Raffinerie Schwechat
ORF.at/Christian Öser
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Wirtschaft

OMV-Unfall: Vollbetrieb nach dem Sommer

Die OMV meldet nach dem Unfall in der Raffinerie Schwechat am Freitag zwar „signifikante Fortschritte“ bei der Installation eines alternativen Versorgungssystems, den Vollbetrieb erwarte der Konzern aber erst nach dem Sommer.

Für die Dauer der Reparatur wird ein alternatives Versorgungssystem errichtet, dieses basiert laut OMV auf drei Säulen: „Die Nutzung der Kapazitäten des Raffinerieverbunds im Konzern, kurzfristige Adaptionen zur Steigerung der bestehenden Produktionskapazitäten in der Raffinerie sowie eine enge Zusammenarbeit mit Partnern, um fehlende Mengen auszugleichen.“

Konkret wurde etwa eine kleinere Destillation in ihrer Leistung ausgebaut und liefert nun 20 Prozent der Gesamtleistung. Angesichts der Größe des Schadens an der Rohöldestillationsanlage zeigt man sich bei der OMV zufrieden. Die vollständige Wiederinbetriebnahme und volle Auslastung der Raffinerie werden in der zweiten Hälfte des dritten Quartals des Jahres erwartet, also im August oder September.

Experte sieht „ernstes Problem“

Energieexperte Johannes Benigni sprach angesichts des Unfalls Anfang der Woche noch von einem „ernsten Problem für die OMV“. Die Reparaturarbeiten könnten monatelang dauern, weil der Schaden im Herzstück der Raffinerie passierte, dort, wo das Rohöl aufbereitet wird. Laut Benigni ist der ganze Vorfall für die OMV eine sehr unangenehme Situation. Dass die OMV auf dem Weltmarkt zukaufen müsse, führe zu enormen Kosten.

Im Rahmen der Generalüberholung der OMV-Raffinerie Schwechat kam es am 3. Juni zu einer Beschädigung der Außenhaut der Rohöldestillationsanlage. Zwei Mitarbeiter wurden dabei leicht verletzt. Laut Polizei war ein Riss in einem Silo die Ursache. Die OMV sagte dazu, dass der Schaden im unteren Bereich der Destillationskolonne, an einer Stelle, die nur „schwer zugänglich“ ist, liege – mehr dazu in OMV-Unfall offenbar durch Riss in Silo (noe.ORF.at; 18.6.2022).

Unfall belastet AUA

AUA-Chefin Annette Mann teilte am Freitag im Ö1-Morgenjournal mit, dass die Airline durch die Versorgungsprobleme der Raffinerie Schwechat leide. Die Fluglinien, darunter eben auch die zur Lufthansa gehörende Austrian Airlines, wurden nach dem Unfall von der OMV angehalten zu tanken, bevor sie nach Österreich zurückkehren, um die Nachfrage etwas zu reduzieren und die Lage zu entspannen.

Zu den Problemen mit der Kerosinversorgung durch die OMV meinte Mann, dass die AUA diesbezüglich noch Gespräche führen werde, wie der Schaden kompensiert werde. An einen Streit vor Gericht denke man dabei aber nicht. Die Versorgungsprobleme würden dazu führen, dass die Flugzeuge „auf Vorrat“ betankt würden, was das Fluggewicht erhöhe und somit zu einem Mehrverbrauch führe.

Höhere Ticketpreise

Aufgrund der hohen Kerosinpreise kündigte Mann am Freitag auch höhere Ticketpreise an. Diese stünden allerdings nicht in Zusammenhang mit dem OMV-Unfall, betonte eine AUA-Sprecherin. Auf Kurzstrecken werde die Erhöhung bei ein paar Euro liegen, auf Langstrecken bei 50 oder auch 100 Euro. Personalmangel wie bei anderen Airlines – etwa der AUA-Mutter Lufthansa – gebe es dank Kurzarbeit und 150 Neuanstellungen beim Kabinenpersonal nicht.

Die AUA habe in der Vergangenheit schon mehrere Sparrunden hinter sich, nun könne nur noch bei den Ticketpreisen reagiert werden. „Unsere einzige Chance auch wieder profitabel zu werden, ist es natürlich, die Ticketpreise zu erhöhen. (…) Man wird das auch in Zukunft spüren, Fliegen wird teurer“, so Mann. Die Entwicklung werde nächstes Jahr voll durchschlagen.