Solaranlage auf einem Dach
Pixabay / ulleo
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Wirtschaft

PV-Anlagen: Zahl der Anträge explodiert

Die hohen Strom- und Gaspreise veranlassen viele in Niederösterreich dazu, die Energieerzeugung selbst in die Hand zu nehmen. Die Nachfrage nach Photovoltaik-Anlagen hat sich binnen kurzer Zeit vervielfacht, das merkt auch die EVN-Tochter Netz NÖ.

Wer eine PV-Anlage errichten lässt, verbraucht in der Regel nicht den gesamten Strom aus Eigenproduktion selbst – zumindest nicht tagsüber, wenn die Solarenergie erzeugt wird. Abgesehen von vergleichsweise teuren Speicherlösungen werden diese Überschüsse ins bestehende Stromnetz eingespeist und verkauft. Dafür braucht es einen Antrag bei jenem Unternehmen, das die Infrastruktur bereitstellt. In Niederösterreich ist das in den meisten Fällen die EVN-Tochter Netz NÖ.

Alleine dort haben im ersten Halbjahr 2022 mehr als 21.000 Haushalte einen solchen Antrag auf Einspeisung gestellt, sagt Geschäftsführer Werner Hengst gegenüber noe.ORF.at: „Wir haben heuer doppelt so viele Anträge wie im vorigen Jahr. Im Juni 2022 waren es sogar dreimal so viele wie im Juni 2021.“

Die Zahl der Anträge von Jänner bis Juni entspricht fast der Hälfte jener 54.000 bestehenden PV-Anlagen, die bei Netz Niederösterreich einspeisen. Damit ist Solarstrom endgültig in der breiten Masse angekommen. Laut Hengst ist diese Form der Energieerzeugung „durch die Rahmenbedingungen“ – sprich die hohen Strom- und Gaspreise – „sehr attraktiv geworden, dementsprechend gibt es einen Run unter unseren Kunden, diese Anlagen selbst zu errichten.“ In der Praxis werden PV-Anlagen auch zum Beispiel beim Umstieg des Heizsystems von einem fossilen Brennstoff zu einer elektrisch betriebenen Wärmepumpe genutzt.

Herausforderung für bestehende Netze

Die gestiegene Nachfrage nach dezentral produziertem Strom aus erneuerbaren Quellen, die durch diverse staatliche Förderungen weiter befeuert wird, bedeutet auf lange Sicht auch eine Belastungsprobe für die vorhandene Infrastruktur, immerhin waren die Stromleitungen ursprünglich nicht für diese Art der Nutzung ausgelegt. In Zukunft werden nicht zuletzt deshalb Investitionen in die Netze nötig sein.

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Das Leitungsnetz wird durch die Energiewende zunehmend beansprucht

Aktuell gibt es aber laut Netz-NÖ-Chef Hengst kaum Probleme mit den vorhandenen Leitungskapazitäten – zumindest, wenn es um PV-Anlagen auf den Häusern von Privatpersonen geht. „Es gibt natürlich regionale Unterschiede, aber grundsätzlich kann man sagen, dass für Haushaltsanlagen, die hauptsächlich für die eigene Bedarfsdeckung gedacht sind, die Kapazitäten vorhanden sind.“

Trotz der Anfrageflut könne man bei Netz Niederösterreich die allermeisten Fälle rasch abarbeiten. Warten müssen Interessentinnen und Interessenten allerdings mitunter an anderer Stelle, nämlich bereits bei der Installation der Anlage. Für die nötigen Paneele bzw. Wechselrichter gibt es bei den heimischen Händlerinnen und Händlern derzeit oft lange Lieferzeiten, die Preise dafür sind zuletzt zum Teil gestiegen.