Weinreben und Schere bei Weinlese
APA/Helmut Fohringer
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WIRTSCHAFT

Weinernte: Trauben überstehen Trockenheit

Wegen der Klimakrise haben einzelne Betreibe bereits die Weinlese gestartet, die Trauben dürften die Trockenheit überstanden haben. Der Großteil der Betriebe beginne Mitte September, so die Landwirtschaftskammer. Erwartet wird eine durchschnittliche Ernte.

Tiefe Wurzeln helfen den Weinreben, die derzeit herrschende Trockenheit in Ostösterreich recht gut zu überstehen. Im Gegensatz zu anderen Kulturen profitiert der Wein von der aktuellen Witterung sogar, nur vereinzelt gibt es Schäden. Auffällig ist allerdings das Erntedatum, denn die ersten Betriebe haben die Lese bereits gestartet. Mitte August, das ist wesentlich früher als es etwa vor 20 Jahren der Fall war – damals wurden die Trauben Mitte, Ende September geerntet.

Vorjahr brachte besonders gute Ernte

Im Vergleich zu den vergangenen Jahren erwartet man in Niederösterreich aus aktueller Sicht eine durchschnittliche Ernte, so Johann Graßl, Referatsleiter Weinbau in der Landwirtschaftskammer Niederösterreich. Im Vorjahr lief die Ernte im größten Weinanbau-Bundesland mit 1,63 Millionen Hektolitern besonders gut.

Die Voraussetzungen für eine gute Qualität des Jahrgangs sind laut Graßl da – aber Regen in den letzten zwei Wochen vor oder während der Lese könnte das noch verändern. Bei jungen Weinstöcken könne man heuer nicht mit sehr viel Ertrag rechnen, auch wenn es noch regnen sollte, meinte er. In Niederösterreich werden übrigens kaum Flächen bewässert.

Weinlese
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Bei jungen Weinstöcken erwarten Experten der Landwirtschaftskammer Niederösterreich heuer nicht sehr viel Ertrag

In Niederösterreich wird derzeit ein Lesebeginn großteils „um die zweite Septemberwoche“ erwartet, sagte Grasl. Damit wird später gestartet als beispielsweise 2018, 2011 oder 2003, als die Weintrauben bereits ab August geerntet wurden.

Derzeitige Wettersituation noch nicht negativ

Die Wissenschaft erwartet für die kommenden Jahre und Jahrzehnte aufgrund der menschengemachten Klimakrise immer extremere Hitzewellen und noch länger anhaltende Dürreperioden. Auch die burgenländische Landeshauptmann-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf (SPÖ) warnte unlängst im Zusammenhang mit der Grundwasserproblematik im Seewinkel, dass der Weinbau unter sinkendem Grundwasserspiegel leiden könnte. Zwar sind Weinstöcke Tiefwurzler, sie geraten aber unter Druck, wenn der Grundwasserspiegel sinkt.

Aktuell gebe es damit noch keine zu großen Probleme, so Verena Klöckl, Koordinatorin der Weinbauberatung in der Burgenländischen Landwirtschaftskammer. Sie erklärte im Gespräch mit der APA: „Die Rebwurzel geht sehr tief hinunter, daher hat die Trockenheit noch keinen großen negativen Einfluss auf die Qualität.“ Lediglich bei jungen Rebstöcken, mit einem Alter von bis zu drei Jahren, könne es vorkommen, dass man einzelne mit braunen Blättern vorfindet.

Weinlese
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„Der Wein ist eine Kultur, die sehr lange ohne Regen auskommt“, so die burgenländische Weinbauberaterin Verena Klöckl

Für die Gesundheit der Blätter ist zu viel Regen schädlich, denn zu viel Feuchtigkeit führt zu Pilzinfektionen. Worst-Case-Szenario für die Reben seien Wetterbedingungen mit Niederschlägen alle paar Tage, bei denen die Blätter ständig nass sind und nicht abtrocknen können. „Der Wein ist eine Kultur, die sehr lange ohne Regen auskommt“, so die Koordinatorin mit Verweis auf die großen weinproduzierenden Länder Spanien, Italien oder Frankreich.

Im Burgenland wird nur vereinzelt bewässert

„Die heurige Witterung ist nicht negativ. Es gibt kaum kranke, befallene Blätter“, rechnet Klöckl mit einer guten Weinqualität im Burgenland. Bewässert wird der Wein laut ihren Angaben nur vereinzelt: „Man versucht, schon in der Rebschule hinzuerziehen, dass sie Wurzeln ausbilden und nicht auf Bewässerung angewiesen sind.“

Die zu erwartende Erntemenge 2022 lasse sich noch schwer abschätzen, im Vorjahr waren es im Burgenland 582.000 Hektoliter und mit einer ähnlichen Menge rechnet Klöckl auch dieses Jahr. Vom Zeitpunkt her erfolgt die Weinlese aber früher als noch etwa vor 20 Jahren, denn die ersten Betriebe im Bezirk Neusiedl am See haben damit schon begonnen.