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Volkshilfe fordert Kindergrundsicherung

Mit einer zweiwöchigen Tour durch Österreich möchte die Volkshilfe auf Kinderarmut aufmerksam machen. Am Donnerstag macht die Tour in Wiener Neustadt Station. Gefordert wird unter anderem eine Kindergrundsicherung.

Im Vorjahr waren in Österreich 368.000 Kinder und Jugendliche von Armut und Ausgrenzung betroffen. Das entspreche jedem fünften Kind, so Volkshilfe-Sprecherin Ruth Schink. Und die Tendenz steige: Im Schnitt kämen rund 50 Kinder pro Tag hinzu, schätzt die Volkshilfe. Die aktuelle Teuerung bedrohe die Existenz der Familien besonders stark. Volkshilfe-Direktor Erich Fenninger fordert daher die Einführung einer Kindergrundsicherung. Eine entsprechende Petition ist angelaufen.

Dabei handele es sich um eine automatische Unterstützung für alle Kinder, die Höhe soll nach dem Einkommen der Familie gestaffelt werden. Kinder aus armen Familien erhielten entsprechend mehr monatliche Unterstützung, um ihre Bedürfnisse in den Bereichen Essen, Wohnen, Kleidung, Gesundheit, Bildung und soziale Teilhabe decken zu können, als Kinder aus reichen Familien. Das Ziel sei, gleiche Chancen für alle Kinder zu schaffen und Kinderarmut zu beenden.

Preis für Penne-Nudeln um 79 Prozent gestiegen

Um diese Ziele zu erreichen, tourt die Volkshilfe mit einer Kampagne durch die Bundesländer, am Donnerstag macht die Tour von 16.00 bis 18.00 Uhr im Fischapark in Wiener Neustadt Station. Am Stand vor dem Einkaufszentrum werde sich das zehnköpfige Team mit den Menschen zum Thema Kinderarmut austauschen. „Wir wollen Bewusstsein für die Kinderarmut schaffen und Unterschriften für die Petition zur Einführung der Kindergrundsicherung sammeln“, kündigt Schink an. Auch ein Programm für Kinder sei geboten.

Konkret seien es die aktuellen Preissteigerungen bei Lebensmitteln, die armutsbetroffenen Familien besonders zu schaffen machten, betont die Volkshilfe in einer Aussendung. Selbst für sparsame Gerichte wie Butternudeln seien die Kosten massiv gestiegen. „Früher günstig, kosten Penne-Nudeln aktuell um 79 Prozent mehr als im Vorjahr, Butter um 31 Prozent. Grundnahrungsmittel wie Milch und Obst sind um sieben Prozent teurer geworden, Brot um acht Prozent. Wer ohnehin die Hälfte des Einkommens für Lebensmittel, Wohnen und Energie ausgeben muss, den treffen diese Preissteigerungen ungleich mehr“, berichtet die Volkshilfe.

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Volkshilfe-Direktor Erich Fenninger (2. v.r.) sammelt Unterschriften für die Kindergrundsicherung

Kritik an Entlastungen der Regierung

Die geplanten Entlastungen der Regierung werden von der Volkshilfe als nicht zielorientiert kritisiert – mehr dazu in Regierung präsentiert Entlastungspaket (news.ORF.at; 14.06.2022). Die geplante Abschaffung der Kalten Progression bringe dem obersten Fünftel sieben Mal so viel Ersparnis, wie dem untersteten Fünftel. Auch vom Familienbonus profitierten besserverdienende Familien stärker, heißt es. „Eine verkehrte und fatale Logik“, kritisiert Fenninger.

„Die Mehrausgaben für eine Kindergrundsicherung würden bei rund zwei Milliarden Euro pro Jahr liegen. Bei einem versprochenen Antiteuerungspaket von 28 Milliarden bis 2026, sollten wir über diese Investition in die Zukunft, in der Einkommen gleicher verteilt wären und die Kinderarmut um zwei Drittel verringert wäre, keine Sekunde nachdenken", fordert Volkshilfe-Direktor Fenninger.