Die alten Weinviertler Dörfer wie Mitterretzbach (Bezirk Hollabrunn) waren geprägt von aus Lehm gebauten Häusern. Der Lehm stammte meist aus den hofeigenen Lehmgruben. Das war auch bei einem früheren Gasthaus in Mitterretzbach aus 1862 mit Stallungen und Wirtschaftsgebäuden so, das der Planer und Lehmexperte Andi Breuss gekauft hat, um es zu revitalisieren. Er erweckt das frühere Gasthaus als Wohnhaus und spätere Unterkunft mit Gästezimmern zum Leben.
Saniert und gebaut wird nach alter Technik mit Lehm. Lehm wird nicht nur für den Putz verwendet, sondern auch als Material für das Mauerwerk selbst. Das Haus in Mitterretzbach ist so auch ein Forschungsprojekt für Andi Breuss, der auch Obmann des „Netzwerks Lehm“ ist.
Ressource vom eigenen Grund
Lehm war lange in Vergessenheit geraten, denn er galt als Baumaterial der armen Leute, die sich keine Ziegel leisten konnten. Doch Lehm hat Eigenschaften und Qualitäten, die gerade heute wieder besonders wertvoll und gefragt sind. Vorteile sind etwa die Verfügbarkeit als Ressource vom eigenen Grund und Boden in Zeiten teurer Baustoffe, aber auch ökologische Gründe sprechen für den Lehm.
Lehm ist ein Material aus einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft, kann aufgetragen werden, härtet, kann wieder abgenommen, aufgemischt und wiederverwendet werden, erklärt Andi Breuss. Lehm kann problemlos ökologisch bedenklichere, synthetische Baumaterialien ersetzen. Außerdem ist er ein Feuchtigkeitsregulator und schafft ein angenehmes Raum -und Wohnklima. Ein alter Baustoff also, der mit traditioneller Technik der Umwelt und den Ansprüchen des modernen Wohnens, gerade auch in Zeiten des Klimawandels, gerecht wird. Gerade deshalb verwendet Andi Breuss Lehm bei seinen beruflichen Sanierungsprojekten.
Gerade deshalb will auch das „Netzwerk Lehm“, der Fachverband zur Förderung des Lehmbaus in Österreich, Bewusstsein schaffen für das Baumaterial „Lehm“ und seine Vorteile. Interessierte können sich dort über Lehm informieren, Ansprechpartner und Experten finden und an Workshops teilnehmen.
Vorteile durch traditionelle Lehmbauweise
Mit Lehm zu bauen und damit auch historische Techniken zu erhalten, empfehlen das Architekturnetzwerk Niederösterreich „ORTE“ und das „Netzwerk Lehm“. Sabine Daxberger (ORF) hat sich für die Rubrik „Kulturerbe“ bei einer Revitalisierung eines Lehmhauses in Mitterretzbach angeschaut, welche Vorteile die traditionelle Lehmbauweise für heutiges Wohnen bringt.