„Dieses Wörterbuch der Sportethik enthält 58 Artikel, in denen der Wettkampfsport hinsichtlich Fairness und Respekt beobachtet und reflektiert wird“, erklärt der Pater. Viele kennen den 72-Jährigen noch von seiner früheren Funktion als Olympia- und Paralympicseelsorger („Olympia-Kaplan“). Von 1984 bis 2012 begleitete Bernhard Maier österreichische Mannschaften zu 16 Olympischen Sommer- und Winterspielen, zu verschiedenen Weltmeisterschaften und zu sieben Paralympics.
Eine Kollektivstrafe für ein Land?
Maier möchte in dem in der edition Widerhall erschienenen Buch Antworten geben auf aktuelle Fragen wie diese: „Darf angesichts staatlich tolerierter und geförderter Dopingpraktiken der internationale Sport eine sportliche Kollektivstrafe über ein Land verhängen?" Doch auch politische Ereignisse können zu solchen Strafen führen. Sportlerinnen und Sportler aus Russland und Belarus wurden seit der Invasion Russlands in der Ukraine von vielen internationalen Sportwettbewerben ausgeschlossen, auch bei den derzeit stattfindenden Schwimm-Europameisterschaften in Rom gibt es keine Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus diesen beiden Ländern.

Weitere Themen, die Maier in dem Buch anspricht: "Sind Whistleblower im Sport Verräter oder Helden? Welche Möglichkeiten hat das Internationale Olympische Komitee, Menschenrechtsfragen beim Gastland anzusprechen und sportpolitische Maßnahmen zu ergreifen?“, heißt es auf der Website des Verlages. Doch Fragen der Sportethik sollten schon viel früher gestellt werden: „Wie gestaltet man die Fairnesserziehung im schulischen Sportunterricht?“, so der Autor.
Gratulation für das „Dictionarum“ seitens des IOC
Der Theologe und promovierte Sportwissenschafter, der sich 2006 an der Universität Wien für Sportethik habilitierte, sieht sein „Dictionarium“ anwendungsorientiert. Er habe so konkret wie möglich vorgehen wollen, so der Pater im Namen seiner drei Mitautoren, unter ihnen der Sportethiker Paul R. Tarnmann, Maiers Nachfolger am Zentrum für Sportwissenschaft an der Universität Wien.
Bernhard Maier berichtet, dass es internationale Reaktionen auf die Veröffentlichung des Wörterbuchs der Sportethik gebe. „Thomas Bach, Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), sowie IOC-Generaldirektor Christophe De Kepper haben bereits zum vorliegenden Dictionarium gratuliert“ und ihm dafür gedankt, so der Autor. Auch innerhalb der Katholischen Kirche gab es Lob: Sepp Eppensteiner und Pepi Frank von der Diözesansportgemeinschaft Österreichs bezeichneten das Buch als „wissenschaftlichen, sportethischen und praxisnahen Kompass für die Sportwelt“, das Buch sei eine wichtige Orientierungshilfe.