Landwirtschaft Saatgut Donau Probstdorf Klimawandel
ORF
ORF
Landwirtschaft

Marchfeld sichert Getreideversorgung

Das Thema Getreideversorgung ist durch den Krieg in der Ukraine in den weltweiten Fokus gerückt. In Österreich sei die Versorgung aber gesichert, betont der Bund. Der Grund dafür ist vor allem ein Saatzucht-Betrieb aus Probstdorf (Bezirk Gänserndorf) im Marchfeld.

Mähdrescher auf den Feldern, Traktoren mit Anhängern auf den Straßen – die Ernte läuft im Marchfeld, wie auch im restlichen Niederösterreich, auf Hochtouren. Die derzeit heißen, niederschlagsarmen Tage kommen den Landwirten dafür gerade recht.

Ein Teil der Ernte landet bei der Prostdorfer Saatzucht, eines der drei größten Saatzuchtunternehmen in Österreich, das sich auf Getreide- und Mais-Vermehrung spezialisierte. Pro Jahr werden im Betrieb etwa 35.000 Tonnen Saatgut hergestellt, zwei Drittel davon betrifft Getreide.

Österreich ist „100 Prozent Selbstversorger“

Mit diesen Mengen sei Österreich von Importen unabhängig, betont Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) bei einem Betriebsbesuch: „Österreich ist beim Getreide-Saatgut zu 100 Prozent Selbstversorger. Wir sind in diesem Bereich also bestens vorbereitet.“ Das Marchfeld unterstreicht damit seine Rolle als Kornkammer Österreichs.

Landwirtschaft Saatgut Donau Probstdorf Klimawandel
ORF
Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (2.v.l) bei einem Betriebsbesuch in der Prostdorfer Saatzucht

In Probstdorf wird das Saatgut nicht nur produziert und für die nächste Saison eingelagert, sondern es wird gemeinsam mit anderen österreichischen Züchtern auch an klimaresistenteren Sorten geforscht, erklärt Johann Birschitzky, Geschäftsführer der Saatzucht Donau: „Das betrifft Sorten, die einen etwas rascheren Entwicklungszyklus haben, damit wir der größten Hitze im Juni und Juli etwas entgehen können.“

Die Entwicklung neuer Sorten dauert laut Birschitzky zwischen acht und zehn Jahren. Auf Versuchsfeldern werden dafür tausende Zuchtstämme probeweise angebaut, um etwa ihre Stresstoleranz oder die Anpassungsfähigkeit zu testen. Am Ende bleiben davon maximal drei Sorten über. Zugleich werden die neuen Sorten auch in noch heißeren Ländern wie Kroatien getestet.

Dem Klimawandel voraus

Die Suche nach klimafitteren Getreidesorten betreibt die Saatzucht Donau seit gut 20 Jahren. Ziel sei immer das Klima, „dass wir vielleicht in fünf oder zehn Jahren haben, und das noch heißer sein könnte, zu antizipieren und auch dann Getreidesorten zu haben, die den Ertrag einigermaßen gewährleisten“, erklärt der Saatzucht-Experte.

Das Landwirtschaftsministerium unterstützt dieses Projekt „Klimafit“ mit 600.000 Euro pro Jahr. Dabei arbeitet die Saatzucht Donau auch mit anderen Züchtern zusammen, „um die bestmöglichen Sorten zu finden.“ Denn Getreide sei – im Gegensatz zu Mais oder Sojabohne – nicht so stark hitzeangepasst. „Aus einem Weizen kann man keinen Kaktus machen“, sagt Birschitzky, „aber wir versuchen so gut es geht gegen den Klimawandel zu steuern.“

Landwirtschaft Saatgut Donau Probstdorf Klimawandel
ORF
Nur die besten, klimafittesten Getreide-Sorten bleiben erhalten, der Rest wird ausgesiebt

Ansage an Düngemittel-Produzent

Während man beim Getreide die Versorgung gesichert sieht, schlug der Bauernbund Niederösterreich zuletzt beim Thema Düngemittel Alarm. Die OMV-Tochter Borealis will die heimische Düngemittelproduktion an den tschechischen Agrofert-Konzern verkaufen. Totschnig fordert hier, „dass das, das gesagt wurde, nämlich dass die Standortsicherheit und eine Versorgungssicherheit weiterhin gewährleistet ist, auch tatsächlich passiert.“

Die Zeit drängt, denn schon im Herbst soll der Verkauf laut bisherigen Plänen vollzogen werden. Der niederösterreichische Bauernbund schaltete in diesem Fall Ende Juni einen Kartellanwalt ein, weil man dadurch die Bildung eines illegalen Monopols vermutet – mehr dazu in Bauernbund lässt Borealis-Deal rechtlich prüfen (noe.ORF.at; 30.6.2022).