Abschiedsfest für Hermann Nitsch Museum
ORF
ORF
Kultur

Land verabschiedet sich von Hermann Nitsch

Vor zwei Monaten ist Hermann Nitsch im Alter von 83 Jahren gestorben. Nachdem seine Beerdigung nur im engsten Familien- und Freundeskreis stattgefunden hat, wurde der gefeierte, aber auch umstrittene Künstler am Donnerstag in Mistelbach verabschiedet.

„Eines hätte Hermann sicherlich nicht gewollt: dass wir über seinen Tod trauern“, mit diesen Worten begann Kulturmanager und Kurator Michael Karrer seine Begrüßungsworte zu diesem Gedenkfest im Nitsch Museum in Mistelbach für den großen österreichischen Künstler. Der Hauptraum des Museums war an diesem Fronleichnamstag voll mit Menschen, die sich vom Künstler, Weggefährten oder Freund Hermann Nitsch verabschieden wollten.

„Diese Community rund um den Meister Hermann Nitsch ist enorm und ohne Vergleich in Österreich. Es gibt auch in Europa kaum eine Künstlerposition, die ein so umfangreiches und dichtes Netzwerk an Verteidigern und Verfechtern versammelt hat wie die von Hermann Nitsch“, erläuterte Michael Karrer dann im Gespräch mit noe.ORF.at.

Abschiedsfest für Hermann Nitsch Museum
ORF
Künstler, Weggefährten und Freunde verabschiedeten sich am Donnerstag beim vom Land Niederösterreich veranstalteten Gedenkfest von Nitsch

Die Arbeit geht „spielerisch“ weiter

Hermann Nitschs Arbeit im Schloss Prinzendorf (Bezirk Gänserndorf) soll von seiner Witwe Rita weitergeführt werden. „Im Sommer machen wir deswegen die beiden ersten Tage des von meinem Mann fertig ausgearbeiteten Sechs-Tage-Spiels. Die nächsten vier Tage folgen dann eventuell im nächsten Jahr oder je zwei Tage im nächsten und übernächsten Jahr, wir werden sehen“, gibt Rita Nitsch Einblick in die Pläne der nächsten Zeit.

„Das Schöne ist, er hat Mistelbach in die Welt hinausgetragen und die Welt nach Mistelbach geholt“, freute sich Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) beim Gedenkfest im Nitsch Museum über die Wirkung des Künstlers. Sie schätzte sich zudem glücklich, eine über zwanzig Jahre währende Freundschaft mit dem Künstler erlebt zu haben.

Fotostrecke mit 6 Bildern

Abschiedsfest für Hermann Nitsch Museum
ORF
Nitschs umfangreiches und weitführendes Werk hat international Beachtung gefunden, wie kaum ein Werk eines österreichischen oder niederösterreichischen Künstlers
Abschiedsfest für Hermann Nitsch Museum
ORF
Abschiedsfest für Hermann Nitsch Museum
ORF
Abschiedsfest für Hermann Nitsch Museum
ORF
Abschiedsfest für Hermann Nitsch Museum
ORF
Abschiedsfest für Hermann Nitsch Museum
ORF

Gäbe es seine Kunst nicht, man müsste sie erfinden

Nitschs umfangreiches Werk hat international Beachtung gefunden wie kaum ein Werk eines österreichischen oder niederösterreichischen Künstlers. „Gäbe es seine Form der Kunst nicht, müsste man sie erfinden“, erklärte dazu Klaus Albrecht Schröder, der Generaldirektor der Albertina in Wien und ergänzt: „Man hat gar keine Vorstellung, was letzten Endes er der Kunstgeschichte mit seiner radikalen Anwendung des Gesamtkunstwerkes auf die Malerei als Beitrag geleistet hat. Sein Werk wird fortdauern und neben den ganz großen Künstlern der Menschheitsgeschichte seinen Platz finden.“

„Er war ein sehr konsequenter Mensch, ein Künstler, der seiner Linie trotz aller Anfechtungen treu geblieben ist, das hat ihn auch ausgezeichnet. Er war ein sehr ehrlicher Mensch und zudem ein Mann mit einem unglaublichen Humor, einer Wärme und einem außerordentlichen Wissen. Seine Weisheit und seine Offenheit haben ihn zu einem unschätzbaren Freund für mich gemacht“, so die Direktorin des Jüdischen Museums in Wien, Danielle Spera. Sie verfasst auch eine wichtige Biografie über Hermann Nitsch.