In einer koordinierten Aktion schlugen Polizeieinheiten vor einer Woche zeitgleich in der Slowakei, in Ungarn und in Österreich zu. Das Einsatzkommando Cobra führte etwa Hausdurchsuchungen in zwei Wohnungen in Wien und in einem Haus in Hainburg (Bezirk Bruck an der Leitha) durch, dabei wurden vier Beschuldigte festgenommen.
Die Ermittlungen der Suchtmittelspezialisten beim Landeskriminalamt gegen die Verdächtigen liefen bereits seit März – gemeinsam mit der Nationalen Kriminalagentur der Slowakei und dem Nationalen Ermittlungsbüro der ungarischen Polizeibehörden. Die Täter sollen vor allem in den internationalen Kokain- und Methamphetaminhandel involviert gewesen sein.
Bei den Hausdurchsuchungen in Wien und Hainburg wurden 205.000 Euro Bargeld, ein Goldbarren und ein Schlagstock sichergestellt, dazu kamen hochpreisige Fahrzeuge. Bei einer Durchsuchung des Hauses eines 40-Jährigen in Ungarn wurden neben Bargeld und Goldbarren auch zahlreiche illegale, automatische Waffen und explosives Material sichergestellt.
In Summe wurden fast 300 Kilogramm an Suchtmittel beschlagnahmt, betonte Innenminister Gerhard Karner (ÖVP). Er sprach von einem „historischen Ermittlungserfolg“. Die Exekutive ziele bei den Erhebungen generell „auf die großen Fische ab“, diesen Weg wolle man auch mit dafür notwendiger internationaler Zusammenarbeit „in Zukunft fortsetzen“.
„Familienbetrieb“ im großen Stil
Hauptbeschuldigt ist ein 37-jähriger Slowake, der in Wien wohnte. Gemeinsam mit seiner 32-jährigen Ehefrau soll er zumindest seit 2014 als Organisator einer international agierenden Täterbande große Menge an Drogen mit speziell präparierten Schmuggel-Lkws von Amsterdam über den Grenzübergang Drasenhofen (Bezirk Mistelbach) nach Niederösterreich gebracht und hier gebunkert haben.
Die Suchtmittel seien danach in Paketen im Umfang von zehn bis 15 Kilo von bisher unbekannten Tätern in verschiedenen Wiener Hotels an Abnehmer übergeben worden: um 40.000 Euro pro Kilo Kokain und 11.500 Euro pro Kilo Methamphetamin. Im Anschluss sollen die Drogen mit verschiedenen Fahrzeugen aus Österreich in die Slowakei geschmuggelt worden sein.
Aussage: Hunderte Kilo Drogen verkauft
Drei dieser mutmaßlichen Abnehmer wurden bereits vor der koordinierten Aktion festgenommen. Laut deren Aussagen soll der Kopf der Bande seit 2014 zumindest 60 Kilo Kokain, 210 Kilo Methamphetamin und zehn Kilo Cannabis gehandelt haben. Laut Polizei soll der 37-Jährige durch den Verkauf etwa 4,8 Millionen Euro eingenommen haben.

Seine Ehefrau soll über alle Drogenkontakte ihres Ehemannes verfügt haben. Sie hätte laut Polizei den organisierten Suchtmittelhandel fortsetzen können, wäre ihrem Ehemann etwas zugestoßen. Die gemeinsame zehnjährige Tochter der beiden Beschuldigten wurde nach der Festnahme der Eltern in die Obhut der Jugendwohlfahrt des Magistrats Wien übergeben.
Weitere Festnahmen erfolgt
Am Mittwochnachmittag wurde in Deutsch-Wagram (Bezirk Gänserndorf) ein zusätzlicher Verdächtiger geschnappt. Der Mann wurde bei der versuchten Weitergabe von sechs Kilogramm Methamphetamin vom Einsatzkommando Cobra festgenommen. „Es stellte sich heraus, dass auf Täterseite eine Faustfeuerwaffe im Spiel war“, sagte der Direktor für Spezialeinheiten, Bernhard Treibenreif.
Im Anschluss erfolgten Hausdurchsuchungen in Wien, Hainburg und Großengersdorf (Bezirk Mistelbach). Laut Stefan Pfandler, dem Leiter des Landeskriminalamts Niederösterreich, klickten noch für zwei weitere Personen die Handschellen. Zu Ende sind die Ermittlungen damit noch nicht. Landespolizeidirektor Franz Popp sprach von einem „guten Zwischenergebnis“ und verwies auf „umfangreiche Ermittlungen gegen vier Beschuldigte“. Pfandler ergänzte: „Es wird nicht das Ende der Fahnenstange sein.“