Unwetterschäden am 18. August 2022 in Gedersdorf
Freiwillige Feuerwehr Gedersdorf
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Chronik

Unwetter: Gewitterfront verursachte „Böenlinie“

Die von Süden aufgezogene Gewitterlinie, die am Donnerstag in Österreich fünf Menschen in den Tod gerissen hat, habe eine sogenannte Böenlinie verursacht, umschrieb der Meteorologe Bernd Niedermoser die Besonderheiten der Unwetterkatastrophe.

"Dabei strömte die aus den Gewittern ausfließende Kaltfront der Gewitterlinie voraus und verursachte ungefähr zehn Minuten vor den Gewittern heftige Sturmböen, so Bernd Niedermoser von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in Wien am Freitag auf APA-Anfrage.

Derartige Situationen kommen laut dem Experten zum Beispiel in Oberösterreich und Niederösterreich oft vor, wenn Gewitterlinien aus Bayern aufziehen, und seien hier meist auch gut vorhersagbar. Im gebirgigen Gebiet Österreichs seien sie deutlich seltener und hier seien die Verstärkungen und Abschwächungen durch Berge und Täler schwieriger prognostizierbar.

„Für Menschen im Freien bedeuten die Böenlinien außerdem, dass sie die Bedrohung durch das aufziehende Gewitter nicht so stark wahrnehmen, da Warnsignale wie schwarze Wolken, Blitze und Donner noch weiter weg sind, während die herannahende Böenlinie nicht sichtbar ist und extrem schnell auftaucht“, so Niedermoser.

Unwetterschäden am 18. August 2022 in Gedersdorf
Freiwillige Feuerwehr Gedersdorf
Unwetterschäden in Gedersdorf (Bezirk Krems)

100-km/h-Windspitzen im Sommer nicht ungewöhnlich

Auch die Windstärken waren außergewöhnlich: Windspitzen über 100 km/h durch Gewitter sind laut ZAMG in den Tallagen Kärntens sehr selten. In den vergangenen 30 Jahren habe es in den tiefen Lagen des Bundeslands in den Sommermonaten zehn Mal Spitzen über 100 km/h gegeben, den gestrigen Donnerstag, als in St. Andrä im Lavanttal, wo die beiden Todesopfer zu beklagen sind, 103,3 km/h gemessen wurden, schon eingerechnet. In der Messgeschichte der Wetterstation St. Andrä selbst, die etwa 30 Jahre zurückgeht, gab es demnach zwei Mal über 100 km/h im Sommer, inklusive der jüngsten Katastrophe.

An der Wetterstation Neumarkt (Steiermark) wurden am Donnerstag 139 km/h gemessen. Das kam hier seit Messbeginn im Jahr 1993 noch nie vor: Die höchste hier bisher gemessene Windspitze waren 100 km/h im Jänner 2008. In Niederösterreich hingegen seien Windspitzen über 100 km/h im Sommer nicht ungewöhnlich und kämen fast jedes Jahr an zumindest einer Messstation vor.