Den musikalischen Live-Part des Abends übernahmen das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich unter der Leitung seines Chefdirigenten Yutaka Sado, der von Johannes Prinz einstudierte Wiener Singverein sowie das aus Valentina Farcas (Sopran), Idunnu Münch (Mezzosopran), Mingjie Lei (Tenor) und David Steffens (Bariton) bestehende solide Solistenquartett.
Dass die Interpretation insgesamt relativ wenig Freiraum für Agogik ließ, liegt wohl daran, dass präzise und verlässliche Abstimmung mit den halsbrecherischen Aktionen der Company Circa Ensemble erforderlich war. Regisseur Yaron Lifschitz war bewusst, dass Beethoven gemeinhin als unchoreografierbar gilt.
Das hat ihn nicht davon abgehalten, mit zehn akrobatischen Mitwirkenden eine faszinierende zirkusreife Performance zu erarbeiten, mit Pyramiden aus Körpern, die stürzen und aufgefangen werden, virtuosen Passagen am Seil und sonstigen spektakulären Einlagen: Parallelaktionen, deren Zusammenhang mit der Musik sich nicht immer unmittelbar erschloss, die aber jedenfalls gespannte Aufmerksamkeit an sich zogen. Ein würdiges Finale sowohl der Saison als auch einer höchst verdienstvollen Intendanz.
Brigitte Fürle verabschiedet sich
Nach neun Jahren geht Brigitte Fürles Ära als künstlerische Leiterin des Festspielhauses St. Pölten zu Ende. Ihr wurde das Große Goldene Ehrenzeichen des Landes verliehen und vom Publikum wurde sie mit minutenlangen Standing Ovations bedankt – mehr dazu in Brigitte Fürles Abschied vom Festspielhaus (noe.ORF.at; 10.6.2022).
Schon vor der Aufführung der akrobatischen neunten Symphonie gab es ein Sommerfest am Vorplatz und viel Rummel: 150 Tanzbegeisterte brachten in Sylvain Emards Choreografie „Le Grand Continental“ veritable Volksfeststimmung in Gang.