau (Bezirk Melk) drehte.

Besonders gerne schildert sie Situationen der Männer ihres Lebens – von Moser über Johannes Heesters bis Peter Alexander. Mit Alexander etwa habe sie eine sehr tiefe Freundschaft verbunden, so Haas. Allerdings sei das nicht von Anfang an so gewesen, „weil er immer geglaubt hat, dass alles für ihn ist und er der Wichtigste ist. Er war zwar auch, aber er hätte es ja nicht so zeigen müssen! Das hat mir nicht gepasst“. Liebesszenen seien den beiden nicht schwer gefallen, erzählt Haas mit verschmitztem Lachen, die Filmküsse waren „alle echt. Den Peter habe ich immer echt geküsst“.

Waltraut Haas im Juni 2022
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Waltraut Haas im Interview mit dem ORF Niederösterreich

95 Lebensjahre machten Haas gelassen

noe.ORF.at: Sie haben einmal gesagt, die Wachau ist zu Ihrer zweiten Heimat geworden. Wo fühlen Sie sich zu Hause: in Wien oder in der Wachau?

Waltraut Haas: Die Wachau steht ganz hoch oben, weil ich dort so viel erlebt habe. Aber mein Zuhause ist Wien, wo ich viele Freunde habe, die mich besuchen. Ich bin sehr gerne zu Hause, und bin nie alleine.

noe.ORF.at: An Ihrem Geburtstag sind Sie jedenfalls in großer Gesellschaft? Feiern Sie Ihre Geburtstage gerne?

Haas: Ich feiere sie nicht gerne, aber es gehört dazu zum Leben.

noe.ORF.at: Wer 95 Jahre alt ist, hat viel erlebt – sowohl persönlich als auch zeitgeschichtlich. Macht das in Zeiten einer Pandemie und eines neuen Krieges in Europa gelassener??

Haas: Ja, das stimmt! Denn man weiß, es wird wieder einmal eine gute Zeit kommen. Es kann nicht immer nur im Schlechten sein.

noe.ORF.at: Würden Sie heute rückblickend irgendetwas anders machen in Ihrem Leben?

Haas: Nein, eigentlich nicht. Ich bin dankbar, dass es so gekommen ist, dass es mir gut geht, dass ich einen schönen Job und gute Freunde habe. Also, was will ich mehr?

noe.ORF.at: Sie haben in einem Interview einmal erzählt, dass Ihr Erfolgsrezept darin liegt, dass Sie sich selbst immer treu geblieben sind und in Ihren Entscheidungen Ihrem Herzen gefolgt sind. Bleiben Sie dabei?

Haas: Das ist schon möglich. Wenn ich das so gesagt habe, dann wird es schon stimmen. (lacht) Aber ja, das sehe ich heute auch noch so.

Waltraut Haas wird 95

Waltraut Haas ist und bleibt in den Herzen der Österreicher das „Mariandl“: Diese Rolle in ihrem Debütfilm „Der Hofrat Geiger“ 1947 an der Seite von Hans Moser sollte ihre Karriere untrennbar prägen. Am Donnerstag feierte Waltraut Haas ihren 95. Geburtstag.

noe.ORF.at: Viele Schauspielerinnen und Schauspieler, die in jungen Jahren erfolgreich mit bestimmten Rollen wurden wie etwa Romy Schneider als Sisi, haben ein Leben lang versucht, sich von diesen Rollen auch wieder zu distanzieren. Bei Ihnen scheint es, als würde das Mariandl noch immer in Ihnen leben.

Haas: Ja, aber ich mache nicht immer Gebrauch davon. Ich liebe diese Rolle, aber wenn ich sie einmal nicht mehr spiele, muss ich auch nicht traurig sein. Ich habe viele, viele gute andere Rollen gespielt.

noe.ORF.at: Eine große Rolle haben in Ihrem Leben die Männer gespielt – das wissen wir nicht erst seit Ihrer zweiten Biografie. Sie haben immer wieder betont, „ich liebe schöne Männer“. Ist das mit 95 Jahren auch noch so?

Haas: Ja! Und auch alte Männer können sehr schön sein, wenn sie von innen und im Herzen schön sind. Das liebe ich sehr! Zum Beispiel habe ich Hans Moser sehr geliebt, der ein alter Mann war. Viele haben ihn als Grantscherben bezeichnet, für mich war er das das Gegenteil. Zu mir hat er immer gesagt: „Schatzilein, komm her und gib mir ein Bussi!“ Hans Moser war für mich immer ein Vaterersatz, ein absoluter Vaterersatz. Er hat mich heiß geliebt, und ich habe ihn heiß geliebt.

noe.ORF.at: Was wünschen Sie sich zum 95. Geburtstag?

Haas: Ich wünsche mir, nicht sehr krank zu werden und an dieser Krankheit sterben zu müssen.