TAVI im Herzkatheter
ORF
ORF
gesundheit

Bedarf an Herzklappen-OPs enorm gestiegen

400 Herzklappenprothesen werden im Universitätsklinikum St. Pölten pro Jahr implantiert, um ein Drittel mehr als noch 2020. In keinem anderen Spital in Österreich werden so viele derartige Eingriffe durchgeführt. Dennoch stößt man hier an Grenzen.

Kurzatmigkeit, Schwindel, Druck auf der Brust – das sind typische Symptome einer Herzklappenverengung. Bis zu acht Prozent der Österreicherinnen und Österreich über 75 Jahre sind davon betroffen. Eine Behandlungsmöglichkeit ist die Transkatheter-Aortenklappen-Implantation (TAVI). Dabei wird eine Prothese über die Leistenarterie ins Herz eingeführt, mit einem Ballon aufgeklappt und implantiert.

Herzklappenprothese
ORF
Die Herzklappenprothese wird mittels Katheter über die Leiste zum Herz geführt – der Schnitt ist nur einen halben Zentimeter groß

Bis zu 15 Mal pro Woche wird dieser Eingriff am Universitätsklinikum St. Pölten vorgenommen. Was für das Herzkatheter-Team Routine ist, ist für viele Menschen lebensrettend: Eine von vier Personen mit schwerer, symptomatischer Herzklappenverengung stirbt innerhalb eines Jahres, wenn diese unbehandelt bleibt.

Der Eingriff dauert meistens nicht länger als eine halbe Stunde, die Patienten und Patientinnen bleiben währenddessen wach. noe.ORF.at durfte bei einer solchen Operation dabei sein. Er habe es sich schlimmer vorgestellt, sagt der Mödlinger Gerald Maresch. „Es ist eigentlich sehr gut gegangen“. Er erhofft sich nach der Operation beim Spazieren gehen oder beim Stiegen steigen wieder mehr Luft zu bekommen. „Also dass mir all diese Sachen, die zu einem halbwegs positiven Leben gehören, wieder leichter fallen.“

TAVI ist eine relativ junge Methode. Anders als bei einer Operation am offenen Herzen können die Patientinnen und Patienten oft schon nach wenigen Stunden aufstehen. „Wir haben die Methode sehr intensiv in großen Studien untersucht und es hat sich gezeigt, dass sie nicht nur bei sehr gebrechlichen Personen vorteilhaft ist, auch bei Jüngeren mit niedrigerem Risiko können gleich gute oder sogar bessere Ergebnisse erzielt werden als nach einer offenen Herzoperation“, sagt Julia Mascherbauer, Primaria der Kardiologie im Universitätsklinikum St. Pölten.

Große Nachfrage, aber zu wenige OP-Tische

Seit 2020 stieg die Zahl dieser Operationen in St. Pölten von rund 300 auf etwa 400. In keinem anderen Spital in Österreich werden so viele derartige Eingriffe durchgeführt, heißt es. Und der Bedarf steigt, so Julia Mascherbauer: „Wir geben jetzt bereits Termine im Dezember her. Und wenn man weiß, dass 25 Prozent der Patienten, die Symptome haben, mit einer schweren Stenose innerhalb eines Jahres versterben, weiß man auch, dass das relativ zeitnah behandelt werden soll und muss.“

Die Expertise sei da, aber man stoße im Universitätsklinikum mittlerweile an operative Grenzen, so Mascherbauer: „Wir haben hier nur eine begrenzte Kapazität. Jeder weiß jeden Handgriff, wir arbeiten kosteneffizient und sparen so Personalressourcen, aber wir brauchen mehr OP-Tische.“ Zumindest ein dritter OP-Tisch wäre laut Mascherbauer notwendig, um dem steigenden Bedarf der nächsten Jahre gewachsen zu sein. In Niederösterreich ist das Universitätsklinikum St. Pölten übrigens das einzige Spital, in dem TAVIS durchgeführt werden können.