Am 8. August kam es im Kamptal zu einer nächtlichen Flutwelle. Der Fluss erreichte bei Stiefern (Bezirk Krems) einen Wasserstand von 6,80 Meter. Die Bezirke Gmünd, Horn, Waidhofen an der Thaya, Krems und Tulln traf eine Naturkatastrophe enormen Ausmaßes.
Menschen wurden in ihren Häusern eingeschlossen und mussten mit Hubschraubern oder Booten geborgen werden. Knapp 11.000 Personen wurden in Sicherheit gebracht und in Notquartieren versorgt. Auch Tiere wurden gerettet, lecke Öltanks machten zahlreiche Umwelteinsätze notwendig.
Zwettl war verkehrsmäßig nicht erreichbar, Strom und Gas mussten abgedreht werden. „Land unter“ hieß es auch in Gars (Bezirk Horn) und Zöbing (Bezirk Krems). Damit das Wasser schneller abfließen konnte, wurden im Bereich Grafenwörth (Bezirk Tulln) und Tulln Dämme gesprengt. Für die Einsatzkräfte – bis zu 7.000 Feuerwehrleute waren gleichzeitig im Einsatz – gab es in diesen Tagen keine Atempause.
Zweite Welle war noch schlimmer
Kaum waren die ersten Aufräumarbeiten vorbei, kam es am 12. August zur nächsten Katastrophe. Ein Adriatief ließ erneut vernichtende Regenmassen über den Katastrophengebieten niedergehen. In Niederösterreich, Oberösterreich und Salzburg sahen sich die ausgelaugten Helfer wieder mit einer dramatischen Hochwassersituation konfrontiert.
Die zweite Hochwasserwelle war noch schlimmer als die erste. Die Pegel stiegen überall rapide an, Niederösterreich drohte „unterzugehen“ – betroffen waren der gesamte Donauraum und das nördliche Waldviertel. Der ohnehin hochwasserführende Kamp schwoll durch die neuen Regenmassen weiter an und sorgte erneut für schwere Überflutungen. Es standen noch mehr Ortschaften unter Wasser als eine Woche zuvor.
Den Helfern eröffnete sich zudem eine neue Hochwasserfront. Der Pegel der Donau stieg und stieg, die Durchflussmenge entsprach bald jener des letzten großen Hochwassers im Jahr 1954. Am 14. August lag sie bei 11.300 Kubikmetern pro Sekunde, der Donaupegel Kienstock (Bezirk Krems) erreichte den Höchststand von 10,9 Metern und die Orte in der Wachau wurden schwerstens in Mitleidenschaft gezogen.
3.000 Bewohner abgeschnitten
Von der Flut im Donauraum besonders stark betroffen war Ybbs. Mehr als 3.000 Bewohnerinnen und Bewohner konnten nur noch mit Zillen erreicht und versorgt werden. Weite Teile der Stadt standen unter Wasser. Auch in Melk war der Hauptplatz überflutet. Schlimm traf es auch Grafenwörth, das an der Mündung des Kamp in die Donau liegt. Aus der Gemeinde selbst und drei Katastralgemeinden mussten mehr als 600 Menschen in Sicherheit gebracht werden.
In Klosterneuburg (Bezirk Tulln) mussten 100 Menschen aus den Strandbadsiedlungen gerettet werden. Drosendorf (Bezirk Horn) wurde zum Katastrophengebiet erklärt, Hardegg (Bezirk Hollabrunn) evakuiert. Am 14. August befanden sich die Fluten der Donau in Krems nur mehr sechs Zentimeter unterhalb des mit Sandsäcken verstärkten mobilen Hochwasserschutzes. Ein Feuer im Strandbad, bei dem mehrere Hütten abbrannten, konnte nur von Booten aus bekämpft werden.
Die Hochwasserwelle der Donau traf schließlich auch den Osten Niederösterreichs mit voller Wucht. Bad Deutsch-Altenburg und Fischamend (beide Bezirk Bruck an der Leitha) standen teilweise unter Wasser, auch in Hainburg (Bezirk Bruck an der Leitha) gab es Überschwemmungen. Im Bereich Grafenwörth (Bezirk Tulln), wo das Kampwasser wegen des Donauhochwassers nicht abfließen konnte, spitzte sich die Lage zu. Der Ort wurde neuerlich – mit Hubschraubern – evakuiert.
Langsames Aufatmen erst nach einer Woche
Ab dem 15. August begann ein langsames Aufatmen – die Pegel fielen. Allerdings gingen die Fluten nur langsam zurück, mit Hochleistungspumpen musste im Bezirk Tulln das Wasser über die wie ein Damm wirkende Stockerauer Schnellstraße (S5) zurückgepumpt werden.
Zurück blieben im Land 20.000 Tonnen Sperrmüll, 3.000 kaputte Kühlgeräte, zerstörte Straßen und Dämme, Schäden in der Infrastruktur und Landwirtschaft sowie verwüstete Häuser – in Summe entstanden Schäden in der Höhe von 680 Millionen Euro. Doch in Erinnerung ist auch eine Welle der Hilfsbereitschaft geblieben – von tatkräftiger Unterstützung beim Aufräumen bis zu Spendenaktionen und Hilfsgütertransporten.