Leerer Fahrersitz eines Reisebusses
ORF/Petra Ottitsch
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Wirtschaft

Fahrermangel belastet Busfirmen

Der Arbeitskräftemangel macht auch vor den 155 Busunternehmen in Niederösterreich nicht Halt. Sie suchen dringend Lenkerinnen und Lenker. Viele von ihnen stiegen in der CoV-Pandemie auf einen anderen Job um, denn die traf die Reisebusbranche besonders hart.

Fünf Buslenkerinnen und Buslenker sucht derzeit das Autobusunternehmen „Zwölfer Reisen“ aus Melk. Doch nur wenige wollen sich hinter das Steuer eines Reise- oder Linienbusses setzen. Geschäftsführer Michael Ringsmuth erzählt gegenüber noe.ORF.at: „Ich mache das jetzt 25 Jahre, und so schlimm wie heuer war es noch nie. Wir mussten wegen des Fahrpersonalmangels teilweise Aufträge absagen und konnten manche nicht mehr annehmen.“

14 Linien- und 26 Reisebusse sind für das Mostviertler Unternehmen unterwegs. So wie viele in der Branche sucht es händeringend nach Fahrern und Fahrerinnen. Fündig wurde man auch im eigenen Betrieb, sagt Ringsmuth: „Wir konnten zwei Mitarbeiterinnen und einen Mitarbeiter vom Büro in der Coronazeit überzeugen, den Busführerschein zu machen. Diese drei Mitarbeiter sind jetzt fast täglich unterwegs, damit wir unsere Aufträge halbwegs erfüllen können.“

Frau sitzt hinter dem Steuer eines Reisebusses.
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Für Christine Reiter ist das Fahren eines Reisebusses seit 20 Jahren ihr Traumjob

Momentan sind in Ringsmuths Firma 47 Buslenker und Buslenkerinnen beschäftigt, niederösterreichweit sind es 1.500. Der Frauenanteil ist sehr niedrig. Christine Reiter arbeitet seit 20 Jahren als Reisebusfahrerin: „Viele Frauen trauen es sich nicht zu, mit so großen Fahrzeugen zu fahren. Doch das ist nur Übungssache. Wenn man das ein paar Mal gemacht und ein wenig Gespür hat, dann klappt das.“

„Familienfreundlich ist der Job als Reisebusfahrerin nicht“

Doch Reiter weiß auch, dass ihr Job als Reisebusfahrerin nicht für alle geeignet ist: „Familienfreundlich ist der Beruf nicht. Man ist viel unterwegs, auch an Wochenenden. Wenn man kleine Kinder hat, ist es sicher mühsam.“ Laut Wirtschaftskammer Niederösterreich (WKNÖ) sollen Frauen daher vor allem im Linienbusverkehr zum Einsatz kommen.

Reisebus steht auf dem Parkplatz der Busfirma.
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In Niederösterreich gibt es 155 Busunternehmen mit 1.000 Reise- und Linienbussen sowie 1.500 Buslenkerinnen und Buslenkern

„Wir sind über jeden Mitarbeiter froh, der kommt“

Die Fachgruppe Autobusunternehmungen der WKNÖ arbeitet mit dem AMS zusammen, das die Ausbildung zum Busfahrer bezahlt. Viele der Buslenker stehen zudem kurz vor der Pension und würden danach gerne weiterfahren. Knackpunkt ist aber die Zuverdienstgrenze, heißt es bei der WKNÖ.

Im Kampf gegen den Busfahrermangel will die Wirtschaftskammer auch Teilzeitmodelle ausbauen. Das kommt auch dem Mostviertler Busunternehmer Ringsmuth entgegen: „Wir nehmen jetzt eigentlich alle auf – egal ob 20, 30 oder 40 Stunden. Wir sind über jeden Mitarbeiter froh, der kommt.“