Raffinerie Schwechat
ORF.at/Christian Öser
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Wirtschaft

OMV: 240 Mio. Euro Schaden durch Raffinerieunfall

Die OMV hat am Donnerstag ihre Halbjahresbilanz präsentiert. Aufgrund der hohen Öl- und Gaspreise verdoppelte der Konzern seinen Gewinn. Bekannt gegeben wurde zudem der Schaden durch den Unfall in der Raffinerie Schwechat: 240 Millionen Euro.

Es sind langwierige Reparaturarbeiten in der Raffinerie in Schwechat. Der Unfall passierte am 3. Juni, es war während einer Wasserdruckprüfung im Rahmen einer Generalüberholung zu einem Schaden bei einer der Destillationskolonnen gekommen. Der Vorfall forderte zwei Leichtverletzte.

Im Rahmen der Präsentation der Halbjahresbilanz sprach das Unternehmen am Donnerstag von einem Schaden von 240 Millionen Euro durch den Unfall. Die Reparaturarbeiten sollen bis Ende September oder Oktober abgeschlossen werden, wurde am Donnerstag vorsichtig prognostiziert. Derzeit laufe die Raffinerie noch mit etwa 20 Prozent.

Außerdem habe man am Markt Treibstoff eingekauft, den man jetzt über Bahn, Straße und Wasser nach Österreich bringe. Die Regierung machte zudem Treibstoffreserven frei. „Mit dem sehen wir jetzt eine stabile Versorgungssituation.“ Weitere Reserve-Freigaben würden derzeit nicht diskutiert.

Umsatz und Gewinn verdoppelt

In der mehr als angespannten Lage auf dem Energiesektor profitierte die OMV in der ersten Jahreshälfte von der Unsicherheit und den hohen Öl- und Gaspreisen, und das sogar stark. Umsatz und Gewinn wurden verdoppelt. Im zweiten Quartal stieg das CCS Operative Ergebnis vor Sondereffekten, d.h. das Betriebsergebnis bereinigt um einmalige Sonder- und Lagerhaltungseffekte, auf ein Rekordergebnis von 2,9 Milliarden Euro, im ersten Halbjahr 2022 waren es 5,6 Milliarden Euro. Zu dieser guten Gewinnsituation hätten alle drei Segmente beigetragen, am stärksten der Öl- und Gasbereich, aber auch das Raffineriegeschäft sowie der Chemie- und Materialbereich.

„Ich sehe natürlich die Emotionen um die Inflation insgesamt, aber auch um die Energiepreise, die wir jetzt vorfinden“, sagte OMV-Chef Alfred Stern. Allerdings agiere die OMV in einem zyklischen Marktumfeld. Im Coronajahr 2020 seien Brent-Ölpreise unter 25 Dollar normal gewesen und die Gaspreise unter 10 und sogar 5 Euro pro MWh. „Wir werden dieses Jahr ungefähr 3,7 Milliarden Euro investieren müssen, um auch weiterhin die Versorgung mit unseren Produkten aufrechtzuerhalten.“

Gasversorgung in Österreich gesichert

Obwohl der russische Gazprom-Konzern derzeit nicht die vertraglich vereinbarten Gasmengen liefert, „sind wir in der jetzigen Situation vollständig in der Lage, unsere Kunden zu versorgen und weiterhin einzuspeichern“, betonte Stern. Für das nächste Gasjahr habe man sich bereits Leitungskapazitäten und Gas gesichert, sagte Stern am Donnerstag. Derzeit habe man bereits Gas im Wert von 1,5 Milliarden Euro eingespeichert.

„In Deutschland sind die Lieferungen über die Nord Stream 1 auf 20 Prozent der Normalmengen reduziert. In Österreich kommen 40 Prozent der Normallieferungen an“, sagte Stern. „Das ist mehr, als während dieser Generalüberholung der Nord-Stream-1-Pipeline geflossen ist, aber weniger als das, was eigentlich im Regelfall geliefert wurde“, erklärte der OMV-Chef.

OMV-Gasspeicher mehr als 80 Prozent gefüllt

„Vertraglich stehen uns größere Liefermengen zu.“ Es gebe zwar vertragliche Mechanismen, um tageweise oder periodenweise Schwankungen auszugleichen, „allerdings sind jetzt diese Regelungen mehr als ausgeschöpft“. Ob für diesen Fall vertraglich Strafzahlungen vorgesehen sind, oder ob die OMV von Gazprom Schadenersatz fordern will, wollte Stern nicht sagen.

Die Gasversorgung in Österreich sei aber gesichert, betonte Stern. „Weil ja die Sommernachfrage geringer ist als im Jahresdurchschnitt, sind wir in der jetzigen Situation vollständig in der Lage, unsere Kunden zu versorgen und weiterhin auch noch einzuspeichern.“ Die OMV-Gasspeicher, dabei handle es sich um etwa ein Viertel der Speicherkapazität in Österreich, seien bereits zu über 80 Prozent gefüllt.

Schnabl will Mehrheitseigentum der Republik an OMV

Die OMV war am Donnerstag auch Thema in der Landespolitik. Nicht zuletzt wegen der hohen Gewinne fordert SPÖ-Landesparteivorsitzender Franz Schnabl, dass die OMV mehrheitlich in den Besitz der Republik kommen müsse. Er präsentierte einen Drei-Punkte-Plan für einen Spritpreisdeckel, der auch ein „Aktionäre raus“ aus dem Mineralölkonzern beinhaltet.

Die Forderung „Aktionäre raus aus der OMV“ begründete der SPÖ-Landeschef damit, dass „Monat für Monat Milliarden von den Autofahrern an Ölscheichs und andere OMV-Aktionäre zu überweisen zur schrittweisen Verarmung Österreichs“ führe. Der Mineralölkonzern sei der gemeinsame Besitz der Österreicher, was sich „endlich wieder in den Mehrheitsverhältnissen ausdrücken“ müsse.

Indra Collini, Landessprecherin der NEOS in Niederösterreich, kann der Idee „nichts abgewinnen. Die Idee klingt einfach. Das Thema ist allerdings viel zu komplex, als dass es so funktionieren würde“, teilte sie mit.