Peter Kampits 2019
APA/Georg Hochmuth
APA/Georg Hochmuth
Wissenschaft

Der Philosoph Peter Kampits wird 80

Einer der bekanntesten Philosophen Österreichs wird am Dienstag 80 Jahre alt: Peter Kampits. Der Existenzialismusexperte und Medizinethiker, der in der Nähe von Krems wohnt, hat in der niederösterreichischen Bildungslandschaft seine Spuren hinterlassen.

Der am 28. Juni 1942 in Wien geborene Wissenschafter ist nicht nur als Spezialist für das Werk Jean-Paul Sartres und Albert Camus’ sowie als Kenner der Gegenwartsphilosophie bekannt, auch universitätspolitisch war er im ausgehenden 20. und beginnenden 21. Jahrhundert an wichtigen Entscheidungen in Niederösterreich und Wien beteiligt.

Nach der Matura im Gymnasium in der Geblergasse in Wien-Hernals studierte Peter Kampits Philosophie, Psychologie und Geschichte an der Universität Wien. 1965 wurde er dort promoviert. Seine Dissertation trug den Titel „Das Bild des Menschen bei Albert Camus: ein Mythos vom Menschen“.

Geprägt und fasziniert von Camus und Sartre

Darauf folgte ein Post-graduate-Studium an der Sorbonne in Paris, der Geburtsstadt des Existenzialismus. „Diese Philosophie“ sollte für Kampits „zum Schicksal“ werden, schrieb sein Philosophenkollege Rudolf Burger anlässlich Kampits’ 75. Geburtstag in der „Presse“.

Zurück an der Universität Wien habilitierte er sich 1974 mit einer Arbeit zum Werk von Sartre und Gabriel Marcel, mit dem er auch zusammengearbeitet und dessen Werk er ins Deutsche übersetzt hatte. 1977 erfolgte Kampits’ Ernennung zum Professor.

Peter Kampits Sommergespräche 2021 Weitra
WALDVIERTEL AKADEMIE
Mit Büchern wie „Wer sagt, was gut und was böse ist?“ möchte Kampits das Interesse der Öffentlichkeit an Philosophie wecken und den Stellenwert philosophischen Denkens in der Gesellschaft erhöhen

Von 1987 bis 1991 sowie 2001 bis 2004 fungierte der Philosoph, der das Bild seines Faches neben zahlreichen Veröffentlichungen auch in Radio- und Fernsehauftritten prägte, als Vorstand des damaligen Instituts für Philosophie. Von 1988 bis 1990 war er Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Philosophie. In Folge der Neuorganisation der Uni Wien wurde Kampits 2004 zum ersten Dekan der neuen Fakultät für Philosophie und Bildungswissenschaft (bis 2008).

Doch Kampits arbeitete nicht nur über die französischen Existenzialisten, sondern auch über österreichische Philosophen, wie etwa über Ludwig Wittgenstein, in den 1980er-Jahren war er Präsident der Ferdinand-Ebner-Gesellschaft. Sein 1984 erschienenes Buch „Zwischen Schein und Wirklichkeit: eine kleine Geschichte der österreichischen Philosophie“ ist auch heute noch ein Standardwerk. Kampits publiziert regelmäßig in heimischen Tages- und Wochenzeitungen und ist gefragter Gast bei Podiumsdiskussionen, wo er durch pointierte Aussagen nicht selten Widerspruch hervorruft.

Einer der „geistigen Väter“ der Donau-Universität

Kampits war von 1988 bis 1995 Wissenschaftlicher Leiter der Wissenschaftlichen Landesakademie für Niederösterreich, welche die Gründung der Donau-Universität Krems vorbereitete. An der Donau-Universität Krems war Kampits von 2012 bis 2016 Universitätsprofessor für Ethik in der Medizin und Leiter des Zentrums für Ethik in der Medizin. Der Philosoph ist seit 2007 Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirates der Waldviertel Akademie.

Peter Kampits Sommergespräche 2016 in Weitra
WALDVIERTEL AKADEMIE
Peter Kampits hat sich in seinen Wortmeldungen und Diskussionsbeiträgen nie in Blatt vor den Mund genommen

Gegenüber der Entwicklung der Universitäten im Zuge des Bologna-Prozesses äußerte sich Kampits immer wieder kritisch. Als Universitätslehrer wurde er mit seinem „philosophischen Ernst“ über die Jahrzehnte hinweg „zu einer akademischen Ausnahmeerscheinung. Seine Schüler werden es ihm danken“, so Burger.

Einer von Kampits’ bekanntesten Schülern war neben Karl Hermann Spitzy der frühere Wissenschaftsminister Johannes Hahn (ÖVP). Als dessen Dissertation aus dem Jahr 1987 wegen des Vorwurfs wissenschaftlichen Fehlverhaltens in die Kritik geriet, verteidigte Kampits als Doktorvater den nunmehrigen EU-Erweiterungskommissar und bezeichnete die Vorwürfe als „Beckmesserei“.

Viel gefragt im medizinethischen Diskurs

Eingehend befasste sich Kampits mit medizinethischen Fragen – so auch seit 2007 als Mitglied der Bioethikkommission beim Bundeskanzleramt, wo er seit nunmehr 13 Jahren überdies als stellvertretender Vorsitzender fungiert.

Kampits war als Gastprofessor in der Türkei, den USA, der Slowakei, Kroatien, Frankreich und Rumänien tätig. Er war und ist Mitglied unzähliger wissenschaftlicher Einrichtungen im In- und Ausland. Er ist Träger des Goldenen Ehrenzeichens des Landes Niederösterreich und der Stadt Wien sowie des Großen Silbernen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich. Außerdem ist er Ehrendoktor der Taras-Schewtschenko-Universität Kiew, 2008 erhielt er den Würdigungspreis des Wissenschaftspreises des Bundeslandes Niederösterreich.