Bäume Gaming
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Chronik

Drei Tote: Windspitzen von 170 km/h gemessen

Auf einem Wanderweg im Raum Gaming (Bezirk Scheibbs) sind am Donnerstagnachmittag drei Frauen ums Leben gekommen. Laut Polizei wurden sie von einem umstürzenden Baum erschlagen. Die Windspitzen erreichten in der Region zur Unglückszeit 170 km/h.

Laut Polizei waren fünf Wanderinnen am Donnerstag auf die Herrenalm unterwegs. Auf ihrem Rückweg zum Parkplatz Taglesbach wurden sie laut Polizeisprecher Johann Baumschlager gegen 17.00 Uhr „von einem wirklich heftigen Unwetter samt Hagelschauer und extremen Windspitzen überrascht“. Dabei seien zahlreiche Bäume in Richtung der Wandergruppe umgestürzt.

Die Auswertung einer Wetterstation im nahegelegenen Lackenhof ergab zur fraglichen Zeit Windgeschwindigkeiten von 170 Kilometern pro Stunde. Zum Vergleich: Die höchste Stufe der zwölfteiligen Beaufort-Skala zur Klassifizierung der Windstärke, jene des Orkans, beginnt bei 118 km/h.

Kein Mobilfunknetz verfügbar

Drei der Frauen im Alter von 52, 57 und 58 Jahren wurden von einem großen Baum erfasst und tödlich verletzt. „Sie haben angehalten, um sich ihre Jacken anzuziehen, als Wind und Regen einsetzten und die Bäume umstürzten“, berichtete der Bezirkspolizeikommandant von Scheibbs, Thomas Heinreichsberger, der an der Bergung beteiligt war. Die Frauen stammten aus den Bezirken Melk in Niederösterreich und Kirchdorf in Oberösterreich. „Die beiden weiteren Frauen sind unverletzt geblieben. Sie wollten einen Notruf absetzen, was jedoch aufgrund des fehlenden Mobilfunknetzes dort nicht funktionierte“, so Polizeisprecher Baumschlager.

Sie liefen Richtung Parkplatz und trafen dort auf eine Person, die schließlich die Rettungskräfte verständigte. Diese konnten nur noch den Tod der drei Frauen feststellen. „Im westlichen Niederösterreich hat man nicht immer Handyempfang“, erklärt Franz König von der Bergrettung Lackenhof. Der Unglücksort liegt in einem solchen Gebiet.

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Im Raum Gaming (Bezirk Scheibbs) spaltete der Sturm ganze Bäume
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Gesunde Bäume mit bis zu einem Meter Durchmesser knickten um
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Die Böen waren so stark, dass sogar ganze Wurzelstöcke aus der Verankerung gerissen worden sind
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Wege und Forststraßen sind derzeit teilweise nicht passierbar
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Hubschraubereinsatz zu gefährlich

Bei der Unglücksstelle handelte es sich laut Polizei um schwer zugängliches Terrain. Ein zwischenzeitlich angeordneter Hubschrauber konnte vor Ort nicht eingesetzt werden. „Durch den Rotordruck in dem steilen Gelände wären die geknickten und teilweise hängenden Bäume in Bewegung geraten und hätten die Rettungskräfte massiv gefährdet“, so Heinreichsberger. Die drei Leichen wurden deshalb von Mitgliedern der Bergrettung zu Fuß geborgen und auf die nächste Forststraße gebracht.

Bericht vom Unglücksort

Reporterin Nina Pöchhacker berichtet nahe der Unglücksstelle über die Ermittlungen der Polizei.

Bei den Rettungs- und Bergearbeiten waren 50 Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren Gaming, Lackenhof und Lunz sowie zehn Mitglieder der Bergrettung Lackenhof im Einsatz. Seitens der Exekutive waren die Alpinpolizei, sowie Bezirksstreifen aus Gaming und Lunz, am Einsatzort, dazu kamen der Notarzthubschrauber Christophorus 15 und ein Polizeihubschrauber.

Kein Verdacht auf Fahrlässigkeit

Zum Unfallhergang begann die Alpinpolizei noch am Abend mit den Ermittlungen, so Baumschlager: „Dabei wurde festgestellt, dass die umgestürzten Bäume augenscheinlich keine Vorschäden aufgewiesen haben und offensichtlich durch den Sturm umgestürzt sind.“ Dieser Sachverhalt sei der Staatsanwaltschaft übermittelt worden, die keine weiteren Maßnahmen angeordnet habe. Die Ermittler gehen also nicht von einem Fahrlässigkeitsdelikt aus. Im Laufe des Freitags sollen jedoch weitere Erhebungen durchgeführt werden.

Der Wanderweg darf vorerst nicht benützt werden. Wegen „anhaltender Gefährdung durch umgestürzte Bäume“ sei der Alpinweg von Seehof in Richtung Mittersee und Herrenalm von der Bezirkshauptmannschaft Scheibbs behördlich gesperrt worden, voraussichtlich bis inklusive Montag. „Wir ersuchen Wanderer, dieses Gebiet zu meiden“, hieß es am Freitagmorgen von der Polizei.

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Sturmschäden
Feuerwehr Krems
In Langenlois (Bezirk Krems) verwehte der Sturm ein Holzdach
Sturmschäden
Feuerwehr Krems
Auch diese Scheune in Gedersdorf (Bezirk Krems) wurde vom Sturm auf das Nachbargrundstück getragen
Sturmschäden Zöbing
Feuerwehr Krems
Zahlreiche Bäume blockierten Straßen im Bezirk Krems
Sturmschäden
Feuerwehr Krems
Auch viele Bahnverbindungen waren längere Zeit unterbrochen

Krems: Baum verletzte Mann im Auto

Auch in Krems rückten die Feuerwehren zu insgesamt 70 Sturmeinsätzen aus. Dutzende Bäume knickten auch hier ei und fielen zum Teil auf parkende Autos und Straßen. Ein Mann in Krems, der Schutz in seinem Auto gesucht hatte, wurde von einem Baum getroffen. Der Baum zertrümmerte die Fensterscheibe der Fahrertür, der Mann erlitt durch die Glassplitter Verletzungen am Rücken.

Beeinträchtigungen gab es auch im Straßenverkehr. Die Straßen S5, B3, B33, B37a, B218, B38 wurden zeitweilig durch Bäume oder oder Gegenstände blockiert. In Gedersdorf (Bezirk Krems) wurde die Holz-Eternit-Konstruktion einer Scheune auf das Nachbargrundstück geschleudert, in Langenlois (Bezirk Krems) wurde ein Holzdach auf einer Länge von 25 Metern auf das Gelände einer benachbarten Firma geweht.