„Wir bleiben weiter lästig“, kündigt das Intendantenduo Julia Lacherstorfer und Simon Zöchbauer in Anlehnung an die Feministin und Politikerin Johanna Dohnal an. Das diesjährige Motto „Mut & Gerechtigkeit“ verweist darauf, dass es beim Musikfestival in Lunz am See (Bezirk Scheibbs) um weit mehr als nur um Musik geht. „Es ist uns immer auch wichtig, auf gesellschaftsrelevante Themen Bezug zu nehmen“, sagt Intendantin Julia Lacherstorfer gegenüber noe.ORF.at.

„Wir haben im letzten Jahr verstärkt gespürt, dass unsere Welt aus dem Gleichgewicht gerät. Und die Sache ist halt, dass die Konsequenzen dieses Ungleichgewichts nicht alle Menschen in gleichem Ausmaß betreffen“, so Lacherstorfer. Vor allem nicht-weiße Menschen sowie Frauen würden immer noch benachteiligt. Für ein Kunstverständnis nach der Devise „l’art pour l’art“ stünden die wellenklaenge damit nicht.
Musik sei mehr als nur schönes Erlebnis, so Intendant Simon Zöchbauer im Gespräch mit noe.ORF.at: „Ich glaube, dass es die Aufgabe von Kunst generell und speziell auch von Musik ist, die Welt zu betrachten und eine Art Statement abzugeben, um sich auch zu positionieren.“ Dass Yasmo & die Klangkantine den Festivalstart am Freitag musikalisch eröffnet haben, erscheint vor diesem Hintergrund wenig überraschend. Damit es aber auch wirklich alle wissen, konstatierte Leadsängerin Yasmin Hafedh zwischen zwei Songs: „Mein Todfeind ist das Patriarchat!“

Hafedh beweist, dass die sprachliche Emanzipation von sexistischen und rassistischen Strukturen durchaus unterhaltsam sein kann. Neben Repertroirstücken wie „Girls“, „Ritch“ oder „Alle“ performte Hafedh auch Texte, die sie extra für das Jubiläumskonzert geschrieben hat. Auch Mieze Medusa und die junge Poetry-Slammerin Elif Duygu traten auf, die Musik dazu haben Ralph Mothwurf und Tobias Vedovelli eigens komponiert.
Bis zum 30. Juli stehen nicht nur weitere Konzerte auf dem Programm, sondern auch Wanderungen, Performances und ein Podiumsgespräch. Am 29. Juli erwartet die Gäste eine Lichtinstallation von Ganaël Dumreicher und Miriam Adefris, danach legt DJane Tonica Hunter auf. Den Abschluss der diesjährigen wellenklaenge macht die Sängerin und Komponistin Ankathie Koi.

Wie sich das wellenklaenge-Festival in den nächsten Jahren positionieren wird, sei noch offen, sagt Zöchbauer im ORF-Interview: „Ich glaube, was uns ausmacht, ist eben dieser Mut zu Neuem und der Mut, das abzubilden, was jetzt gerade brennt – gesellschaftlich, aber auch künstlerisch. Und ich glaube, wenn wir uns diese Wandlungsfähigkeit behalten, dann werden wir immer spüren, was gerade wichtig ist.“