Wolkenturm Sommernachtsgala 2022
ORF/Roman Zach-Kiesling
ORF/Roman Zach-Kiesling
Kultur

Grafenegg: Wolkenturm trotz Wolkendecke

Die alljährliche Sommernachtsgala in Grafenegg ist heuer doch noch trocken über die Bühne im Wolkenturm gegangen. Nach einer verregneten Generalprobe sangen Erwin Schrott und Marlis Petersen gemeinsam mit den Tonkünstlern unter freiem Himmel.

Die Wetterunsicherheit ist man in Grafenegg zwar gewöhnt, der Freitag entwickelte sich dennoch zur Nervenprobe für alle Beteiligten. Lange war unklar, ob die jährliche Sommernachtsgala tatsächlich im Wolkenturm stattfinden kann. Zu Mittag war die Konzertleitung noch davon ausgegangen, die Gala ins Auditorium nach innen verlegen zu müssen. Der aufziehenden Wolkendecke zu trotzen und auf einen Beginn im Freien zu setzen, machte sich aber schließlich bezahlt. Im Gegensatz zur verregneten Generalprobe ging die Gala sowohl am Donnerstag als auch am Freitag trocken über die Bühne.

Eröffnet wurde das Konzert in seiner 16. Auflage wie immer von Rudolf Buchbinder, dem künstlerischen Leiter in Grafenegg, sowie von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP). Mikl-Leitner erinnerte bei dieser Gelegenheit an das 100-jährige Jubiläum Niederösterreichs als eigenständiges Bundesland in diesem Jahr und „dass es Niederösterreich immer wieder verstanden hat, historische Wenden zu nützen. Hierbei kommt auch Kunst und Kultur ein hoher Stellenwert zu. Grafenegg ist ein Paradebeispiel dafür“.

Dass die Sommernachtsgala in Grafenegg sich in ihrer erst 16-jährigen Geschichte bereits zu einem Ort von Weltrang klassischer Musik entwickelt hat, führt Buchbinder auf die Mundpropaganda unter den Musikerinnen und Musikern zurück. „Wir haben hier in kurzer Zeit bereits eine Reife erlangt und das wissen die Musikerinnen und Musiker zu schätzen – von der Atmosphäre über das Team bis zur Betreuung. Wer einmal hier aufgetreten ist, will hierher zurückkommen und erzählt es unter Kolleginnen und Kollegen weiter. Etwas Schöneres kann uns nicht passieren.“

Programm mit reichlich Ohrwürmern

Mit einer flotten „Candide“-Ouvertüre von Leonard Bernstein startete der Abend mit einem sehr bekannten Stück und hatte reichlich weitere Stücke mit Ohrwurmgarantie im Programm. Wer Erwin Schrott in seiner bekannten Paradedisziplin als Mozarts „Don Giovanni“ hören und sehen wollte, kam mit der charmant vorgetragenen Registerarie auf seine Kosten. Allerdings war der weltbekannte Bassbariton etwas angeschlagen, sodass das Programm daher kurzfristig gekürzt werden musste. Als sein persönliches Highlight des Konzerts bezeichnete Schrott einen gefühlvollen Tango, den Latin-Klassiker „Besame Mucho“.

Fotostrecke mit 8 Bildern

Rudolf Buchbinder und Johanna Mikl-Leitner auf der Bühne
ORF/Roman Zach-Kiesling
Die Sommernachtsgala markiert den Start des musikalischen Sommers in Grafenegg. Eröffnet wird sie traditionell vom künstlerischen Leiter des Hauses Rudolf Buchbinder (li.) und Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (Mitte).
Erwin Schrott
ORF/Roman Zach-Kiesling
Publikumsliebling Erwin Schrott trat trotz gesundheitlicher Einschränkungen auf, allerdings mit reduziertem Programm
Marlis Petersen
ORF/Roman Zach-Kiesling
Marlis Petersen brillierte in mehreren Genres – von Oper über Operette bis Musical
Yutaka Sado dirigiert die Tonkünstler
ORF/Roman Zach-Kiesling
Durch den Abend getragen wird das Konzert vom Tonkünstler Orchester Niederösterreich unter der Leitung von Yutaka Sado
Künstlerinnen und Künstler am Ende der Gala
ORF/Roman Zach-Kiesling
Das Programm war durchaus breitentauglich. Zum Schluss ernteten die Musikerinnen und Musiker lang anhaltenden Applaus
Wolkenturm Grafenegg
ORF/Roman Zach-Kiesling
Am Donnerstag herrschte über dem Wolkenturm Kaiserwetter
Wolkenturm Grafenegg mit Publikum
ORF/Veronika Berger
Bei der Gala am Freitag zogen dunkle Wolken über Grafenegg. Die befürchtete Gewitterfront blieb aber fern
Wolkenturm Grafenegg mit Publikum
ORF/Veronika Berger
Typisch für Grafenegg: die Rasenplätze, die das Publikum gerne zum Picknicken nützt

Sendungshinweis

  • 3Sat zeigt die Sommernachtsgala am 16. Juli um 21.45 Uhr.
  • In Radio Niederösterreich ist das Konzert am 26. Juni ab 20.04 Uhr zu hören.

An Erwin Schrotts Seite brillierte die deutsche Sopranistin Marlis Petersen, die einmal mehr ihre Vielseitigkeit unter Beweis stellte, indem sie Richard Strauss’ „Cäcilie“ scheinbar ebenso locker zum Besten gab wie „Where is it written?“ aus Barbara Streisands Lied „Yentl“. Mit „Somewhere over the Rainbow“ setzte sie einen sentimentalen Schlusspunkt.

Stets groß geschrieben wird in Grafenegg auch die Nachwuchsförderung. Heuer spielte Niederösterreichs Trompetenvirtuosin Selina Ott auf der großen Bühne im Wolkenturm. „Früher habe ich die Sommernachtsgala immer mit meinen Eltern, die beide auch Musiker sind, im Fernsehen verfolgt. Dass ich heute selbst hier auftrete, das macht mich sehr glücklich, ich kann es aber auch kaum glauben“, so Ott im Gespräch mit noe.ORF.at. Gekonnt musizierte sie inmitten des Tonkünstler Orchester Niederösterreichs unter bewährter Leitung von Yutaka Sado.

Seifenblasen statt Feuerwerk zum Abschluss

Mit dem bekannten Marsch „Pomp and Circumstance“ von Edward Elgar kehrte die Gala musikalisch zum traditionell festlichen Ausklang früherer Konzerte zurück. Das Publikum stimmte freudig klatschend mit ein und spendete zum Schluss lang anhaltenden Applaus. Wie bereits im Vorjahr hatte sich die Grafenegg-Geschäftsleitung auch heuer dazu entschlossen, den Abend ohne Feuerwerk zu beschließen. Anders als 2021 gab es diesmal allerdings keine Lichtshow am Wolkenturm zu sehen, sondern üppig in den bis zum Schluss trocken gebliebenen Himmel geblasene Seifenblasen.

Sommernachtsgala in Grafenegg

ORF-Reporterin Veronika Berger berichtet aus dem Wolkenturm in Grafenegg im Vorfeld der Sommernachtsgala.

Die Sommernachtsgala in Grafenegg wurde von Teresa Vogl moderiert, vom ORF aufgezeichnet und am Freitag live-zeitversetzt ausgestrahlt. ORF-Generaldirektor Roland Weissmann bezeichnete das Konzert bei seinem Besuch am Freitag als „fixen Bestandteil im ORF-Programm“, den es auch in den kommenden Jahren weiter geben werde.