Schwerpunktkontrollen
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Chronik

Polizei nimmt immer mehr Schlepper fest

In Niederösterreich werden immer mehr Schlepper aufgegriffen, die versuchen, Flüchtlinge illegal nach Österreich zu bringen. Die Polizei überprüft verdächtige Fahrzeuge derzeit im Rahmen von Schwerpunktkontrollen besonders intensiv.

Großes Polizeiaufgebot auf der Autobahnraststätte Guntramsdorf (Bezirk Mödling). Beamte überprüfen die Papiere mehrerer Lkw-Fahrer. Dann folgt eine genaue Kontrolle des Laderaumes. Wenn alles in Ordnung ist, kann der Lastwagen nach kurzer Zeit weiterfahren.

Aber ein Lkw-Fahrer könnte auch ein Schlepper sein und selbst auf kleinsten Ladeflächen könnten sich illegal eingereiste Migranten verstecken. Deshalb kontrolliert die Polizei im Rahmen einer Schwerpunktaktion derzeit besonders intensiv. „Wir machen dadurch das Leben der Schlepper schwerer, weil die Erfolgsquote geringer ist und uns gehen auch immer mehr Schlepper ins Netz“, sagt Gerald Tatzgern, Leiter der Schlepperbekämpfung im Innenministerium.

Doppelt so viele Schlepper gefasst wie 2021

Die Polizei hat heuer in Niederösterreich bereits 48 Schlepper festgenommen. Im gleichen Zeitraum 2021 waren es 22, also nicht einmal halb so viele. „Das heißt, hier können wir erste Erfolge erzielen. Und das ist auch notwendig. Wir dürfen uns nicht zum Gehilfen der Schlepper machen, sondern wir müssen mit aller Vehemenz gegen die Schlepper ankämpfen. Denn sie machen ein brutales Geschäft“, betont Innenminister Gerhard Karner (ÖVP).

Gegen Schlepperkriminalität angekämpft wird etwa mit sogenannten Catcherfahrzeugen der Polizei. Sie halten auf der Autobahn Ausschau nach verdächtigen Lkw und Kastenwagen und leiten sie dann zur Kontrolle. Die Beamten achten dabei etwa auf die Kennzeichen der Fahrzeuge, auf das Verhalten der Fahrer und darauf, ob es sich um Mietfahrzeuge handelt, die oft von Schleppern verwendet werden.

Schwerpunktkontrollen Polizei Schlepper
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Diese Woche wurde etwa im Bereich der Autobahnraststätte Guntramsdorf kontrolliert

Zusammenarbeit mit internationalen Behörden wichtig

Die internationale Zusammenarbeit sei bei der Bekämpfung illegaler Schleppertätigkeiten besonders wichtig, meint Karner. Im Mai konnte die Polizei im Rahmen einer gemeinsamen Aktion mit anderen europäischen Staaten acht Schlepper festnehmen, vor allem in Niederösterreich und dem Burgenland. Zusammen mit den serbischen Behörden konnte zudem zuletzt ein irakischer Schlepper festgenommen werden, der für mehr als 12.000 Schleppungen verantwortlich ist. Er dürfte einen Schlepperlohn in Millionenhöhe kassiert haben.

Auffällig ist oft die Herkunft der geschleppten Flüchtlinge. Diese kamen zuletzt häufiger aus Ländern wie Marokko, Pakistan oder Tunesien. „Diese Menschen haben praktisch keine Chance auf Asyl. Die Schlepper versprechen ihnen aber die heile Welt in Europa. Sie behaupten, Europa wäre offen und würde alle aufnehmen. Sie nutzen die furchtbare Situation in der Ukraine für ihr Marketing“, erklärt der Innenminister.

Getöteter Flüchtling: Rolle des Lkw-Fahrers wird ermittelt

Im Fall des Flüchtlings, der am Montag im Raum Schwechat (Bezirk Bruck an der Leitha) von einem Lkw überrollt wurde, als er sich dort festhielt, gebe es nun erste weitere Erkenntnisse, so Tatzgern. Schlepper dürften eine wichtige Rolle gespielt haben. Nun ermittle man die Rolle des Lkw-Fahrers. „Es gibt Fälle, wo der Lkw-Fahrer nicht weiß, dass sich Flüchtlinge am Lkw verstecken. Andererseits wissen wir auch, dass Fahrer mitspielen, die mit den Schlepperorganisationen in Kontakt sind und diese sind dann zur Verantwortung zu ziehen“, so Tatzgern.

Bei den Schwerpunktkontrollen im Raum Guntramsdorf wurden am Freitag jedenfalls rund 1.500 Fahrzeuge kontrolliert, Schlepper wurden keine festgenommen. Die Polizei griff aber einen Flüchtling aus Pakistan auf. Die „Aktion scharf“ gegen Schlepperkriminalität soll laut Innenminister künftig fortgesetzt werden. „Wenn man sich die Zahlen ansieht, wird das notwendig sein. Wir müssen diese Banden zerschlagen. Wir werden diesen Weg konsequent fortsetzen“, so der Innenminister.