E-Busse im Weinviertel
ORF/Birgit Zrost
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Verkehr

Erstmals E-Busse auf Regionallinien

Im südlichen Weinviertel werden die Regionalbuslinien 530 und 535 komplett auf Elektrobusse umgestellt. Dieselbetriebene Fahrzeuge machen Platz für elf E-Busse. Im ländlichen Raum ist es laut den Verantwortlichen das erste Projekt dieser Art in Österreich.

Das Brummen des Dieselmotors war gestern, die elf neuen E-Busse fahren im Weinviertel leise und emissionsfrei. Konkret werden die Linie 535, die von Mistelbach über Schönkirchen (Bezirk Gänserndorf) nach Gänserndorf führt, sowie die Linie 530 von Gänserndorf über Raggendorf (Bezirk Gänserndorf) nach Wolkersdorf (Bezirk Mistelbach) von Diesel auf Strom umgestellt. Auf den beiden Strecken sind täglich etwa 1.200 Fahrgäste unterwegs, die Fahrpläne ändern sich durch die Umstellung nicht.

Am Steuer der E-Busse sitzen 27 speziell geschulte Lenkerinnen und Lenker. Einer davon ist Helmut Idinger. Er durfte bereits die ersten Runden mit Fahrgästen drehen. „Manche haben gleich Fotos gemacht“, schilderte er lachend, „es gibt aber bei manchen auch Bedenken, ob nicht unterwegs der Strom ausgeht.“

Grafik Buslinien mit E-Bussen im Weinviertel
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Die Buslinien 535 und 530 sollen ab September 100 Prozent elektrisch sein

Diese Sorgen seien aber unbegründet, versichert Postbus-Vorständin Silvia Kaupa-Götzl: „Wir testen schon seit dem Jahr 2015 E-Busse in unterschiedlichen Konditionen, Witterungsverhältnissen, Straßenverhältnissen, unterschiedlicher Topografie. Wir haben mittlerweile die Erfahrung, wie viel wir einplanen müssen, damit sichergestellt ist, dass auch der ‚Worst Case‘ durch den Bus und durch die Reichweite abgedeckt werden kann.“

Nach 80 Kilometern an die Schnellladestation

Damit das System funktioniert, müssen die Busse nicht nur in der Nacht, sondern auch untertags geladen werden. Nach der 80 Kilometer langen Strecke kommt der Bus für eine halbe Stunde an eine der extra eingerichteten Schnellladestationen. „Hier hat man eine neue Technik eingesetzt, den sogenannten Pantograf“, erklärte EVN-Vorstandssprecher Stefan Szyszkowitz, „also die Möglichkeit, mit einer Klemme den Strom von oben in die Batterien zu holen“.

Fotostrecke mit 9 Bildern

E-Busse im Weinviertel, Schnellladestation in Gänserndorf
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Über die Schnelllademasten können die Busse in ca. 30 Minuten aufgeladen werden
E-Busse im Weinviertel, Schnellladestation
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Ladestationen wurden in Gänserndorf, Mistelbach und Wolkersdorf errichtet
E-Busse im Weinviertel
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Die Regionalbusflotte besteht aus elf Bussen
E-Busse im Weinviertel, Schnellladestation in Gänserndorf
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Am Ende der Strecke – nach ca. 80 Kilometern – wird aufgeladen
Helmut Idinger, Busfahrer, an der Ladestation
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Über Nacht wird langsam aufgeladen
Helmut Idinger, Busfahrer
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Helmut Idinger ist seit 1998 Busfahrer, seit wenigen Tagen ist er elektrisch unterwegs
E-Busse im Weinviertel
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Der Komfort für die Fahrgäste soll durch die E-Busse gesteigert werden, an den Fahrplänen ändert sich laut VOR nichts
E-Busse im Weinviertel
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Die Ladestationen werden laut den Verantwortlichen mit Ökostrom versorgt
E-Busse im Weinviertel
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Die E-Busse sind zwischen Gänserndorf, Mistelbach und Wolkersdorf unterwegs

Diese Masten, die mit 300 kW die Busse aufladen, wurden von der EVN in Gänserndorf, Mistelbach und Wolkersdorf installiert. Über Nacht wird „klassisch“ mit Kabel angesteckt und langsam mit 150 kW geladen. Insgesamt kommen die neuen E-Busse mit einer Ladung mehr als 100 Kilometer weit. Das ist zwar deutlich weniger als bei älteren Dieselbussen, reicht aber für den Weg zur Ladestation. Hochgerechnet auf ein Jahr werden rund 1,3 Millionen Kilometer zurückgelegt.

Erste E-Bus-Flotte im ländlichen Raum

Elektrische Stadtbusse gibt es bereits häufiger, im ländlichen Raum ist es jedoch das erste Projekt dieser Art in Österreich, erklärte Verkehrslandesrat Ludwig Schleritzko (ÖVP) bei der Präsentation, „mit der Absicht, Vorreiter zu sein, aber natürlich auch mit der Absicht, Vorbild zu sein. Wir wollen damit zeigen, wie zukunftsorientierter öffentlicher Verkehr gelingen kann.“ Bis spätestens Ende September soll die Umstellung abgeschlossen sein.

Beteiligt an der Umstellung waren das Land Niederösterreich, der Verkehrsverbund Ostregion (VOR), Postbus, der Energieversorger EVN und EvoBus Austria. „Erfolgsvoraussetzung bei einem derartig komplexen Projekt ist die nahtlose Zusammenarbeit aller beteiligter Partnerinnen und Partner“, sagte VOR-Geschäftsführer Wolfgang Schroll.