Es erinnert ein bisschen an das gallische Dorf aus den Asterix-Comics, nur dass das Keltendorf Schwarzenbach nicht in der Bretagne, sondern auf dem sogenannten Burgberg der Gemeinde Schwarzenbach liegt. Die Kelten siedelten sich hier in der Eisenzeit im Zeitraum von 250 bis 15 v. Chr. an und produzierten das von den Römern wegen seiner Qualität so beliebte „ferrum noricum“, das Norische Eisen.
Die Wurzeln der Siedlung sind sogar noch älter, wie jüngst von Archäologen entdeckt wurde. Die Besiedelung ist am Burgberg bereits seit dem Jahr 1.800 v. Chr. nachgewiesen – mehr dazu in Schlachtfeld aus der Bronzezeit entdeckt (noe.ORF.at; 10.06.2022).
Leben wie die Kelten: 600 Freiwillige machen es möglich
Erstmals nach zweijähriger pandemiebedingter Pause lebt die Welt der alten Kelten heuer in Schwarzenbach wieder auf. Auf dem Burgberg präsentieren Archäologinnen und Archäologen, gemeinsam mit der Schwarzenbacher Bevölkerung, die alte Handwerks- und Baukunst, messen sich in Kampfübungen und feiern, wie es die alten Kelten angeblich gut gekonnt haben.
„Jeder Wirt und jeder Verein ist hier beteiligt“, sagt Bürgermeister Bernd Rehberger (SPÖ). Die Gemeinde bricht in diesem Jahr auch einen Rekord: „Dieses Fest wäre nicht zu schaffen ohne die 600 freiwilligen Helfer“, so Rehberger.
Auch eine keltische Hochzeit wird gefeiert
Den Einlass zum Festgelände kontrolliert mit eiserner Härte der Stammesfürst „Vercingetorix“, mit bürgerlichem Namen Johann Giefing. „Wir werden durch das Gelände marschieren und die Eintrittsbänder kontrollieren. Denjenigen, der keines hat, werde ich mit meinem Schwert natürlich bedrohen“, so Vercingetorix scherzhaft. Das Schwert ist übrigens ein Originalfundstück, das bei den Grabungen am Burgberg gefunden worden ist.
Neben dem Stammesfürsten ist die zweite wichtige Person natürlich der Druide „Inixdunix“, mit bürgerlichem Namen Robert Böhm. Bereits seit Beginn der Keltenfeste vor 25 Jahren ist er für die Spiritualität im Keltendorf verantwortlich – und hat heuer besonders viel zu tun: Denn am Samstag muss er eine keltische Hochzeit anleiten.
Neue Erkenntnisse um die Kelten
Beim Keltenfest in Schwarzenbach in Niederösterreich können Besucherinnen und Besucher essen, trinken und Feste feiern, wie die Kelten. Dort werden aber auch die neuesten archäologischen Fundstücke präsentiert.
Bürgermeister und Vizebürgermeister im Zehnkampf
Darüber hinaus gehört natürlich das Heilen zu seinen Pflichten. An seinem weißen Gewand hängen dafür allerlei Amulette und natürlich auch ein Mistelzweig und eine Sichel. „Das sind Ketten, die alle einen spirituellen Wert haben. Von Hagebutten bis zum Rehlauf, alles hat einen Zweck und schützt oder lässt einen noch intensiver kämpfen“, so der Druide.
Und das kann vor allem einer brauchen: Bürgermeister Bernd Rehberger. Jeweils am Samstag und am Sonntag um 16.00 Uhr führt er eine Kampfeinlage auf, den sogenannten keltischen Zehnkampf. Sein Team versucht dabei das Team des Vizebürgermeisters zu besiegen und symbolisch das Keltendorf zu erobern. „Meistens verlieren wir, weil wir die Eindringlinge spielen und der Richter nicht unbedingt auf unserer Seite ist“, lacht Rehberger.