Zapfhähne für Diesel und Super 95-Treibstoff
APA/HANS KLAUS TECHT
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Wirtschaft

Spritmangel: Höherer Ethanol-Anteil möglich

Im Benzin, das in Österreich verbraucht wird, sind fünf Prozent Bioethanol enthalten. Laut Agrana könnte dieser Wert so wie in anderen Ländern problemlos erhöht werden. Ethanol, das in Pischelsdorf (Bezirk Tulln) produziert wird, muss bis dato exportiert werden.

An den heimischen Zapfsäulen wird Benzin mit einer Beimischung von fünf Prozent Ethanol abgegeben, in Deutschland hingegen wird als Alternative zum herkömmlichen Benzin auch E10, also Benzin mit zehnprozentigem Ackertreibstoff-Anteil verkauft. Laut dem heimischen Ethanol-Produzenten Agrana wäre ein Umstieg von E5 auf E10 „binnen weniger Monate umsetzbar.“ Die für E10 benötigte Ethanol-Menge wird bereits seit 2008 in Pischelsdorf produziert, so die Agrana.

Allerdings werde 60 Prozent der Menge exportiert und Österreich müsse für CO2-Lizenzen bezahlen, weil das produzierte Ethanol nicht im heimischen Benzin genutzt wird, argumentiert man bei Agrana. Der Konzern erinnert daran, dass eine Erhöhung des Biotreibstoffanteils auch im Regierungsprogramm von ÖVP und Grünen stünde.

Eine Beimischung von zehn Prozent Bioethanol würde einem Bedarf von rund 200.000 Kubikmetern entsprechen, die Agrana produziere aber 250.000 bis 260.000 Kubikmeter, könne den Bedarf also ohne Kapazitätserhöhung mehr als erfüllen, hatte die Agrana bereits in der Vergangenheit betont.

Pernkopf fordert sofortige Umstellung auf E10

Unterstützung bekommt der Konzern von Niederösterreichs Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP). Der Krieg in der Ukraine würde zeigen, wie abhängig Österreich von Erdgas und Erdöl ist, so Pernkopf. Er fordert, dass sofort auf E10 umgestellt wird: „Statt also Treibstoff ins Ausland zu exportieren, könnte er sofort im Inland genutzt und eingesetzt werden. Gerade jetzt, wo von drohender Treibstoffknappheit die Rede ist, wäre dies ein Gebot der Stunde und würde die Versorgungssicherheit schlagartig erhöhen.“

Außerdem brauche es laut Pernkopf Initiativen und Rahmenbedingungen für den Ausbau von Biogas. Österreichweit würde es 280 derartige Anlagen geben, wobei fast alle Strom erzeugen. Diese Anlagen könnten umgerüstet werden, damit grünes Gas ins Gasnetz eingespeist werden kann.

Im Jänner 2021 hatte Umwelt- und Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne) die Erhöhung der Beimischung von Bioethanol zu den Treibstoffen zu einem ihrer „Großprojekte“ erklärt, vorher müssten aber noch einige Fragen geklärt werden. „Wir haben die forcierte Beimischung ja im Regierungsprogramm stehen. Wir möchten die Umsetzung aber so gestalten, dass wir Risiken und Fehler, die wir in andern Ländern gesehen haben, nicht wiederholen“, sagte sie zur „Bauernzeitung“. Sie spielte damit auf Umweltbedenken zur Herkunft der Grundstoffe von Bioethanol an, die Konkurrenz von Teller und Tank und auf Haftungsfragen der Autohersteller. Sie wolle das Thema noch in ihrer Amtszeit abhaken.

Nur ungenutzte Rohstoffbestandteile für Bioethanol

Von der Agrana heißt es zur Herkunft der Rohstoffe: Der Zucker-, Fruchtsaft- und Stärkekonzern stelle in der Raffinerie Pischelsdorf zunächst Weizeneiweiß und -stärke her. „Aus den ungenutzt bleibenden Rohstoffbestandteilen werden in der daneben befindlichen Bioethanolanlage als Nebenprodukt Bioethanol und gentechnikfreie Eiweißfuttermittel produziert. Durch differenzierte technische Verfahren wird im Werk ausschließlich Weizen eingesetzt, der sich nicht zur Herstellung für Brot eignet bzw. nicht backfähig ist“, so das börsennotierte Unternehmen.

Das Getreide für Pischelsdorf werde aus Österreich, der Slowakei, Tschechien und Ungarn bezogen. Der Österreichanteil liegt bei circa einem Drittel, was wiederum vier Prozent der gesamten österreichischen Getreideproduktion entspreche.