Der 1948 in Lunz am See (Bezirk Scheibbs) geborene Hans Kupelwieser zählt zu den wichtigsten österreichischen Künstlern seiner Generation. Er ist zugleich Bildhauer, Grafiker und Medienkünstler. Seine Arbeiten reichen von Fotogrammen über Skulpturen bis hin zu raumfüllenden Installationen.
Dafür verwendet er unterschiedliche Medien und Materialien. Das Spektrum reicht von Papier über Metall, Kunststoff, Beton, Gummi bis Plexiglas. Bei seinen Arbeitsprozessen geht es ihm um die Erweiterung von Gattungsgrenzen und das Ausloten technischer Möglichkeiten.
Der Mann für feinfühlige Denkmäler
Zu Hans Kupelwiesers bekanntesten Werken in der Landeshauptstadt St. Pölten gehört zweifellos die sogenannte Hohlkopfwand auf Haus 1 des Landhauses im Regierungsviertel. Berührend ist sein 1988 entstandenes Mahnmal im Hammerpark für 13 wenige Tage vor Ende des Zweiten Weltkriegs von den Nationalsozialisten erschossene Widerstandskämpfer aus St. Pölten.
Aus dem von Robert Streibel initiierten langjährigen Projekt, den vertriebenen Kremser Juden ein Denkmal zu setzen, und einem Wettbewerb, entstand ein von Kupelwieser geschaffenes 48 Meter langes Stahlband im Eingangsbereich des Friedhofs, in dem die Namen und Daten von 129 Kremser Jüdinnen und Juden eingeschnitten sind. Und für seinen Heimatort machte er die Seebühne Lunz. Die Architekturkritikerin Ute Woltron bezeichnete dieses Stück Land-Art als „allwettertaugliche Robust-Hybrid-Maschine“.

Ein einzigartiger Zugang zu Medien und Material
Kuratiert wurde die Schau von Andreas Hoffer: „Mit dieser Ausstellung ist es uns gelungen, die verschiedenen Denkansätze von Hans Kupelwieser zusammenzubringen. Die speziell für die Dominikanerkirche konzipierte Holzkonstruktion, die aufgeblasenen Metallskulpturen, seine Fotogramme und auch das Augmented-Reality-Objekt veranschaulichen seinen speziellen und in dieser Form einzigartigen Zugang zu Medien und Material.“
Für die Dominikanerkirche Krems hat Kupelwieser eine temporäre Installation entwickelt. Er spiegelt die Kreuzrippenkonstruktion der Decke des gotischen Sakralbaus auf den Boden des Mittelschiffs mittels einer raumgreifenden Holzskulptur. Die mittelalterlichen Bauelemente werden zu einem begehbaren Kunstwerk und machen die historische Architektur des Kirchenraums erlebbar.
Die Arbeit im Chor ist eine Hommage an Galileo Galilei. Sie besteht aus acht Plexiglasstelen, aus denen konkave und konvexe Lupen mit unterschiedlichen Radien gefräst wurden. „Wie beim Blick durch ein Fernrohr, abhängig von der Position der Stelen, werden verborgene Details der Kirche sichtbar“, ergänzt Kupelwieser.
Fotogramme in und Skulpturen vor der Kunsthalle
In der Kunsthalle Krems zeigt Kupelwieser zehn großformatige Werke. Sie sind Ergebnis seines experimentellen Arbeitens mit dem Fotogramm. Seit den frühen 1980er-Jahren lässt Kupelwieser mit dieser Technik Gegenstände, ganz unmittelbar und ohne Kamera, nur durch Licht mit dem Fotopapier verschmelzen.
Am Museumsplatz platziert Kupelwieser zwei Skulpturen, die ebenfalls seinen experimentellen Umgang mit Material verdeutlichen: einen übergroßen aufgeblasenen Polster aus Aluminium und eine dynamische Arbeit aus poliertem Edelstahl. Erweitert wird diese Skulpturengruppe durch ein Augmented-Reality-Objekt der Initiative Artificial Museum. Die Holzskulptur aus der Dominikanerkirche wird mittels Smartphone auf den Museumsplatz projiziert. Wie in der Dominikanerkirche können Besucherinnen und Besucher in Echtzeit die virtuelle Skulptur begehen und mit ihr interagieren.