Um exakt 46,1 Prozent mehr – von 438 auf 640 – eröffnete Privatinsolvenzen wurden im ersten Halbjahr 2022 in Niederösterreich verzeichnet. Dabei haben die in die private Pleite geschlitterten Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher 73 Millionen Euro an Schulden angehäuft. Diese Zahlen teilt der Kreditschutzverband von 1870 (KSV) mit.
Zum Vergleichszeitpunkt 2021 sind es nur 49 Millionen Euro gewesen. Das Vorkrisen Niveau von 2019 ist allerdings noch nicht erreicht – weder was die Anzahl der Insolvenzen noch die Höhe der Verschuldung betrifft.
Ein Grund für den Rückgang der Privatinsolvenzen während der Corona-Pandemie sei laut KSV eine gestiegene Vorsicht im Umgang mit Geld. Zudem habe es durch die Lockdowns weniger Konsum- und Urlaubsmöglichkeiten gegeben. Dass die Insolvenzen nun so stark ansteigen, sei laut KSV der letztjährigen Insolvenznovelle zu verdanken, die deutlich leichtere Entschuldungsmöglichkeiten ermöglicht.
Inflation hat noch keine Auswirkungen
Die aktuelle Inflation bzw. Teuerungen wirken sich hingegen noch nicht auf die Privatinsolvenzen aus. „Es verhält sich ähnlich, wie bei der Pandemie. Ein Privatkonkurs baut sich im Regelfall über einen längeren Zeitraum auf und wird eher selten durch ein plötzlich eintretendes Ereignis ausgelöst“, heißt es vonseiten des KSV.
Wie sehr die aktuelle Situation sich künftig darauf auswirkt, bleibt noch abzuwarten. Unabhängig davon erwartet der KSV, dass sich die steigenden Privatkonkurse auch im zweiten Halbjahr 2022 fortsetzen und am Ende des Jahres zum ersten Mal seit 2019 Vorkrisenniveau erreichen. Das wären österreichweit etwa 9.500 eröffnete Schuldenregulierungsverfahren – umgerechnet 182 Fälle pro Woche.