Es ist „eine zweite Familie“, die Daria Starikova in Grafenwörth (Bezirk Tulln) gefunden hat. Seit mittlerweile zwei Monaten lebt sie in Niederösterreich. Ihre Heimat, die Millionenstadt Charkiw – einst eine florierende Kultur- und Industriestadt – liegt in Trümmern. Der Beginn des Krieges ist ihr noch genau in Erinnerung.
Am 24. Februar um 4.00 Uhr erhalten Daria und ihre Familie den Anruf einer Bekannten. Am Rande ihrer Heimatstadt – der Millionenstadt Charkiw im Nordosten der Ukraine – soll es Explosionen gegeben haben. Die Familie ist vorbereitet, nimmt die fertig gepackten Taschen und fährt zum drei Kilometer entfernten Haus der Großeltern in Zalyutyne, einem Bezirk in Charkiw.
Auf der Flucht musste sich Daria Starikova u.a. im Keller verstecken
Bereits am zweiten Tag hört die Familie Bomben, Schüsse und Explosionen. Darias Eltern, ihr Bruder und ihre Großeltern verstecken sich zwei Tage lang im Keller, bis sie keine Schüsse mehr hören, erzählt Daria gegenüber noe.ORF.at. Darias Vater beschließt, die Familie an einen sicheren Ort zu bringen.
Straßen mit Autos verstopft
Fünf Tage lang fahren sie mit dem Auto Richtung ukrainisch-polnische Grenze. Die Straßen sind mit Autos verstopft, Lebensmittel und Benzin sind auf dem Weg dorthin kaum zu beschaffen. An der Grenze verabschiedet sich die Familie vom Vater. Dieser muss nach Charkiw zurückkehren.

Während Darias Mutter und Bruder in Polen Arbeit suchen, flüchtet Daria weiter mit dem Zug nach Österreich. Sie möchte dort über „Distance-Learning“ weiter studieren, Deutsch lernen und arbeiten. In Grafenwörth (Bezirk Tulln) findet sie ein zweites Zuhause bei Silvia und Walter Götz.
Menschen kennenlernen und Deutsch lernen
Das Ehepaar Götz hat für Daria extra ein kleines Zimmer eingerichtet. Dort malt die 19-Jährige Bilder, bastelt Puppen und Stofftiere und lernt mehrere Stunden am Tag Deutsch. Ihre Sprachkenntnisse zu verbessern und auch etwas für ihr Journalismus-Studium zu lernen ist Daria besonders wichtig, erzählt sie.
Bei einem Praktikum bei der ORF-NÖ-Sommertour will Daria die Regionen in Niederösterreich kennenlernen und mit Menschen in Kontakt treten. „Wir fahren durch so viele Städte und Dörfer in Niederösterreich. Ich lerne so viele Menschen kennen und kann mit ihnen reden. Ich kann beim Sommertour-Team viel lernen“, erzählt die Journalismus-Studentin.

Auch wenn Daria ihr neues „Zuhause“ und ihr Leben hier besonders schätzt, vermisst sie vor allem ihre Familie und ihre Haustiere. Tagtäglich hält sie mit ihrem Vater per Videochat Kontakt. Mit ihrer Mutter und ihrem Bruder telefoniert sie mehrere Male am Tag. Diese arbeiten in Polen, wollen aber bald nach Österreich kommen, um bei Daria zu sein.
„Ich wünsche mir, dass meine Familie zu mir nach Österreich kommen kann oder, dass wir nachhause in die Ukraine zurückkehren können. Ich vermisse mein Zuhause und meine Haustiere wirklich sehr. Ich will, dass es wieder Frieden in unserem Land gibt“, hofft die Studentin.