Ausstellungsstücke aus Schloss Loosdorf in einer Porzellan Ausstellung in Japan
Piatti
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Kultur

Porzellan aus Loosdorf in Japan restauriert

Eine von russischen Soldaten am Ende des Zweiten Weltkriegs verwüstete Sammlung jahrhundertealten Porzellans aus dem Schloss Loosdorf (Bezirk Mistelbach) ist in Japan zu neuer Blüte erwacht. Aus etwa 700 Scherben konnten 31 Objekte restauriert werden.

„Als ich die Tausenden von Scherben im Schloss Loosdorf sah, dachte ich sofort, von diesem Schatz muss die Welt erfahren“, sagte die bekannte japanische Teezeremonie-Meisterin Machiko Hoshina der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in Tokio. Ihrer Initiative ist es zu verdanken, dass ein Team aus japanischen Fachleuten vor Ort mehrere wertvolle Kunstwerke aus traditionellem Imari-Porzellan, „Alt-Imari“ (ko-Imari) genannt, identifizieren konnte. Sie werden derzeit im Kyushu Ceramic Museum in Arita ausgestellt, bevor sie im August nach Österreich zurückkehren sollen.

Vor dem Hintergrund der erneuten Zerstörungen durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine komme dem von Hoshina initiierten Restaurationsprojekt eine besondere Botschaft des Friedens zu, erklärte der Besitzer des Schlosses Loosdorf, Gabriel Piatti, bei einem Besuch in Japan der dpa. Die im Keramikmuseum der Präfektur Saga auf Japans südlicher Hauptinsel Kyushu, der Heimat des Imari-Porzellans, noch bis 18. Juli ausgestellte Sammlung von Porzellan seiner Familie zeige unter dem Titel „The Tragedy of Loosdorf Castle“ zum einen, dass Krieg nur Zerstörung bringe. „Aber auch, dass die Geschichte dahinter nicht zerstört werden kann“, sagte Piatti der dpa in Tokio.

Ausstellungsstücke aus Schloss Loosdorf in einer Porzellan Ausstellung in Japan
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In der Ausstellung werden nicht nur zusammengesetzte Vasen gezeigt, sondern auch Unvollkommenes, wie diese Scherbenhaufen

Die „Schönheit der Unvollkommenheit“

Zugleich zeigten die von den Japanern restaurierten Kunstwerke die „Schönheit in der Unvollkommenheit“, sagte Piatti. Genau dies entspreche dem „Wabi-Sabi“, dem japanischen Konzept von Ästhetik, erklärte Teezeremonie-Meisterin Hoshina. Gerade im Fehlerhaften, im Unvollkommenen liege Schönheit. Und so zeigt die Ausstellung nicht nur wieder zusammengesetzte Vasen, deren Bruchstellen bewusst sichtbar belassen wurden, sondern auch Scherben von zerstörten Objekten.

Jahrzehntelang hatte die Familie Piatti das von den Russen zerbrochene Porzellan aus Japan, China und Europa, das die Familie über Generationen hinweg gesammelt hatte, als Mahnmal gegen Gewalt und Krieg im „Scherbenzimmer“ im Schlossmuseum aufbewahrt.

Das von Hoshina gestartete Projekt hat inzwischen auch das Interesse von Fachleuten in Österreich am Scherbenzimmer im Schloss Loosdorf geweckt. Hoshina hofft auf weitere Kooperationsmöglichkeiten in Europa für japanische Fachleute und Handwerker. Zugleich will sie zu einer Neubelebung des Interesses an traditionellem japanischen Kunsthandwerk beitragen – nicht nur im Ausland, sondern auch in ihrer japanischen Heimat.