Nachtbild von der Bühne
Robert Salzer, ORF NÖ
Robert Salzer, ORF NÖ
Kultur

Klassik im Zeichen des Ukraine-Krieges

Es war ein beeindruckender Konzertabend, der am Mittwoch in Stift Göttweig über die Open-Air-Bühne ging: „Klassik unter Sternen“ mit Elina Garanca. Zum 14. Mal – und doch ganz anders, denn der Krieg in der Ukraine beeinflusste den Gala-Abend wesentlich.

Schon der Beginn machte deutlich, wie anders dieser Abend sein würde. Karel Mark Chichon intonierte mit dem Symphonieorchester der Volksoper Wien die ukrainische Nationalhymne. Eine Live-DVD von diesem Abend wird der Ukraine-Hilfe gewidmet.

Die weltweit erfolgreiche Mezzosopranistin Elina Garanca wollte ein Zeichen setzen gegen das Leid, das in der Ukraine angerichtet werde, sagt sie: „Dieser Wahnsinn wird schon wieder alltäglich und verschwindet aus dem Sinn. Das will ich verhindern, soweit es meine Möglichkeit ist, und das ist meine Stimme. Ich bin Lettin, und als solche in unmittelbarer Nähe zu Russland aufgewachsen, ich lebe dort noch. Dort herrscht Angst, dass wir die Nächsten sein könnten. Ich will mit dieser Aktion all jenen Unschuldigen helfen, die unter diesem Krieg leiden.“

Klassik unter Sternen 2022
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Im Rahmen der Aktion „Nachbar in Not“ wurden 40.000 Euro für die Ukraine gesammelt

40.000 Euro für „Nachbar in Not“

Ein Scheck über 40.000 Euro aus der DVD-Produktion wurde im Anschluss an das Konzert an ORF-Generaldirektor Roland Weißmann für die Aktion „Nachbar in Not“ übergeben. Raiffeisen-Generalanwalt Erwin Hameseder, dessen Konzern 1.500 dieser DVDs ankaufte und damit die Spendensumme ermöglichte, war auch Initiator der Aktion: „Wenn die Kunst dazu genützt werden kann, Gutes zu tun, dann sollten wir diese Gelegenheit ergreifen. Es soll ein Zeichen sein, dass die unglaubliche humanitäre Katastrophe in der Ukraine und die Lage der Flüchtlinge wieder ins Bewusstsein rückt.“

Ein Schub für die Aktion „Nachbar in Not“, betonte ORF-Generaldirektor Weißmann: „Die Aktion feiert heuer ihr 30-Jahre-Jubiläum. Zu Jahresbeginn konnten wir nicht ahnen, was da auf uns zukommen würde. Aber die Menschen spenden nach wie vor, und eine solche Aktion sorgt wieder dafür, dass man sich dessen bewusst ist. Wir haben schon 50 Millionen Euro gesammelt. Die Bundesregierung hat versprochen, diesen Betrag zu verdoppeln. Also: Wir bewegen etwas.“

Klassik unter Sternen 2022
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Brillante Darbietungen mit emotionalem Finale

Dann aber war es doch wieder die Musik, die im Mittelpunkt stand. Elina Garanca brillierte als Anna Bolena. Die Spanierin Marina Monzo und der US-Amerikaner Jonathan Tetelman sind arrivierte Stars auf den Opernbühnen der Welt, ihren ersten großen Auftritt aber erlebte Marie-Sophie Janke, die junge Wienerin hat den Zukunftsstimmen-Wettbewerb von Elina Garanca gewonnen. Sie sorgte mit ihrer Arie „Una voce poco fa“ aus dem „Barbier von Sevilla“ für Begeisterung im Publikum.

Die Stimmung, die zu Beginn noch sehr nachdenklich war, heiterte sich gegen Ende des abwechslungsreichen Programms zunehmend auf bis zum furiosen Finale, bei dem alle Akteure auf der Bühne standen, etwa mit „Dein ist mein ganzes Herz“ von Franz Lehàr oder „O Sole mio“. Den emotionalen Höhepunkt und Abschluss bildete einmal mehr das „Ave Maria“ von William Gomez, brilliant und emotional intoniert von Elīna Garanča.