Eine Mitarbeiterin des Impfzentrums im Kreis Warendorf zieht eine Impfung auf
APA/dpa/Guido Kirchner
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Coronavirus

Sommerwelle: Vierter Stich für Risikopersonen

Durch die Varianten BA.4 und BA.5 stecken sich wieder mehr Menschen mit dem Coronavirus an. Experten sprechen von einer Sommerwelle. Virologe Norbert Nowotny rät zur vierten Impfung für Risikopersonen und Ältere. Andere könnten bis zum Herbst warten.

Die Pandemie macht keine Sommerpause. Reisen, Konzerte oder Festivals werden ohne Beschränkungen besucht. Dadurch steigen trotz hoher Temperaturen die Infektionszahlen weiter an. Aus dem Büro von Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) heißt es, man beobachte weiterhin die Lage in den Spitälern und halte sich an die Vorgaben vom Bund und vom nationalen Impfgremium – auch bei der vierten Impfung.

Die vierte Impfung – oder der zweite Booster – wird derzeit nämlich nur off-label geimpft. Das nationale Impfgremium empfiehlt diese off-label-Impfung aber bereits jetzt für schwerwiegend immungeschwächte beziehungsweise immunsupprimierte Personen sowie für alle ab 80 Jahren. Auch Personen mit Risikokrankheiten – wie Asthma oder Diabetes – und Personen ab 65 Jahren sollen sich ärztlichen Rat einholen und sich gegebenenfalls impfen lassen.

Vierte Impfung mit angepassten Impfstoffen im Herbst

Der zeitliche Abstand zwischen dritter und vierter Impfung soll frühestens vier Monate, im Idealfall sechs Monate betragen. „Alle anderen können, meiner Meinung nach, auf den Herbst warten bis angepasste Impfstoffe zur Verfügung stehen. Keine Frage: Das birgt ein gewisses Risiko, denn wir wissen, die Immunität beginnt nach drei bis vier Monaten zu schwächeln. Man ist zwar immer noch vor einem schweren Verlauf geschützt aber nicht vor der Ansteckung“, sagt Virologe Norbert Nowotny.

8.000 Personen in Niederösterreich sind schon viermal geimpft, so die Zahlen von Notruf Niederösterreich. Wer sich jetzt den vierten Stich holt, kann sich auch im Herbst mit einem an die Coronavirus-Varianten angepassten Impfstoff zum fünften Mal impfen lassen. Dann habe man für eine Herbst- bzw. Winterwelle eine starke Immunisierung.

Eine Infektion ersetzt keine Covid-19-Schutzimpfung. Die vierte Impfung soll man sich in diesem Fall – sofern die Kriterien des nationalen Impfgremiums zutreffen – auch nach einer CoV-Infektion holen. Empfohlen wird das bereits vier Wochen nach Genesung. Die Impfzentren hält das Land Niederösterreich mit geänderten Öffnungszeiten weiterhin offen.

Eigenverantwortung statt Isolationspflicht?

Bei der Isolation würde Nowotny in Zukunft auf Eigenverantwortung setzen und spricht sich dabei gegen eine Isolationspflicht aus: „Es wird dann einfach wie eine Grippe behandelt werden – also keine Lockdowns mehr. Es wird individuell jedem Einzelnen dann eben freigestellt sein: impfen oder nicht impfen. Wenn sich jemand krank fühlt, dann wird er in den Krankenstand gehen und nicht am Arbeitsplatz seine Kolleginnen und Kollegen anstecken.“

Anders bewertet die Situation Gesundheitslandesrätin Königsberger-Ludwig. Man stehe einem Aussetzen der Isolationspflicht für Infizierte kritisch gegenüber, heißt es aus dem Büro – mehr dazu in Ärztekammer für Quarantäne-Lockerung (noe.ORF.at; 9.06.2022). Momentan appelliere man, sich nach Reisen und Veranstaltungsbesuchen unbedingt testen zu lassen und nach positivem Ergebnis zu Hause zu bleiben.

Noch kein BA.4/BA.5 im Bezirk Lilienfeld

Noch wenig weiß man weiterhin über die Auswirkungen der Coronavirus-Varianten BA.4/BA.5. Sie gelten derzeit als infektiöser, dürften aber die Spitalsbelegung nicht gravierend steigern. In Niederösterreich sind am Freitag 323 BA.4/BA.5-Fälle gemeldet worden. Das waren um 96 mehr als noch am Dienstag mit 227. Nach Angaben aus dem Büro von Gesundheitslandesrätin Königsberger-Ludwig waren davon 172 Personen aktuell positiv, 151 galten als genesen.

Die Fälle im Bundesland verteilten sich weiterhin auf 19 Bezirke und auf alle vier Statutarstädte. BA.4/BA.5-frei war lediglich der Bezirk Lilienfeld. Insgesamt wurden am Freitag in Niederösterreich 1.412 CoV-Neuinfektionen gemeldet. In Wien waren es mit 1.667 etwas mehr. Weniger Neuinfektionen gab es in Oberösterreich mit 526 und in der Steiermark mit 361. Die Sieben-Tage-Inzidenz in Niederösterreich liegt bei 428. Nur Wien liegt mit 598,2 höher.