Flughafen Wien Schwechat
ORF.at/Christian Öser
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Wirtschaft

Flughafen: Fonds mit Übernahmeangebot

Die Airports Group Europe hat weitere Aktien des Flughafen Wien-Schwechat gekauft und den Anteil auf 40 Prozent erhöht. Rechtlich muss die Gruppe nun ein Übernahmeangebot stellen. Dass der Fonds die Mehrheit der Aktien übernimmt, ist aber unwahrscheinlich.

Der australischer Fonds ist nach österreichischem Gesetz rechtlich verpflichtet, ein Übernahmeangebot zu stellen, „allerdings streben wir keine mehrheitliche Kontrolle über das Unternehmen an“, heißt es in einer Aussendung des Infrastruktur-Investmentfonds. Konkret kaufte der Fonds über die Tochtergesellschaft Airports Group Europe zuletzt weitere Aktien des Flughafens. Mit Überschreitung der 40-Prozent-Schwelle wurde das verpflichtende Übernahmeangebot nun schlagend.

Dass der australische Fonds tatsächlich die Mehrheit der Aktien übernehmen könnte, gilt als sehr unwahrscheinlich. Man erwarte nicht, dass die Stadt Wien, das Land Niederösterreich und die Mitarbeiter, die Anteile über eine Stiftung halten, verkaufen werden, heißt es dazu in der Aussendung. Wien und Niederösterreich halten jeweils 20 Prozent am Flughafen Wien-Schwechat (Bezirk Bruck/Leitha), zehn Prozent befinden sind im Besitz der Mitarbeiter-Beteiligungsprivatstiftung und weitere zehn Prozent in Streubesitz. Niederösterreich, Wien und Personal kommen also zusammen auf 50 Prozent der Anteile.

Aktien schnellten nach Angebot rasant nach oben

Die Airports Group Europe bietet an, die Aktien um je 33 Euro zu kaufen. Damit liegt das Angebot deutlich über dem jüngsten an der Börse gehandelten Wert. So wurden die Aktien Montagfrüh noch für rund 26 Euro gehandelt. Nach dem Übernahmeangebot schnellte der Aktienkurs rasant nach oben und durchbrach noch Montagvormittag die Schwelle von 32 Euro.

Die Airports Group ist eine Tochtergesellschaft des IFM Global Infrastructure Fund, der unter anderem für australische Pensionsfonds investiert. Im Geschäftsbericht des Flughafens von 2021 waren bei dem Fonds zuletzt noch Anteile am Flughafen in der Höhe von 39,8 Prozent ausgewiesen. Vom Flughafen Wien-Schwechat heiß es Montagmittag, dass der Vorstand im Rahmen der börserechtlichen Vorschriften ein Gutachten erstellen lasse und in den kommenden Wochen eine Stellungnahme abgeben werde.

Interessensverband für Anleger rät von Verkauf ab

Der Interessenverband für Anleger (IVA) rät davon ab, das Übernahmeangebot anzunehmen. „Die bewusste Auslösung der Übernahmeschwelle nutzt die Kursschwäche der letzten Zeit und zielt auf die zittrigen Hände des Streubesitzes“, kritisiert IVA-Chef Florian Beckermann am Montag. Da sich der Börsenkurs sprunghaft dem IFM-Angebot von 33 Euro angenähert habe, könne man auch direkt über die Börse verkaufen.

Für den Flughafen ist ein Mindestwert beim Streubesitz wichtig, allerdings reicht eine Kapitalisierung des Streubesitzes von 40 Mio. Euro, damit das Unternehmen im ATX Prime bleiben kann. Bei 10 Prozent Streubesitz betrug der Wert im Mai 440 Mio. Euro, eine Unterschreitung der Schwelle droht also nicht unmittelbar.

Am Montag bekräftigten sowohl das Land Niederösterreich als auch die Stadt Wien, die über einen Syndikatsvertrag aneinander gebunden sind, dass sie nicht beabsichtigen, Anteile am Flughafen Wien abzugeben. Die Mitarbeiterstiftung wiederum darf gar nicht verkaufen, die Aktien sind gebunden.