Seit drei Wochen steht ein Bauzaun am Ufer des Steinbruchsees. Er soll Besucherinnen und Besucher vom Seezugang abhalten. Aufgestellt hat ihn die Gemeinde Perchtoldsdorf (Bezirk Mödling), denn obwohl der See auf dem Gemeindegebiet von Kaltenleutgeben liegt, ist er im Besitz der Gemeinde Perchtoldsdorf auf der anderen Seite des Felsenkamms.
Die Zahl der Gäste habe Überhand genommen, sagt Bürgermeisterin Andrea Kö (ÖVP). Schließlich befinde man sich in einem Naturschutzgebiet. Die Perchtoldsdorfer Ortschefin treibt dabei vor allem die Sorge um einen Waldbrand: „Hier wird oft am Abend gegrillt und es werden Partys gefeiert. Wenn hier ein Feuer ausbricht, dann brennt uns der ganze Wald ab.“ Schwimmen sei in dem See aus Naturschutzgründen ohnehin noch nie erlaubt gewesen.
Steinbruchsee wurde immer beliebter
Bis in die 1980er-Jahre wurde in dem Steinbruch Zement produziert, danach hat sich die Natur das Gelände zurückerobert. Seit 2016 ist der Steinbruchsee Teil des Naturschutzgebietes Teufelstein-Fischerwiesen. Damals hat der Steinbruchbetreiber, der das Gelände jahrzehntelang von der Gemeinde Perchtoldsdorf gepachtet hatte, das Areal an die Gemeinde zurückgegeben.
Anfangs noch ein Geheimtipp, hat sich der Steinbruchsee immer mehr zu einem beliebten Ausflugsziel entwickelt. Besonders Tagesausflügler aus Wien schätzten die Ruhe und Schönheit des 40 Meter tiefen Grundwassersees vor den Toren der Bundeshauptstadt. Viele sind jetzt enttäuscht, dass der See nach Jahrzehnten nicht mehr zugänglich ist.
Kaltenleutgeben: „Naherholungsgebiet erhalten“
Auch in Kaltenleutgeben ist man von den Absperrmaßnahmen der Nachbargemeinde wenig begeistert. „Mein Ideal-Szenario wäre die Erhaltung des Naherholungsgebiets mit einer Nutzung auch zum Baden“, sagt Bürgermeisterin Bernadette Geieregger (ÖVP). Natürlich müsse diese Nutzung scharf reglementiert sein, damit der Betrieb nicht wieder aus dem Ruder laufe. „Es braucht eine entsprechende Infrastruktur, Toilettenanlagen, vielleicht ein kleiner Kiosk, möglicherweise sogar Eintrittsgeld“, so die Kaltenleutgebener Ortschefin. Umweltschutz und Freizeitnutzung seien für sie aber in jedem Fall vereinbar.
Doch das Interesse an einer solchen Nutzung ist in Perchtoldsdorf begrenzt. Denn Perchtoldsdorfer kämen eher selten an den See in Kaltenleutgeben, heißt es. Bürgermeisterin Kö hätte jedoch kein Problem damit, den See abzutreten. „Wir verpachten oder verkaufen den See gerne an Kaltenleutgeben, dann kann das jederzeit umgesetzt werden,“ sagt sie. Ihre Kaltenleutgebener Kollegin verweist auf ein Zehntausende Euro teures Umweltgutachten, das dafür notwendig wäre. „Ich muss sorgsam mit dem Steuergeld umgehen“, so Geieregger.
Perchtoldsdorf: See soll Fischteich werden
So sind in Perchtoldsdorf in der Zwischenzeit die Würfel gefallen: Der Seezugang soll dauerhaft abgesperrt bleiben. Der bisher noch provisorische Bauzaun soll in den kommenden Wochen durch einen 28 Meter langen Zaun vom Stollen bis zum Einlauf ersetzt werden, „um auch hier abzusichern, dass niemand hineingeht“, so Kö. Die Besucherzone am Nordostufer soll aufgelassen, der Weg dahin durch einen Wassergraben unterteilt werden. Sogar den Grundwasserpegel möchte man anheben, um den Wassergraben fluten zu können.
Wie es mit dem See selbst weiter geht, möchte man in Perchtoldsdorf im September im Gemeinderat entscheiden. Die Bürgermeisterin spricht sich dafür aus, den See an einen Hobbyfischerverein zu verpachten. Nur noch Mitglieder dieses Vereins hätten dann Zugang zum See. Mit dem Naturschutz sei die Fischteichnutzung vereinbar, sagt Kö: „Es gibt eine vorgeschriebene Anzahl, wie viele Fische hineingesetzt werden dürfen und es wird natürlich ganz moderat betrieben.“ Sobald der Gemeinderat den Vorschlag beschlossen hat, sollen die Verträge aufgesetzt werden.