22.000 Menschen in Niederösterreich leiden derzeit an einer Demenzerkrankung. Um sowohl Betroffene als auch ihre Angehörigen in herausfordernden Situationen zu unterstützen, wurde in Niederösterreich vor fünf Jahren eine Beratungsstelle zum Thema Demenz eingerichtet. Das Angebot des Demenzservice Niederösterreich reicht von Informationsveranstaltungen über Broschüren, einer Demenz-Hotline bis hin zu kostenfreier, individueller Beratung.
Neu im Angebot des Demenzservice sind Informationsblätter für den Umgang mit demenzerkrankten Personen in konkreten Situationen. „Demenzerkrankte Menschen darf man nie fragen, warum sie etwas Spezielles machen wollen oder nicht machen wollen. Diese kognitiven Fähigkeiten gehen verloren, die bilden sich zurück und sie können einfach nicht antworten“, rät Demenzexpertin Gerlinde Oberbauer etwa zum Thema Kommunikation.
Sensibilisierung und Aufklärung
„Wir wollen auf diese Krankheit aufmerksam machen, aufklären, informieren und unsere Landsleute für dieses sehr schwierige Thema sensibilisieren“, so Landesrat und Vorsitzender des niederösterreichischen Gesundheits- und Sozialfonds Martin Eichtinger (ÖVP). In Zusammenarbeit mit der Österreichischen Gesundheitskasse werden jährlich rund 320.000 Euro in das Projekt investiert und Beratung direkt in den Kundenservicestellen der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) ermöglicht.
„Es wird eine unkomplizierte und wohnortnahe Beratung angeboten. Die Tore der ÖGK-Kundenservicestellen stehen jeden Monat an ganz bestimmten Tagen jeweils zwei Stunden lang offen und seit dem Start der Corona-Pandemie sind die kostenlosen Beratungen auch telefonisch und per Videotelefonie möglich“, erklärt Norbert Fidler, Vorsitzender des Landesstellenausschusses der ÖGK in Niederösterreich.
Handynutzung: Entwicklung für Millenials „bedrohlich“
Auch in Zukunft soll das Angebot des Demenzservice Niederösterreich erweitert werden. „Unser Anliegen ist vor allem, dass wir Menschen, die zum Beispiel unter einer Gedächtnisteilleistungsstörung leiden, noch früher in unserem System aufnehmen. Denn so kann beispielsweise die Zeit, welche ein dementer Mensch in der vollen Pflegebedürftigkeit verbringt, verkürzt werden“, so der Leiter des niederösterreichischen Demenzservice Andreas Schneider.
Auch die Mehrfachbelastung des Gehirns durch ständiges Chatten, Mailen und Telefonieren kann eine Demenzerkrankung begünstigen. „Wir fordern unser Gehirn immer mehr. Diese Entwicklung ist insbesondere auch für die Generation der Millennials etwas Bedrohliches“, so Landesrat Eichtinger.
Vorsorge und frühe Beratung seien außerdem wichtig, weil Expertinnen und Experten mit einem klaren Anstieg der Demenzerkrankungen rechnen. Unter anderem aufgrund der steigenden Lebenserwartung geht man davon aus, dass sich die Zahl der an Demenz erkrankten Menschen bis ins Jahr 2050 verdoppeln könnte.