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Roman Just
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Kultur

Hin&Weg: Zukunft in die Hand nehmen

Das Theaterfestival Hin&Weg in Litschau (Bezirk Gmünd) ruft heuer zum „Vorfahren!“ auf – ein Appell, seine Zukunft selbst in die Hand zu nehmen. Bespielt werden mit diesem Thema von 12. bis 21. August wieder zahlreiche überraschende Spielorte.

Hinter jeder Ecke Litschaus kann einem quasi ein Theaterstück begegnen. 140 Veranstaltungen zählt das Theaterfestival an nur zwei Wochenenden (12. bis 14. August sowie 19. bis 21. August): von der Lesung in einer privaten Küche, über die nächtliche Diskussion am Lagerfeuer bis zum Theateryoga am Herrensee.

Das große Angebot an Theater kann überfordernd wirken: „Es geht um punktuelles Eintauchen in dramatisches Geschehen und um viel Austausch über das Erlebte“, heißt es in einer Festivalbeschreibung. Theater so, wie man es in klassischen Häusern eben nicht erlebt. In Litschau wird ausgelotet, was Theater kann und nicht kann.

Festivalgründer und -intendant Zeno Stanek bezeichnet Hin&Weg mittlerweile auch als Theaterlabor: „Durch die forcierte Einbindung von jungen Theatermacher*innen in das Programm hat sich ganz von selbst ein Festival der jungen Szene, der zukünftigen Bühnenstars, des zeitgenössischen Diskurses und der Entwicklung neuer Formen ergeben.“ Die künstlerische Leitung liegt bei Schauspielerin Katharina Stemberger und Schriftsteller sowie Liedermacher Ernst Molden. Dramaturgin in Residence ist Magdalena Marszałkowska, Musiker in Residence Anna Anderluh und Fabian Bachleitner.

Fotostrecke mit 6 Bildern

Fuss Ball Stück (fleischkollektiv)
Barbara Pàlffy
Im Emotionsraum Fußball begibt sich fleischkollektiv in „Fuss Ball Stück" auf die Suche nach den Momenten des Unsagbaren und den Spuren, die die Vätergeneration in ihren Söhnen hinterlässt
All das Schöne (Schauspielhaus Salzburg)
David Haunschmidt
Duncan Macmillans Erfolgsstück „All das Schöne“ (19. und 21.August) vom Schauspielhaus Salzburg thematisiert das Tabuthema Depression in der Familie
Fanny Altenburger
Hilde van Mas
Die österreichische Schauspielerin Fanny Altenburger zählt zu der großen Gruppe an jungen Künstlerinnen und Künstlern in Litschau
Christa und Kurt Schwertsik
Karl Satzinger
Waren schon öfters Teil des Hin&Weg-Festivals: Christa und Kurt Schwertsik
Spaziergang für die Figur II – Das Tier und wir (Theater Schubert Wien)
Karl Satzinger
„Spaziergang für die Figur“ (12. und 13. August) widmet sich historischen Figuren, wie Hedy Lamarr, H. C. Artmann, Ludwig van Beethoven und Joseph Haydn, als Vorfahren
Ludwig van Beethoven, der Um-Zugvogel (Theater Fink)
Barbara Pálffy
In „Ludwig van Beethoven – Der Um-Zugvogel“ (20. und 21. August) hält sich der obdachlose Musiker Wickerl für einen Nachfahren Ludwig van Beethovens

Überholtes hinter uns lassen

Das Thema „Vorfahren!“ soll dazu anregen, „endlich Überholtes zu überholen und die Welt für eine lebenswerte Zukunft aktiv zu gestalten“, so die Beschreibung. So präsentiert das Südböhmische Theater am Eröffnungswochenende „Atmen / Lungs“, einen zeitlich verschachtelten Dialog über die Frage, ob in diese Welt noch ein Kind geboren werden darf oder gerade deshalb werden soll. „Du bist nicht allein“ von Alexander Braunshör, Alexander Martos und Mara Mattuschka ist hingegen eine One-Man-Show, die das Selbstoptimierungsgebot unterläuft, aber an dem Versuch, sich dem zu entziehen, spektakulär scheitert.

Die Anzahl der Nationalitäten steigt an den Festivalwochenenden in der 2.140-Einwohner-Gemeinde rasant an: Künstlerinnen und Künstler aus Tschechien, Slowenien, Deutschland und der Schweiz werden erwartet. Vertreten sind ebenso zahlreiche heimische Theaterhäuser, etwa das Schauspielhaus Salzburg, das TAG und das Schubert Theater aus Wien oder das Theater am Lend aus Graz. Musikalisch bespielt wird auch das Herrenseetheater. Ernst Molden kuratierte die Konzertreihe, zu der u.a. Paul Plut, Belle Fin im Duo, Carlotta oder das Gabriele Muscolino Quartett kommen.

Wie wird es 2122 in Niederösterreich aussehen?

Anlässlich des 100-Jahr-Jubiläums des Bundeslands Niederösterreich widmen sich einige Produktionen der Geschichte des Landes sowie der Ortsgeschichte Litschaus. Ein Stationentheater der Theaterkollektive wohingenau und kollekTIEF führt dafür quer durch die nördlichste Stadt Österreichs. Wie Niederösterreich „Vorfahren!“ – gemäß dem Festivalmotto – kann, diskutieren u.a. Altlandeshauptmann Erwin Pröll, Heide Warlamis vom Kunstmuseum Schrems, Bernhard Lehr vom Verein „Freunde der alten Heimat“ und Herbert Frantes von der Waldviertelbahn.

Zum Diskutieren in verschiedenen Formaten kommen u.a. Coronavirus-Experte und Wissenschaftler Martin Moder, Philosophin Lisz Hirn oder der Schriftsteller Philipp Blom. Letzterer widmet sich bei einem nächtlichen Feuergespräch dem Thema „Niederösterreich in 100 Jahren“.