Wirtschaft

AMS-NÖ-Chef sieht Chance in Energiewende

Während in Sigmundsherberg (Bezirk Horn) laut Arbeitsmarktservice das europaweit erste Ausbildungszentrum für Klimaschutz entsteht, sieht AMS-NÖ-Chef Sven Hergovich in der Energiewende auch eine Chance für den Arbeitsmarkt mit tausenden neuen Arbeitsplätzen.

Österreich will bis 2040 klimaneutral werden, das bedeutet eine große Umstellung. Dass dabei auch enorme Herausforderungen auf Betriebe zukommen, bestätigt AMS-Chef Sven Hergovich in der ZIB Nacht. „Das eine ist natürlich, wenn wir das gesamte Energiesystem umstellen, dann müssen wir wissen, dass im Moment im Bereich der erneuerbaren Energien rund 30.000 Beschäftigte in ganz Österreich arbeiten. Wenn wir dem Erneuerbaren Ausbauplan der Bundesregierung folgen, dann werden da rund 66.000 zusätzliche Arbeitsplätze entstehen. Das heißt, wir haben hier eine enorme Steigerung der Beschäftigungsverhältnisse in diesem Bereich.“

Für „zielgerichtete Unterstützung“ der Industrie

Für die Industrie brauche es „zielgerichtete Unterstützung“. Es gehe darum, diese in Österreich zu halten und „dabei zu unterstützen, auf klimafreundlichere Produktionsmethoden umzustellen“. Für den Arbeitsmarkt sieht Hergovich die Energiewende als Chance. „Am Arbeitsmarkt ist die Energiewende sicher eine Chance, weil der Nettobeschäftigungseffekt ein positiver ist. Das heißt, durch die Umstellung auf erneuerbare Energien entstehen tatsächlich deutlich mehr Arbeitsplätze als wegfallen und das ist natürlich eine Chance.“

In Sigmundsherberg (Bezirk Horn) wird derzeit das laut Arbeitsmarktservice europaweit erste Ausbildungszentrum für Klimaschutz errichtet – mehr dazu in Bildungszentrum für Klimaschutz geplant (noe.ORF.at; 7.6.22). Dafür wird um 6,4 Millionen Euro das Berufliche Bildungszentrum umgebaut.

„Die Grundidee ist, dass wir versuchen wollen, die Techniker und Technikerinnen, die wir für die Energiewende brauchen, die wir für moderne Gebäudetechnologien brauchen, dass wir die hier im ersten Klimaschutzzentrum Europas in Sigmundsherberg ausbilden wollen. Das Ziel ist, dass wir nächstes Jahr, nach Errichtung dieses Klimaschutzausbildungszentrums, jährlich 400 Techniker und Technikerinnen dort ausbilden.“

Hergovich (AMS) will mehr Umwelt-Fachkräfte

Sven Hergovich, Arbeitsmarktservice-Niederösterreich-Geschäftsführer, will jährlich 400 Umwelttechniker in seinem Bundesland ausbilden lassen.

Ausbildungszentrum mit Unterkunft und Verpflegung

Derzeit sind beim AMS Niederösterreich etwa 37.000 Personen arbeitslos gemeldet. Auf die Frage, für wen diese Ausbildung Sinn mache, sagt Hergovich, dass nach „arbeitsmarktpolitischem Bedarf“ geschult werde und nicht nach bestimmten Personenmerkmalen. Das AMS habe sich aber vorgenommen, den Frauenanteil zu erhöhen, „weil wir insbesondere in unseren Beratungsgesprächen in den Berufsinformationszentren sehr oft die Rückmeldung bekommen, dass uns junge Mädchen sagen, sie haben nicht gewusst, dass sie auch in den technischen Bereich gehen können“. Hier solle ein Schwerpunkt gesetzt werden und das sei auch einer der Gründe, weshalb es am Standort kostenlose Kinderbetreuungsplätze geben wird.

Die Bemühungen seien groß, diese Ausbildung attraktiv zu gestalten. „Das heißt, wir werden neben dem Ausbildungszentrum auch ein Seminarhotel errichten, wo die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kostenlos wohnen können. Der Standort ist direkt an die ÖBB, an das Bahnnetz angebunden und wir bieten dort auch einen kostenlosen Mittagstisch, Frühstück und Abendessen mit regionaler Bioküche an.“ Für den Standort Sigmundsherberg habe man sich bewusst entschieden, so der AMS-NÖ-Chef. „Ich denke, man kann nicht immer sagen, wir wollen den ländlichen Raum, wir wollen die Regionen fördern und dann alles in den Ballungsräumen errichten. Man muss da schon auch selber mit gutem Beispiel vorangehen und gezielt auch Investitionen im ländlichen Raum tätigen.“