EVN-Zentrale in Maria Enzersdorf
APA/Helmut Fohringer
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Wirtschaft

EVN: Konzerngewinn im Quartal etwas höher

Der börsennotierte Energieversorger EVN mit Sitz in Maria Enzersdorf (Bezirk Mödling) hat nach drei Quartalen einen etwas höheren Konzerngewinn erzielt, operativ ging das Ergebnis aber zurück, berichtete das niederösterreichische Unternehmen am Donnerstag.

Den Ausblick bestätigte die EVN. Die Energiegroßhandelspreise bewegten sich auf Höchstständen, eine Trendumkehr sei vorerst nicht absehbar, so die EVN. Der Energievertrieb sei aufgrund gestiegener Beschaffungskosten unter Ergebnisdruck.

Die Verwerfungen auf den internationalen Energiemärkten trieben die Beschaffungskosten der EVN deutlich nach oben und drückten auch auf das operative Ergebnis. Der Aufwand für Fremdstrombezug und Energieträger stieg in den ersten drei Quartalen des laufenden Geschäftsjahres 2021/22 um 1 Mrd. auf 1,7 Mrd. Euro, nach 776 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte.

Die Vertriebsgesellschaft EVN KG hat heuer mit 24 Mio. Euro deutlich weniger verdient als im Vorjahreszeitraum mit 77 Mio. Euro. Im Gesamtjahr rechne die EVN mit einem weiteren starken Rückgang: Die Vertriebsorganisation werde bestenfalls eine schwarze Null erzielen, so EVN-Sprecher Stefan Zach zur Austria Presse Agentur.

Der Rückgang des Ergebnisanteils der at-equity einbezogenen Unternehmen mit operativem Charakter sank laut Mitteilung um 35 Prozent auf 100,7 Mio. Euro, ein Großteil davon entfalle auf die EVN KG in Österreich. Die gestiegene Nachfrage nach Gasspeichern führte zu einem höheren Ergebnisbeitrag des mehrheitlich der EVN gehörenden Gasspeicherunternehmens RAG.

EVN rechnet heuer mit deutlich weniger Gewinn als 2021

Für das Gesamtjahr erwartet die EVN weiterhin ein Konzernergebnis in einer Bandbreite von etwa 200 bis 240 Mio. Euro. Damit rechnen die Niederösterreicher aber mit deutlich weniger Gewinn als im vorangegangen Geschäftsjahr (325 Mio. Euro) – bei einem Erreichen der Prognoseobergrenze von 240 Mio. Euro würde der Rückgang rund 26 Prozent betragen.

Firmenzentrale der EVN in Maria Enzersdorf
ORF.at/Michael Baldauf

In den ersten drei Quartalen stieg der Konzerngewinn leicht um 1,7 Prozent auf 228,4 Mio. Euro. Das Ergebnis vor Ertragssteuern war stabil bei rund 295 Mio. Euro. Das Finanzergebnis erhöhte sich von 2,8 auf 4,8 Mio. Euro, unter anderem wegen einer höheren Dividende des Verbund für 2021 und geringeren Zinsaufwendungen nach einer planmäßigen Anleihentilgung. Das EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) sank um 11,8 Prozent auf 578,1 Mio. Euro. Die Abschreibungen waren rückläufig. Das operative Ergebnis (EBIT) ging leicht um 0,6 Prozent auf 290,2 Mio. Euro zurück.

Die Umsatzerlöse stiegen in den ersten drei Quartalen um 64,6 Prozent auf 2,9 Mrd. Euro, getrieben durch eine Vielzahl von Einzeleffekten. So brachten in Südosteuropa vor allem die stark gestiegenen Strompreise deutliche Zuwächse im Energievertrieb, in Österreich wirkten sich neue Netznutzungsentgelte positiv auf die Netzerlöse aus. Weitere wichtige Impulse lieferten unter anderem Mengen- und Preiseffekte in der erneuerbaren Stromerzeugung, Preisanpassungen bei der EVN Wärme und höhere Umsatzerlöse aus dem Gashandel. Zuwächse gab es auch im internationalen Projektgeschäft.

Stromerzeugung ging um 5,2 Prozent zurück

Die Stromerzeugung lag mit 2.763 GWh (Gigawattstunden) um 5,2 Prozent unter dem Vorjahr. Der Erneuerbaren-Anteil betrug 64,2 Prozent, nach 59,9 Prozent. Ein überdurchschnittlich gutes Windaufkommen kompensierte das geringere Wasserdargebot. Die Stromerzeugung in den Wärmekraftwerken ist aufgrund der Veräußerung der 49-Prozent-Beteiligung am deutschen Kohlekraftwerk Walsum 10 an die Steag um 15,5 Prozent auf 989 GWh gesunken. Gegenläufig wirkte hier eine deutliche Zunahme der Abrufe des Kraftwerks Theiß zur Netzstabilisierung.

Der Stromverkauf an Endkunden stieg mengenmäßig um 5,4 Prozent auf rund 16.400 GWh, bei Gas gab es dagegen einen Rückgang um 7,3 Prozent auf mehr als 4.600 GWh. Relativ stabil war der Wärmeverkauf mit rund 2.200 GWh (minus 0,5 Prozent). Die Heizgradsumme, die den temperaturbedingten Energiebedarf definiert, lag in den ersten drei Quartalen (Oktober 2021 bis Juni 2022) allen drei Kernmärkten der EVN über dem langjährigen Durchschnitt.