Die Wälder leiden unter dem Klimawandel.
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Umwelt & Klima

Wälder werden klimafit gemacht

Der Klimawandel und die langen Trockenphasen machen auch den heimischen Wäldern zu schaffen. Mithilfe von wissenschaftlichen Projekten sollen die Waldbestände sowie ihre Bewohner nun klimafit gemacht werden.

Die Wälder in Österreich erfüllen viele Aufgaben. Sie sind CO2-Speicher, Kraftquelle und sie liefern wertvolle sowie nachwachsende Rohstoffe. Ebenso sind sie Arbeitsplatz genauso wie Lebens- und Erholungsraum für Mensch und Tier. Doch der Wald leidet unter dem Klimawandel – wie derzeit unter der anhaltenden Hitze und Dürre. Um überleben zu können, wandert der Wald deshalb in höhere Lagen. Seine Bewohnerinnen und Bewohner müssen diese Reise gemeinsam mit ihm antreten. Insbesondere für Kleinlebewesen ist das jedoch eine Herausforderung.

Um die Arten auf ihrem Weg hinauf zu unterstützen, hat das Bundesforschungszentrum für Wald sogenannte Trittsteinbiotope eingerichtet. Sie sollen helfen, dass Insekten und Kleinlebewesen ihre Lebensräume nicht verlieren und sorgen gleichzeitig dafür, dass die Waldbestände klimafit werden.

Für die Bewohner des Waldes sind die Veränderungen herausfordernd.
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Mit Trittsteinbiotopen soll es Insekten und Kleinlebewesen ermöglicht werden, mit dem Wald mitzuwandern

Trittsteinbiotope wurden als Hilfe eingerichtet

„Trittsteinbiotope sind Flächen, die der Lebensraumvernetzung dienen“, erklärt Projektleiterin Janine Oettel vom Bundesforschungszentrum Wald. Zu den Biotopen wurden zusätzlich sogenannte Korridore eingerichtet. „Man kann sich das so vorstellen, dass Korridore eine Brücke über einen Fluss darstellen und die Trittsteinbiotope die Steine sind, über die man den Fluss überqueren kann“, so Oettel weiter.

Die Trittsteinbiotope fungieren als Raststationen zwischen zwei Wäldern und werden wissenschaftlich begleitet, untersucht und dokumentiert. Die Untersuchungen des Bundesforschungszentrums für Wald laufen dabei durchschnittlich zehn bis 20 Jahre. Erforscht werden Projekte in ganz Österreich, in Niederösterreich etwa in der Gemeinde Sonnleitgraben (Bezirk Lilienfeld).

Trittsteinbiotope sollen den Lebewesen helfen.
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Die wissenschaftliche Begleitung von Trittsteinbiotopen soll diverse Zusammenhänge in den Wäldern sichtbar machen

„Die Untersuchungen geben uns die Möglichkeit, die Zusammenhänge zu verstehen: Von welchen Faktoren hängt das Vorkommen der Arten ab, was beeinflusst sie, in welche Richtung werden sie beeinflusst? Das hilft uns letztendlich, Handlungsempfehlungen für eine nachhaltige und multifunktionale Waldbewirtschaftung geben zu können“, erklärt Oettel das Vorgehen.

Natur braucht Menschen nicht, Menschen brauchen Natur

Auch die Land- und Forstwirtschaft hat ein großes Interesse daran, die Wälder gesund und fit zu halten – insbesondere in Zeiten des Klimawandels. „Die Natur braucht den Menschen nicht, aber wir brauchen die Natur. Deswegen müssen wir probieren, ihre ganzen Wirkungen zu optimieren“, sagt Waldexperte Thomas Leitner von der Landwirtschaftskammer Niederösterreich.

Ein Wald könne zwar Trinkwasser speichern, bei der richtigen Bewirtschaftung könne er aber sogar noch mehr Wasser speichern, als er es bereits jetzt tue, so der Experte. „Deshalb ist es so wichtig, dass man die Bewirtschaftung auch weiterhin aufrechterhält“, so Leitner. Neben der optimierten Speicherfunktion diene eine gute Bewirtschaftung außerdem der Biodiversität.

Waldflächen müssen regelmäßig bearbeitet werden

Im Wald gilt das Recht des Stärksten. Das ist ein weiterer Grund, warum die Waldflächen regelmäßig bearbeitet werden müssen, wie es im Wald von Sandra Tuider in Thernberg (Bezirk Neunkirchen) bereits passiert. 2008 wurde ihr gesamter Waldbestand von Sturm Paula vernichtet. Bei der Aufforstung setzte Tuider von Anfang an auf Vielfalt.

„Wir können nicht abschätzen, wie sich das Klima verändert. Wir wissen nur, dass es sich verändert und es tendenziell wärmer wird und weniger regnet. Wir versuchen also, uns so breit wie möglich aufzustellen“, erklärt die Forstwirtin. Viele verschiedene Baumarten in verschiedenen Altersklassen waren das Ergebnis. „Wenn oben etwa ein Baum wegstirbt, habe ich immer noch eine mittlere und eine untere Schicht“, sagt Tuider. Selbst wenn eine einzelne Baumart großflächig stirbt, hat sie noch andere Baumarten zur Verfügung, um Kahlflächen zu vermeiden.

Die Wälder brauchen Unterstützung bei der Anpassung.
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Eine Vielfalt an Baumarten soll zu einem gesunden Wald beitragen

14 Jahre nach der Wiederaufforstung aufgrund des Sturms wurde nun bereits der erste Pflegeeingriff vorgenommen. „Wir haben Baumarten gefördert und andere weggeschnitten. Hätten wir die Klimaveränderungen nicht, würden wir mit so einer Fläche ganz anders umgehen“, erklärt die Forstwirtin. Der Wald und seine Bewohner brauchen noch Zeit, um sich an den Klimawandel anzupassen. Deshalb muss er auch in Zukunft von Menschen gehegt und gepflegt werden.