Grüne Wiese in Gerasdorf
Romana Böhm
Romana Böhm
Chronik

Gerasdorf: Streit um geplanten Businesspark

Der geplante Bau eines Businessparks in Gerasdorf (Bezirk Korneuburg) sorgt derzeit für Aufregung. Angedacht ist eine etwa 50.000 Quadratmeter große Halle zur Miete für Unternehmen. Anrainer befürchten jedoch den Bau eines Logistikparks.

Rund um den Schmatelkateich im Süden von Gerasdorf gehen die Wogen derzeit hoch. Bei einer Informationsveranstaltung zum geplanten Hallenbau wurde die Firma CTP von protestierenden Anrainerinnen und Anrainern empfangen, die dort ihrem Unmut freien Lauf ließen.

Im angedachten Gebäude sollen sich künftig kleinere und mittlere Betriebe einmieten dürfen. Damit sollen auch weitere Arbeitsplätze in die Stadtgemeinde gebracht werden, heißt es. Die Anrainer schenken den Ankündigungen jedoch keinen Glauben. Sie hoffen auf eine alternative Lösung.

Verkehrsanstieg und Umweltzerstörung befürchtet

„Am Anfang waren wir positiv eingestellt. Aber später wurde uns klar: Das kann so nicht stimmen“, sagt Anrainerin Romana Böhm. Sie hat mehrere Kritikpunkte – unter anderem die mangelnde Kommunikation. Insbesondere in Bezug auf die zukünftige Verkehrslage befürchtet sie, „komplett angelogen“ zu werden. Auf den derzeitigen Plänen sind 74 Lkw-Docks eingezeichnet, sie dienen offiziell als Platzhalter. Für viele Anrainer liegt hier jedoch die Vermutung nahe, dass ein Logistikunternehmen einziehen soll.

Neben dem erhöhten Verkehrsaufkommen bemängelt Böhm auch die geplante Versiegelung und die damit einhergehende Zerstörung der naturbelassenen Wiese. Diese soll als Boden für die Halle dienen. „Hier wird ein dreißig Jahre alter Mikrokosmos zerstört. Und so etwas ist unsagbar in der heutigen Zeit“, so die Anrainerin gegenüber noe.ORF.at.

Gemeinde will auch keine Logistiker

Laut Bürgermeister Alexander Vojta (SPÖ) sei die Gemeinde bemüht, den Anrainern entgegenzukommen. „Nach der letzten Informationsveranstaltung war ich aber sehr enttäuscht. Es war kein zivilisiertes Gespräch möglich“, so der Stadtchef. Trotzdem will er sich noch einmal mit den Anrainern persönlich treffen – er sei etwa zu einem Spaziergang über die besagte Wiese eingeladen worden. „Man muss jedoch bedenken, dass die Anrainer, wenn sie über diese Wiese spazieren, über ein fremdes Grundstück gehen“, so Vojta.

Der Bürgermeister betont außerdem, dass er sich bei der Nachnutzung des Grundstücks bemüht habe, ein „sauberes“ Unternehmen zu finden – ein solches habe er mit der niederländischen Firma CTP gefunden. „Die CTP hat in allen Bereichen einen guten Eindruck gemacht“, erklärt Votja. Zwar habe er keinen Einfluss darauf, welche Unternehmen letztendlich in der Halle einziehen, er habe aber ganz klar gesagt, dass die Gemeinde keine Logistiker oder sogenannte Last-Mile-Unternehmen haben wolle.

Unterstützung erhält der Bürgermeister diesbezüglich auch vom Baustadtrat Andreas Zein (FPÖ). Er erzählt gegenüber noe.ORF.at von einer turbulenten Informationsveranstaltung. „Es war eine sehr aggressive Stimmung. Keiner konnte ausreden“, berichtet der Politiker, der ebenfalls ein weiteres persönliches Treffen mit Anrainern plant. Er betont außerdem, dass er die mündliche Zusage der CTP habe, dass keine großen Firmen einziehen werden.

Zahl der erlaubten Fahrten könnte überschritten werden

Willhelm Grabmaier, der den Anrainer Amria GmbH vertritt, ist anhand der aktuellen Pläne überzeugt, dass ein Logistikpark entstehen wird. Unterstützt wird diese Vermutung auch von einem Verkehrsgutachten, das die Firma in Auftrag gegeben hat. In diesem wird davon ausgegangen, dass es täglich zu rund 3.000 bis 4.000 Fahrten kommen könnte. Von der Bezirkshauptmannschaft gilt derzeit jedoch eine Obergrenze von 957 Fahrten pro Tag. Anrainer befürchten deshalb, dass es nach dem Bau zu Nachgenehmigungen kommen könnte.

Im Gespräch betont Grabmaier, dass er die Nachbarn verstehe und schätze, „aber durch den Bau wird auch der Standort aufgewertet“. Grundsätzlich müsste beim Bau der Halle die Infrastruktur verbessert werden. Es würde etwa zwei Kreisverkehre und eine breitere Straße benötigen, um das Verkehrsaufkommen bewältigen zu können.

Betroffene Firma hält sich bedeckt

Und was sagt man bei der Firma CTP zur Causa in Gerasdorf? Dort hält man sich eher bedeckt. „Wir werden die Situation intern analysieren und dann entscheiden, wie es weitergeht“, so Country-Manager Karl Brückner.

Ähnliche Projekte gibt es übrigens auch in Bruck an der Leitha, Baden und St. Pölten. Ersteres trägt zum Misstrauen der Anrainer des Schmatelkateichs zusätzlich bei. In Bruck baut die Firma CTP bereits an einer Großhalle. Auch hier gab es zuletzt Spekulationen, dass ein Großunternehmen anstelle der angekündigten Klein- und Mittelbetriebe einziehen könnte.

Derzeit liegt der Bau der Halle in Gerasdorf in den Händen der Bezirkshauptmannschaft Korneuburg, die ein Vorprüfverfahren durchführt. Sollte es tatsächlich zu dem Bau kommen, wollen es die Anrainer der Firma jedoch keinesfalls leicht machen. „Sie können uns nicht verkaufen, dass diese Monster nur 900 Fahrten macht. Wir werden jedes Auto zählen“, so Romana Böhm abschließend.