Die Kulturreferenten in Grafenegg
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Politik

„Fair Pay“ in Kultur wird vorangetrieben

In Grafenegg haben am Freitag Vertreter von Bund, Ländern und Gemeinden eine Fair-Pay-Strategie unterschrieben. Künftig sollen Kulturschaffende fair und transparenter bezahlt werden. Und zwar überall dort, wo öffentliches Geld eingesetzt wird.

Im Auditorium Grafenegg (Bezirk Krems) werden Kunst und Kultur gelebt, und genau hier trafen sich die Kulturreferenten der Bundesländer mit Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne), um über wichtige kulturpolitische Themen zu debattieren. Zahlreiche Punkte standen auf der Agenda. Unter anderem die Unterzeichnung eines Vertrages, der eine gemeinsame Strategie von Bund, Ländern und Gemeinden mit sich bringen soll. Die neun Punkte des Papiers blieben allerdings vage.

Die Unterzeichnung
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Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner bei der Unterzeichnung des Vertrages in Grafenegg

Drängen der Interessensgemeinschaften

Die Gebietskörperschaften einigten sich darauf, künftig „einen größeren Beitrag zu fairer Bezahlung in Kunst und Kultur zu leisten“, konkrete Zahlen dazu gibt es nicht. „Wir alle erkennen Fair Pay als Thema, als Problem an und sehen es in unserer Verantwortung, zu einer Lösung beizutragen. Das klingt vielleicht banal, aber ist es nicht“, so Staatssekretärin Andrea Mayer. „Die Interessensgemeinschaften im Kulturbereich drängen seit Jahren darauf, dass die Kulturpolitik sich dieser Thematik widmet. Das zeigt einfach, dass wir alle ein großes Committent zu diesem wichtigen Thema haben, weil es entscheidend ist, dass in unseren geförderten Kultureinrichtungen faire Löhne, Gehälter und Honorare bezahlt werden“, so Mayer.

Die Ausschüttung von Fair-Pay-Mitteln soll künftig Aspekte wie Qualität und Professionalität, Orientierung an Honorarempfehlungen der Interessensgemeinschaften, transparente Darstellung der Gehälter gegenüber den Fördergebern und nachvollziehbare Verfahren bei Stellenbesetzungen berücksichtigen. Einer der wichtigsten Punkte ist wohl jener, dass die Gebietskörperschaften bei der Auszahlung nicht voneinander abhängig sind. Somit wird verhindert, dass Förderungen etwa nur dann ausgezahlt werden, wenn der Bund – oder das Land – ebenfalls Fair-Pay-Mittel auszahlt.

Die Kulturreferenten in Grafenegg
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Beim Treffen in Grafenegg (v.l.): LH-Stv,. Hans Schellhorn (Salzburg), Stadträtin Veronica Kaup-Hasler (Wien), Landesrätin Beate Palfrader (Tirol), Landeshauptmann Thomas Stelzer (Oberösterreich), Staatssekretärin Andrea Mayer, Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (Niederösterreich), Landesrat Christopher Drexler (Steiermark), Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink (Vorarlberg) und Gemeindebund-Präsident Alfred Riedl.

Jährlich ist ein Runder Tisch geplant

In Niederösterreich sei schon bisher etwa bei Kalkulationen und Abrechnungen darauf geachtet worden, dass Künstlerinnen und Künstler fair bezahlt worden sind. In der gemeinsamen Strategie will man aber mit den anderen Bundesländern jene Bereiche anschauen, die noch verbessert werden können. Mayer hatte im Jänner für den Bund eine Pilotphase angekündigt, in der 6,5 Millionen Euro ausgeschüttet werden können. Mit der Unterzeichnung der Fair-Pay-Strategie ist der Prozess allerdings noch nicht abgeschlossen. So einigte man sich auf die Weiterführung konstruktiver Gespräche etwa im Zuge eines jährlichen Runden Tisches, Reporting getroffener Maßnahmen sowie ein „Bekenntnis zu Monitoring und Evaluierung“.

Abseits von der Fair-Pay-Strategie ging es beim Treffen der Kulturreferentinnen und Referenten darum, dass alle Bundesländer in kulturpolitischer Hinsicht künftig noch enger zusammenarbeiten und gemeinsame Richtlinien schaffen wollen, etwa beim Umgang mit Stätten der Gedenkkultur. Als Beispiele wurden Mauthausen in Oberösterreich und etwa die ehemalige Synagoge in St. Pölten genannt. Hier gibt es bundesweit bisher keine einheitliche Richtlinie, die Bundesländer wollen sich künftig stärker vernetzen. Ebenso bei den Weltkulturerbestätten.

Die Kulturreferenten am Podium
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Hans Schellhorn, Veronica Kaup-Hasler, Andrea Mayer, Johanna Mikl-Leitner, Barbara Schöbi-Fink und Christopher Drexler (v.l.) bei der Pressekonferenz in Grafenegg

Einheitliche Guidelines bei Welterbestätten

Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) betonte, dass sich fünf von zwölf österreichische Welterbestätten in Niederösterreich befinden – nämlich die Wachau, die Semmeringbahn, der Donau-Limes, die Stadt Baden und das Wildnisgebiet Dürrenstein. Es handle sich um touristische Magnete, und es sei wichtig, dass es künftig einheitliche Guidelines gebe, so Mikl-Leitner: „Da braucht es eine gesetzliche Grundlage, wie zum Beispiel das Denkmalschutzgesetz. Die Staatssekretärin wird sich bemühen, dass wir das in das Gesetz hineinbekommen. Auch finanzielle Mittel wären für uns natürlich schön“, so die Landeshauptfrau, die in der Landesregierung für den Bereich Kultur zuständig ist.

Ein weiterer Punkt, der besprochen wurde, war die Digitalisierung. Museen, Archive und Datenbanken sollen vernetzt und digitalisiert werden, auch das Kultursponsoring soll vorangetrieben werden. Seitens der öffentlichen Hand funktioniere die Förderung von Künstlerinnen und Künstlern schon gut, konkret sollen aber Anreize geschaffen werden, um künftig mehr Geld aus „privaten Händen, von privaten Stiftungen, von privaten Familien“ für Kunst und Kultur zu bekommen, so Mikl-Leitner. Und internationale Filmproduktionen sollen nach Österreich gelockt werden. Zusammengefasst: Das kulturelle Erbe soll erhalten werden, und neue zeitgenössische Kultur soll sich in Österreich entfalten können.