Roggenbrot beim Bäcker in der Backstube
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Wirtschaft

Teuerung: Bäcker beliefern weniger Märkte

Viele verstreute Kunden in Handel und Gastronomie mit kleinen Liefermengen werden durch die gestiegenen Energie- und Treibstoffpreise zur Kostenfalle für Bäcker. Immer mehr Bäcker können ihre Lieferungen nicht mehr stemmen und müssen zurückrudern.

Halbleere Brotregale an einem kundenstarken Montagmorgen – das ist dem Supermarkt-Inhaber Daniel Marosi in Karlstetten (Bezirk St. Pölten) passiert. „Ein regionaler Bäcker hat von einem Tag auf den anderen beschlossen, dass er mich nicht mehr beliefert. Dann bin ich ohne regionalen Bäcker da gestanden und habe mir spontan jemanden suchen müssen“, erzählt Marosi.

Ein Bäcker aus dem Traisental konnte einspringen. Der Grund für die plötzliche Absage des langjährigen Zulieferers: „Die Energiekosten bzw. die Produktionskosten sind so explodiert, dass es sich für die Bäcker nicht mehr lohnt, zu liefern“, erklärt der Supermarkt-Inhaber. Angesichts der Teuerungen sind die Kalkulationen bei vielen Bäckereien so knapp, dass Handlungsbedarf besteht. Und das bekommen jetzt also etwa Supermärkte zu spüren.

In Ulmerfeld (Bezirk Amstetten) kann man diese aktuellen Herausforderungen bestätigen. Dort betreibt der Innungsmeister der Bäcker Klaus Kirchdorfer seine Bäckerei und Konditorei. In seiner Backstube brummt und summt es überall, Backöfen und Kühlanlagen sind im Dauerbetrieb. Und genau diese Kühlanlagen stellen jetzt eine der Herausforderungen dar. „Vor 15 bis 20 Jahren haben wir alle viel in Kälte investiert, aber jetzt muss man einfach umdenken bei diesen Energiekosten“, erzählt Kirchdorfer.

Mehl um die Hälfte teurer geworden

Auch die Rohstoffpreise würden die Bäcker stark belasten, betont der Innungsmeister. „Das Mehl ist in den letzten zwei Jahren um 40 bis 50 Prozent teurer geworden und laut den Müllern ist noch nicht Schluss. Es wird sicher noch ein paar Prozent in die Höhe gehen.“

Die Expansionslust der letzten Jahrzehnte und verschiedenste Kunden in Handel und Gastronomie bringen immer mehr Bäcker nun in Schwierigkeiten, meint Kirchdorfer: „Man muss jetzt den Mut haben, auch einmal Nein zu sagen und nicht alles überall hin liefern.“ Teilweise – so hört man in der Branche – haben Bäcker sogar die Hälfte ihrer Vertragspartner gekündigt.

Viele Bäckereien stecken in einer Zwickmühle. Um auf Dauer vernünftig wirtschaften zu können, müsste man sechs bis acht Euro pro Kilogramm Brot verlangen, ist in der Branche zu hören. Aber man erzeuge ein Grundnahrungsmittel und könne die Teuerungen nicht eins zu eins weitergeben, so der Tenor. Es ist also „Feuer am Dach“ bei den Bäckereibetrieben.