Wald mit Fichten
Hermann Hammer
Hermann Hammer
chronik

Waldbrände durch gelegtes Feuer verhindern

Um massive Waldbrände zu vermeiden, werden in den USA kontrolliert Brände gelegt. Auch in Niederösterreich könnte das eine Lösung sein, um in Zukunft intensive Schäden am Ökosystem zu verhindern, meint ein Experte für Waldbrandforschung.

Durch die enorme Hitzewelle und die daraus resultierende Trockenheit steigert sich die Gefahr für größere Waldbrände immer weiter. „Diese großen Waldbrände könnte man in Zukunft aber verhindern und zwar mit gezielten und kontrollierten, kleineren Bodenfeuern in gefährdeten Waldgebieten“, meint Mortimer Müller, Experte für Waldbrandforschung an der Universität für Bodenkultur in Wien – der „Kurier“ berichtete am Montag über den Vorschlag.

Ein kontrollierter Waldbrand würde nur einen gewissen Teil des Waldes, wie den Waldrand, betreffen. Ziel sei es dabei, die bodennahe Streuschicht, das trockene Gras und die trockenen Büsche verbrennen zu lassen.

Kontrolliertes Abbrennen nur bei feuchtem Wald

Nur wenige Bäume seien durch so einen Brand betroffen, da der Wald zum Zeitpunkt des kontrollierten Abbrennens feucht genug sein müsste. „Werden aber die trockenen Teile des Waldes gezielt verbrannt, vermindert sich bei Ausbruch eines Feuers die Wahrscheinlichkeit, dass sich das Feuer extrem weit ausbreitet und es zu einem großen Brand kommt“, so Müller.

Allentsteig – Waldbrand 2,5 Tage nach Ausbruch
ORF
Ein Brand wie in Allentsteig wäre womöglich durch präventives, gezieltes Abbrennen von Brennmaterial vermeidbar gewesen, meint Mortimer Müller, Experte für Waldbrandforschung an der Universität für Bodenkultur in Wien

Müller: „Kontrolliertes Feuer kostengünstig und sinnvoll“

Ein kleines, kontrolliertes Feuer könne die Natur aber gut verkraften und die Artenvielfalt sogar positiv beeinflussen. Auch der CO2-Ausstoß sei bei kontrollierten Feuern wesentlich geringer und die Biodiversität würde profitieren, so der Experte. Ein verheerendes Kronfeuer, wie in Hirschwang an der Rax (Bezirk Neunkirchen), zerstöre aber die Flora und Fauna in einem Ausmaß, das Jahrzehnte nachwirken würde.

In gewissen Waldbrandhotspots in Niederösterreich wie zum Beispiel in den niedrigen Waldgebieten der Schwarzkiefernwälder am Alpenostrand oder den Wäldern im Saubersdorfer Bereich erachtet Müller die Maßnahme als kostengünstig und sinnvoll: „Natürlich braucht es dafür eine umfangreiche, gewissenhafte Planung und Vorbereitung der Behörden für ein gezieltes Bodenfeuer, aber der Nutzen für diese Waldbrandprävention würde die Risiken dafür übersteigen.“

Forstverwaltung: „Bedenklich, einen Wald anzuzünden“

Als „höchst bedenklich“ stuft hingegen Peter Lepkowicz, Leiter der Forstverwaltung Niederösterreich, den Vorschlag des Experten ein. Die Wälder in Niederösterreich bräuchten zum Bestehen kein Feuer: „Ich mahne davor, dass es Menschen gibt, die meinen, sie könnten ein Feuer im Wald unter Kontrolle halten.“

„Im Gebirgswald ist ein kontrolliertes Feuer sowieso unmöglich aufgrund der Heterogenität und Unterschiedlichkeit der Wälder und Täler, aber auch im flachen Waldgebiet kann das schnell schief gehen“, warnt Lepkowicz vor der Maßnahme.

Zudem sei es auch aus rechtlicher Perspektive bedenklich, wenn man an die bestehenden Waldbrandverordnungen denkt: „Diese besagen ganz klar, dass offenes Feuer in Wald und Waldesnähe verboten ist. Daran sollte man sich auch weiterhin halten“, meint der Leiter der Forstverwaltung.