La Boheme der operklosterneuburg mit Camille Schnoor und Clemens Kerschbaumer
Roland Ferrigato
Roland Ferrigato
Kultur

Viel Applaus für Indoor-„Bohème“

Nicht ganz wie geplant ist Giacomo Puccinis „La Bohème“ am Samstag in Klosterneuburg über die Bühne gegangen. Unter anderem musste die Premiere kurzfristig ins Innere verlegt werden – der Zufriedenheit des Publikums schadete das aber nicht.

Die Premiere von „La Bohème“ stand in Klosterneuburg unter keinem besonders guten Stern. War schon im Vorfeld Kamile Bonté als Mimi CoV-bedingt ausgefallen, musste die Vorstellung wetterbedingt vom Kaiserhof des Stifts in die Babenbergerhalle verlegt werden. Trotz der widrigen Umstände gab es letztlich Standing Ovations für das Ensemble.

Das lag nicht zuletzt an der französischen Sopranistin Camille Schnoor, Ensemblemitglied des Staatstheaters am Gärtnerplatz in München, die kurzfristig als Mimi gewonnen werden konnte und damit ihr gelungenes Österreich-Debüt beging. Der Begriff „Einspringerin“ wäre in diesem Fall geradezu unpassend, denn Schnoor erwies sich sowohl stimmlich wie darstellerisch als erstklassige Wahl. Als Rodolfo profilierte sich Clemens Kerschbaumer, umgeben von Thomas Weinhappel, Ales Jenis, Dominic Barberi und – als kokette Musetta – Aleksandra Szmyd, Marc-Olivier Oetterli wirkte in drei kleinen Rollen.

Herausfordernde Raumakustik

Etwas heikel ist die Akustik in der Halle – hier müsste Christoph Campestrini die ansonsten sehr engagiert aufspielende Beethoven Philharmonie bisweilen etwas zurücknehmen, um die Sängerinnen und Sänger nicht zu überdecken. Die tänzerischen Einschübe und die Masken des gut einstudierten Chors erinnern eher an Venedig als an Paris. Doch fairerweise lässt sich kein umfassender Eindruck wiedergeben. So manche Attraktion der Inszenierung von Francois de Carpentries fiel der Indoor-Variante zwangsläufig zum Opfer. Auch das spektakuläre Bühnenbild von Hans Kudlich kommt in der Hausfassung natürlich nicht zur Geltung.

Immerhin gibt es diese Option in Klosterneuburg als Alternative zur Absage. Erstmals seit 22 Jahren fand die Premiere in der Halle statt, so Intendant Michael Garschall, der anlässlich seines Geburtstags und seiner 25. Produktion von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) auf offener Bühne mit einer riesigen Kardinalschnitte und von der Stadtgemeinde mit einer Magnumweinflasche beschenkt wurde. 2023 steht Verdis „Don Carlo“ auf dem Spielplan der operklosterneuburg, Premiere ist am 8. Juli – dann hoffentlich wieder bei Kaiserwetter im Kaiserhof.