Seit mehr als 20 Jahren steht das ehemalige Zementterminal, wie eine Abfüllanlage im Fachjargon genannt wird, in Kaltenleutgeben schon leer. An die einstige Produktion verschiedenster Zementtypen erinnert heute nur noch die riesige Ruine des Zementterminals, wo der Zement in meterhohen Silos gelagert und abgefüllt worden ist.
Auf dem Areal wenige Meter von der Wiener Stadtgrenze entfernt, am südwestlichsten Ausläufer des Stadtbezirks Liesing, soll auf insgesamt 5.500 Quadratmetern Fläche Platz für bis zu 20 Wohnungen, Galerien und Büroräumlichkeiten geschaffen werden. Vier Gesellschafterinnen und Gesellschafter haben dafür 2021 die GmbH „Siloft“ gegründet, über die das Gebäude angekauft worden ist und jetzt renoviert werden soll.

Privateigentümer sollen die Ruine mitentwickeln
Unten, in den Erdgeschoßräumen soll eine Mischung aus Büroräumen, gewerblichen Flächen und möglicherweise einem gastronomischen Angebot einziehen. Oben soll Platz für sogenannte Loft-Wohnungen entstehen, also ein zur Wohnung umfunktionierter Industrieraum mit dem entsprechenden Charme. „Wir haben zum Teil Raumhöhen von bis zu 6,5 Metern – das ergibt schon ein ordentliches Loft“, sagt Gerhard Strasser, einer der vier Gesellschafter.
Die Nutzungseinheiten sollen an Privateigentümer verkauft werden, die sich so an der Sanierung der gemeinschaftlich genutzten Gebäudeteile beteiligen. Der Innenausbau finde dann individuell, je nach Wunsch und Zweck, statt. „Wir möchten, dass die Einheiten sehr flexibel einteilbar sind“, so Strasser: „Die Wohnansprüche ändern sich schnell, die Gebäude sind daran nur selten angepasst. Wir wollen ein Gebäude schaffen das verschiedenste Nutzungen möglich macht.“
Bestand nutzen statt Abriss und Neubau
Für die vier Gesellschafter und Gesellschafterinnen, darunter zwei Architekten, strahlt die Betonkubatur eine „unglaubliche Anziehungskraft“ aus. Den puristischen Industriecharakter wollen sie bei der Instandsetzung genauso wie die räumliche Großzügigkeit beibehalten. „Der Bau ist von der Architektur her einzigartig“, schwärmt Strasser. Aber auch eine ökologische Komponente schwingt in dem Vorhaben mit: „Wir wollen Bestand nutzen und nicht mit einem maximalen Aufwand an Energie etwas abreißen und wieder neu bauen,“ betont Strasser.

Die Marktgemeinde Kaltenleutgeben freut sich über das Engagement. „Ich sehe das Projekt als große Chance für unsere Gemeinde", so Bürgermeisterin Bernadette Geieregger (ÖVP). Ziel sei jetzt das Projekt im Gemeindeleben zu verankern. „Wir müssen es schaffen, dass sich die Bewohner mit dem Projekt identifizieren und stolz darauf sind", betont Geieregger.