„O namenlose Freude“ sangen Weltstar Jonas Kaufmann als Florestan und Sinead Campbell-Wallace als Leonore. Die Zwischentexte zu „Fidelio“ von Walter Jens las der Schauspieler Peter Simonischek. Es war eine Koproduktion des Gstaad Menuhin Festival und des Grafenegg Festivals. „Viel Beifall im ausverkauften Wolkenturm“, schreibt Ewald Baringer von der Austria Presse Agentur.
„Besonders erfreulich fielen neben Campbell-Wallace, die im Vorfeld bereits für zwei erkrankte Kolleginnen eingesprungen war, vor allem Christina Landshamer als Marzelline, Matthias Winckhler als Don Fernando und Andreas Bauer Kanabas als Rocco auf. Falk Struckmann als grobschlächtiger Don Pizarro, Patrick Grahl als Jaquino und natürlich Jonas Kaufmann komplettierten die ansehnliche solistische Besetzung“, so der APA-Kritiker.
Jaap van Zweden, seit 2018 Chefdirigent der New Yorker Philharmoniker, leitete am Wolkenturm das Orchester des renommierten Schweizer Festivals. Ludwig van Beethovens einzige Oper „Fidelio“ gilt als musikalisches Plädoyer für Liebe, Treue und Freiheit, die am Sonntagabend noch einmal in Grafenegg (Bezirk Krems) zu sehen und hören ist.
Rudolf Buchbinder: „Eine Traumbesetzung“
Für etwas dramaturgische Belebung sorgte Peter Simonischek, der Passagen aus „Roccos Erzählung“ von Walter Jens einstreute. Dieser Text beleuchtet die Handlung aus der Perspektive des Kerkermeisters, der sich im Konflikt zwischen Pflicht und Menschlichkeit befindet und innerlich sozusagen schon gekündigt hat. Eine feine psychologische Ergänzung zum Libretto in kongenialer Interpretation.
Rudolf Buchbinder, künstlerischer Leiter des Festivals: „Es freut mich, dass wir endlich nachholen konnten, was eigentlich schon für das Beethoven-Jahr 2020 vorgesehen war: Beethovens einzige Oper am Wolkenturm in einer Traumbesetzung. Diesem grandiosen Auftakt werden nun bis 4. September eine Vielzahl weiterer Highlights folgen – unter anderem Konzerte mit dem Pittsburgh Symphony Orchestra unter Manfred Honeck und mit dem London Symphony Orchestra unter Simon Rattle.“

Große Klassik, einfache Zugänge – dieses Motto schreibt sich das Festival Grafenegg auf die Fahnen. „Es ist am Samstag vor ausverkauften Rängen in Bestbesetzung in die Saison gestartet“, schreibt Gerald Heidegger in ORF.at. Mehr Klang als in der Oper bot vor allem das Schweizer Festival Orchester in Gstaad. Auch die Wiesenplätze waren bis aufs Letzte belegt. Und man durfte sich denken: Endlich stören bei diesem Befreiungswerk keine ambitionierten Regieeinfälle mehr dazu in Ein großer „Fidelio" auf der Wiese“ (news.ORF.at; 14.8.2022).
Von Grimaud über Capucon bis zu Kopatchinskaja
„Niederösterreich ist heute Kulturland, das Kunst und Kultur in allen Ecken und Enden des Landes ermöglicht. Sowohl regionale Angebote als auch kulturelle Leuchttürme wie das Grafenegg Festival leuchten weit über die Landesgrenzen hinaus. Das ist dem Miteinander und dem Engagement vieler Menschen, wie Rudolf Buchbinder, dem künstlerischen Leiter des Grafenegg Festivals, zu verdanken“, sagte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP).
Im weiteren Verlauf des Festivals sind unter anderem Konzerte des Pittsburgh Symphony Orchestra gemeinsam mit Helene Grimaud und Gautier Capucon zu hören. Das London Symphony Orchestra ist mit Chefdirigent Simon Rattle zu Gast, die Wiener Philharmoniker unter Esa-Pekka Salonen und Patricia Kopatchinskaja tritt mit Il Giardino Armonico auf.
Grafenegg-Geschäftsführer Philipp Stein: „Unser Composer in Residence ist heuer der international gefeierte österreichische Komponist Georg Friedrich Haas, dessen zweites Violinkonzert bei uns zum ersten Mal in Österreich gespielt wird. Am letzten Festivalsonntag wird seine ‚Parkmusik für Grafenegg‘ bei freiem Eintritt im Schlosspark uraufgeführt – gespielt von 160 Blasmusikerinnen und -musikern aus ganz Niederösterreich.“ Den Festivalabschluss bildet das Tonkünstler-Orchester gemeinsam mit Lorenzo Viotti am Pult und Rudolf Buchbinder am Klavier.