100-jähriger Josef Köber
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„Menschen im Blickpunkt“

100-jähriger Methusalem übt täglich Qigong

Niederösterreich ist 100 Jahre alt – ebenso wie Josef Köber. Er lebt allein in seiner Wohnung in Langenlois und bewältigt seinen Alltag weitgehend ohne Hilfe. Eines der Geheimnisse seiner ungebrochenen Vitalität – tägliches Qigong.

Josef Köbers bester Freund ist sein Rollator, der dafür sorgt, dass er sein Leben allein bewältigen kann. Er macht sich sein Frühstück und sein Abendessen selbst, wäscht und bügelt seine Wäsche, putzt seine Schuhe – alle Haushaltsarbeiten eben, wie er stolz betont.

Ein Grund für diese Vitalität: „Ich habe 24 Jahre lang Yoga gemacht, pünktlich jeden Tag in der Früh.“ Nach einem Sturz sei er nach Waidhofen an der Ybbs ins Spital gekommen. „Der Arzt dort sagte mir, ich solle nicht aufhören, aber zu Qigong wechseln. Das habe ich getan. Seitdem mache ich pünktlich jeden Tag in der Früh, wenn ich aus dem Bett steige, Qigong.“ Sprachs, stellte seinen Rollator weg und zeigte seine Übungsfolge. „Und ausatmen“, hieß es zum Schluss, „und Qigong“.

100-jähriger Josef Köber
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Seinen Alltag bewältigt Köber selbst – mit der Unterstützung seines Rollators

Von Siebenbürgen nach Niederösterreich

Berührungsängste kannte er nie. Geboren und aufgewachsen ist Josef Köber im deutschsprachigen Neppendorf, das im rumänischen Siebenbürgen liegt, in der Nähe von Hermannstadt. Eine in sich abgeschlossene Gemeinschaft, die mit den rumänischen Nachbarn in einem Spannungsfeld lebte: „Wenn wir in die Stadt gingen, dann mussten wir vorsichtig sein, weil wir durch rumänisches Gebiet mussten. Das war nicht immer friedlich.“

Dann kam der Zweite Weltkrieg, der Deutschsprachige wurde in die deutsche Wehrmacht eingezogen und geriet in russische Kriegsgefangenschaft. Fünf Jahre lang. Eine positive Wende führte ihn nach Niederösterreich: „Ich habe dort einem Kameraden das Leben gerettet und der hat mir dann angeboten, dass er mir helfen wolle, wenn ich was brauche.“ Nach dem Krieg und der Gefangenschaft kam er auf das Angebot zurück und übersiedelte nach Alberndorf im Pulkautal (Bezirk Hollabrunn).

100-jähriger Josef Köber
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Eine Ausfahrt im Beiwagen

Der gelernte Zimmermann war dann fast zwei Jahrzehnte bei der Post und ist nun seit 41 Jahren in Pension. Mit Familie und Freunden feierte er seinen 100er – mit dem Höhepunkt einer Motorrad-Ausfahrt im Beiwagen durch Langenlois: „Da habe ich dem Publikum gewunken wie die Queen, das war wirklich sehr schön.“ Sein Leben und seine Vitalität genießt er mit viel spitzbübischem Charme – und er hat vor, das noch einige Jahre zu tun.